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Rapperswil-Jona
04.04.2023

Modehaus Schnyder feiert gross

Modehaus Schnyder Rapperswil feierte 100-jähriges Bestehen.
Modehaus Schnyder Rapperswil feierte 100-jähriges Bestehen. Bild: zVg
Mit Modeschauen und Frühlingsfest feierte das renommierte Modehaus Schnyder in Rapperswil vergangenes Wochenende ihr 100-jähriges Bestehen.

Bereits in der vierten Generation ist die Familie mit dem renommierten Modehaus Schnyder in Rapperswil unterwegs. Heute besitzt und führt ein Neffe von Heinz Schnyder, nämlich Roland Jenny die Häuser in Hinwil, Rapperswil und den Outlet-Laden in Wald, nebst Online-Shop.

Nicht immer liefen die Geschäfte rund, erzählten Heinz Schnyder, ehemaliger Geschäftsleiter und neu Roland Jenny an den beiden Modeschauen im Jona Center. Es gab viele Up-and-Downs in der Unternehmensgeschichte. Doch die Firma blieb bestehen und passte sich laufend neuen Entwicklungen und Trends an.

Der ehemalige Geschäftsführer Heinz Schnyder im Gespräch mit Ex-SRF2-Moderatorin Regula Elsener. Bild: zVg

Shows, spannende Geschichten und tolle Designs

Das Unternehmen überraschte vergangenes Wochenende das zahlenstarke Publikum mit zwei tollen Shows mitten in der grossen Ausstellung der Künstlervereinigung Rapperswil-Jona (KVRJ). Ausserdem punktete das Modehaus mit einer spannenden Familiengeschichte sowie grossartigen Designs und frischen Farben.

Werner Samsinger, Präsident der KVRJ, und Heinz Schnyder begrüssten die Gäste gemeinsam in den ehemaligen Räumlichkeiten von Möbel Märki in Jona. Das grosse Lokal bot genügend Raum für solch einen exklusiven Event – Modeschau mit Kunstausstellung.

Die ehemalige SRF2-Moderatorin Regula Elsener führte gekonnt durch die beiden Fashionshows. Samsinger betonte, Kunst und Mode habe viel gemeinsam. Tatsächlich sind viele Stoffdesigns von der Kunst inspiriert. In beiden Branchen tragen Farben, Formen, Kreativität und Originalität zum Gelingen des Produktes bei. Im Kunstsektor steht die Leidenschaft und Kreativität im Vordergrund. Doch Mode wie Kunst sind ein globaler, multikultureller Beitrag zur Verschönerung des Lebens und Vielfalt der Gemeinschaft.

Moderatorin Regula Elsener und der jetzige Geschäftsführer Roland Jenny. Bild: zVg

Tragkomfort kombiniert mit frischen Farben

Neue Trends und Retro wurden an den beiden Modeschauen gezeigt. Slackhosen, Jeans sowie Stehkragenhemden sind wieder in oder Urban Mode mit chicen blauen Hosenanzügen und frecher grüner Tasche kombiniert. Moderatorin Elsener unterstrich: «Was Schnyder präsentiert, ist immer Trend». Das habe sie über die Jahre beobachtet, so Elsener.

Frische Sommerfarben, freche Kombinationen mit Pink und Orange, nebst Erd- und Naturfarben waren zu sehen. Viele luftig, fliessende Stoffe mit hohem Tragkomfort und Stretch machen die diesjährige Sommermode aus – eine Augenweide. Dementsprechend klatschte das Publikum eifrig.

Auch neue Marken wie JOOP!, Drykorn und Aeronautica Militare wurden präsentiert. Entsprechend gut besucht war das Geschäft vergangenen Samstag in Rapperswil. Anschliessend gab es einen feinen Apéro und die vielen Besucherinnen und Besucher waren auf eine Führung durch die Kunstausstellung eingeladen.

