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Eschenbach
17.05.2023
18.05.2023 14:50 Uhr

Dorfkern Eschenbach: keine Integration für Behinderte.

Der barrierefreie Zugang zum Bus ist nicht möglich, der Buschauffeur muss aussteigen und die Rampe ausklappen.
Der barrierefreie Zugang zum Bus ist nicht möglich, der Buschauffeur muss aussteigen und die Rampe ausklappen. Bild: Markus Arnitz, Linth24
Bei der Neugestaltung des Dorfkerns Eschenbach spielten die Bedürfnisse Behinderter offenbar eine untergeordnete Rolle.

Die Neugestaltung des Dorfkerns Eschenbach war eigentlich auch für die Inklusion behinderter Menschen gedacht. Die Begehung von Linth24 vor Ort mit Betroffenen zeigte rasch, dass «gedacht» nicht zwangsläufig auch «gemacht» heissen muss.

Das Gesetz über die Eingliederung behinderter Menschen (Art. 22) sieht vor, dass alle neuen und privaten der Öffentlichkeit zugänglichen Gebäude und Anlagen so angelegt werden müssen, dass sie für behinderte Menschen zugänglich und benutzbar sind. Dazu gehört auch der autonome Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln.

Zu wenig hoch, zu wenig breit

Die Bushaltestelle bei der Post Eschenbach entspricht nicht den Normen für Behindertengerechtes Bauen. Keine der künftigen Haltestellen  Sternen von und nach Rapperswil und Atzmännig ist aufgrund der topographischen Verhältnisse und Schleppkurven 22cm hoch. Hinzu kommt, dass die beiden Bushaltestellen Post auch noch in einem Quergefälle für aussteigende ÖV-Benutzer von 6% sind, was ebenfalls der Norm widerspricht. Die künftigen Bushaltestellen sind auch noch zu schmal. Statt der geforderten 2.70m sind die neuen Bushaltestellen nicht einmal 2m breit. In Anbetracht der vielen täglichen Schulreisen die dort umsteigen müssen, sind Konflikte vorprogrammiert.

Mit demselben Problem konfrontiert sehen sich auch Eltern mit Kinderwagen und ältere Menschen, die auf den Rollator angewiesen sind. 

 

 

  • Die frühere Bushaltestelle vor der Bäckerei, bot Menschen im Rollstuhl genug Platz zum manövrieren... Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Die Haltestelle wurde neu verlegt. Dort ist das Einsteigen für Rollstühle massiv erschwert. Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Unnötige Hürde: der neu gebaute Teil der Rütistrasse nahe beim Dorfzentrum. Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Auch beim Fussgängerstreifen: kein ungehinderter Zugang zum Trottoir. Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Auch mit Elektro-Zughilfe ist der Übergang von Strasse zu Trottoir alles andere als einfach. Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Auch mit Elektro-Zughilfe ist der Übergang von Strasse zu Trottoir alles andere als einfach. Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Begehung der neuen Bushaltestellen und der Renovation der Rütistrasse mit Betroffenen. Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Zu schmal zum manövrieren Bild: Markus Arnitz, Linth24
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Einstieg in Bus nur mit Hilfe möglich

Auf die Bitte betroffener Rollstuhlfahrerinnen nahm Linth24 einen Augenschein und stellte fest, dass das durch das Behindertengesetz geforderte, selbständige Ein- und Aussteigen in den Bus unmöglich ist. Der Buschauffeur muss aussteigen und die Rampe ausklappen. Das hydraulische Auf- oder Absenken des Bus hilft auch nicht. 

 

  • Die neue Bushaltestelle bei der Post Eschenbach entspricht nicht den geforderten Normen für behindertengerechtes Bauen. Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Der barrierefreie Zugang zum Bus ist nicht möglich, der Buschauffeur muss aussteigen und die Rampe ausklappen. Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Menschen im Rollstuhl müssen die Rütistrasse HINAUF fahren, um die Kurve und dann die Rössligass - ohne Trottoir - hinunter zur Post. Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Der Zugang von der Bushaltestelle zu Post ist nicht behindertengerecht, sondern ein unnötiger Kraftakt für die Betroffenen. Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Kein direkter Zugang von der Bushaltestelle zur Post. Bild: Markus Arnitz, Linth24
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Subventionen nicht zweckgemäss verwendet

Das Projekt wurde zu 35% vom Aggloprgramm des Bundes subventioniert, weil man mit dem Umbau vor allem die Situation des Langsamverkehrs und den Nutzen des öffentlichen Verkehrs verbessern musste. Wer heute durch Eschenbach geht oder gar mit einem Rollstuhl rollt, wird wenig davon spüren. Die Wege von A nach B wurden verlängert, wartende ÖV-Nutzer stehen ohne Dach an einer zu engen Bushaltestelle und Kopfsteinpflaster wurden nicht durch einfache, rollstuhlgängige Beläge ersetzt.

Laut Aussage der Betroffenen beschied die Projektleitung des Kantons zu Anfragen diesbezüglich, man würde sich an den geltenden Normen orientieren. Ein Miteinbezug Betroffener direkt vor Ort fand nie statt.

Markus Arnitz, Linth24