Letzten Samstag veröffentlichte die Linth-Zeitung mit Stadtpräsident Martin Stöckling ein «grosses Interview». Zur Sprache kam auch die Freistellung des Stadtschreibers. Dabei hat sich wieder bestätigt: Der Info aus dem Stadthaus ist nicht zu trauen.
Griff in die Stadtkasse?
So lief die Trennung ab: Der Stadtpräsident schrieb am 27. März an alle Stadt-Angestellten: «Ich informiere euch darüber, dass das Arbeitsverhältnis mit Reto Rudolf aufgrund von unterschiedlichen Auffassungen über das Rollenverständnis als Stadtschreiber aufgelöst wird. Reto Rudolf ist mit sofortiger Wirkung freigestellt. Beste Grüsse, Martin Stöckling»»
Bei einer «sofortigen Freistellung» glaubte aber niemand an ein banales, unterschiedliches Verständnis über die Rolle des Stadtschreibers, sondern dachte an einen Griff in die Stadtkasse oder an noch Wüsteres.
Auf einmal Einvernehmen
Einen Tag nach dem Rauswurf sagte die städtische Kommunikationschefin, es werde über den Fall «zeitnah» informiert.
«Zeitnah» war dann sechs Tage später. Also Zeit genug, um mit dem Freigestellten nach der entehrenden Freistellungs-Mail einen Deal zu machen.
Am 3.April schrieb die Stadt dann: «Das Arbeitsverhältnis mit dem Stadtschreiber wird per 31. August 2023 im gegenseitigen Einvernehmen aufgelöst».
Glasklar falsches Signal
Im «grossen Interview» doppelte Stöckling nach: «Es war eine einvernehmliche Trennung. Keine Kündigung.»
Da fragt sich: Warum hat der Stadtpräsident, wäre dem tatsächlich so gewesen, in seiner Mail an alle Mitarbeitenden mit der «sofortigen Freistellung» – ohne Hinweis auf die «einvernehmliche» Trennung – das klare Signal ausgesendet, der Stadtschreiber habe etwas Schweres getan?
Und warum wurde, wäre es eine einvernehmliche Trennung gewesen, mit dem Abgänger keine gemeinsame Kommunikation vereinbart, welche diesen geschützt statt verletzt hätte?
Erkauft oder dumm
Auf diese Frage gibt es drei mögliche Antworten: Entweder, die einvernehmliche Trennung wurde im Nachhinein – in den 6 Tagen – von der Stadt mit Steuergeld erkauft.
Oder: Die für den Stadtschreiber ehrverletzende Erst-Mail an die Stadt-Angestellten war dumm und unüberlegt. Oder, drittens, eine unnötige Machtdemonstration.
Abgeltung – ein Detail
Denkbar ist eine Mischung der drei Möglichkeiten. Und das führt mit einiger Sicherheit über die 6-monatige Kündigungsfrist hinaus zu einer Entschädigungszahlung an den Ex-Stadtschreiber.
Dazu befragt, ob die Bürger aus der städtischen Jahresrechnung 2023 zu diesen Kosten etwas erfahren würden, sagte der Stadtpräsident im Zeitungsinterview: «Die Stadt hat eine Lohnsumme von 60 Millionen. Da wird man solche Details nicht herauslesen können.»
Da fragt sich abschliessend nur noch, ob die Bürgerinnen und Bürger von Rapperswil-Jona das Ganze auch als ein Detail empfinden.