Auch in Rapperswil fand am gestrigen 14.Juni ein Frauenstreik statt. Eigentlich war es nicht ein Streik, sondern ein Aktionstag für gleiche Rechte von Frau und Mann, gegen Lohndiskriminierung und gegen sexuelle Gewalt. Aber «Frauenstreik» klingt Marketingtechnisch irgendwie aufregender.
Vor lauter Aufregung verloren auch Journalistinnen ihre professionelle Distanz zum Ereignis.
Auf dem Engelplatz in der Rapperswiler Altstadt trafen sich am Mittag ein paar dutzend Frauen und etwas weniger Kinder und Männer. Diese Fakten zu nennen, die durch Bilder der Organisatoren belegt sind, gehören zum journalistischen Handwerk. Doch Christine Schibschid von der Linthzeitung fabulierte lieber.
Ihr Titel zur Zeitungs-Story lautete: «Hunderte von Frauen streikten friedlich in Rapperswil-Jona». Im Text schreibt sie ein Mal von «200 Personen» und dann von «200 Teilnehmerinnen». Die begnadete Linthzeitung Fotografin Manuela Matt griff – wie schon beim Bericht über das misslungene Meeting mit SO Media Verleger Hanspeter Lebrument (https://linth24.ch/articles/20-ein-verleger-am-rand-seines-imperiums) - tief in die optische Trickkiste. Sie fotografierte die Grüppchen so, dass es nach viel aussah. Und da wo es gar nicht anders ging, zeigte sie nur Einzelpersonen.
So funktionieren heutzutage Fake-News in Texten und Bildern.
Wer so eifrig ans Werk geht, schadet der Sache mehr, als dass er ihr nützt. Beschädigt wird nicht nur der Ruf des Journalismus, sondern auch die Glaubwürdigkeit der Aktion selbst. Es ist keine Schande, dass in der Altstadt nur relativ wenige Frauen am Aktionstag teilnahmen. Gesamtschweizerisch war es beachtlich, was alles in Bewegung war. Journaltisch fragen könnte man allerdings, ob es Sinn macht, derartige Kleinstaktionen wie die von Rapperswil-Jona auf die Beine zu stellen.
Fakten darlegen und Fragen stellen, ist der Job von Medienschaffenden. Nicht Schönschreiberei.