23 Künstler zeigen noch bis 2. April ihr vielfältiges Werken und Können – von Porzellanmalerei, Aquarell-, Acryl- und Ölmalerei abstrakt und konkret über vielfältige, interessante Holzarbeiten.

Ein Jahrhundert Familien- und Unternehmensgeschichte

Ende 19. Jahrhundert kamen Karl, Josef und Christian Schnyder im Vordertal im Glarnerland zur Welt. Karl arbeitete nach seiner Lehre in Siebnen in der Strick- und Textilfabrik Vollmoeller in Uster. 40 Jahre später machte Heinz Schnyder dort seine Lehre und trat in die Fussstapfen seines Grossvaters.

1923 eröffnete sein Grossvater Karl zusammen mit seiner Frau Ida das Herrengeschäft Schnyder am Stadthofplatz in Rapperswil – als Nachfolge von Theodor Helbling.

Es waren schwierige Zeiten. Es hatte viele Wochen geregnet und im Juni nochmals geschneit. Ausserdem herrschte Inflation. Eine überlieferte Familiengeschichte besagt, dass in den ersten 16 Tagen nach Eröffnung kein einziger Kunde das Lokal betrat. Die Inhaber Schnyder liessen sich nicht entmutigen. Dann ging es langsam aufwärts.

1931 konnte Karl Schnyder das 1885 erstellte Haus zur Schönegg, am Postplatz (heute Cityplatz) käuflich erwerben. Zu dieser Zeit war die Post in diesem Gebäude untergebracht. Bald zügelte diese in das neuerstellte Postgebäude beim Bahnhof.

1933 wurde das Konfektionsgeschäft nach einem grosszügigen Umbau mit erweitertem Sortiment neu eröffnet – für die damalige Zeit ein Wagnis. Die Herrenabteilung befand sich im Erdgeschoss, die Damenabteilung im 1. Obergeschoss. Im 2. Stock wohnten die Eigentümer und im 3. Geschoss befanden sich die Dekorationsabteilung und Änderungsschneiderei, berichtete Heinz Schnyder.

Während dem zweiten Weltkrieg war der Kauf von Kleidern nur gegen Textilcoupons möglich und Materialien waren allgemein knapp. Man schränkte sich ein.

Preise für Herrenanzüge in den 20er-Jahren und Kleidermarken während dem 2. Weltkrieg. Bild: zVg

Grosse Veränderungen nach dem Krieg

1943 traten Kurt Schnyder und später auch sein Bruder Max ins elterliche Geschäft ein. Nach dem Krieg in den 50er-Jahren hatten die Leute grosse Lust auf Mode und schöne Kleider. Pariser Chic war gefragt. Schon bald nahm man eine Vergrösserung des Geschäfts in Angriff. Im November 1947 konnte die neue Abteilung für Damen -und Mädchenkonfektion eröffnet werden.

1958 wurde in Rapperswil das erste Hochhaus – das City-Haus gebaut. Schnyders mieteten sich dort mit der Herrenabteilung als Filiale ein. Max Schnyder (der Bruder von Kurt Schnyder) führte diese erfolgreich bis zu seinem Tode.

In den 60er-Jahren kam die Flower-Power-Bewegung und -Mode auf. Man hatte immer Kunden, berichtete der ehemalige Inhaber.

1970 entschlossen sich Karl und Ida Schnyder in ihr neu erstelltes Haus im Lenggis umzusiedeln und sich aus dem Geschäft zurückzuziehen. So wurde die 2. Etage frei. Nach Umbauarbeiten zog dort die Kinderabteilung unter dem Namen Pony-Shop ein. Mit Monika Dolder- Schnyder trat ein weiteres Mitglied der dritten Generation ins Geschäft ein.

Modernisierung und ein weiterer Generationenwechsel

Die Modernisierungen der vergangenen Jahre zahlen sich aus. Ein Lift für Kunden wurde eingebaut und der Laden aufgepeppt. Die Geschäfte liefen sehr gut. In dieser Zeit änderte sich auch die Mode radikal, Flower-Power, Miniröcke, junge Mode, zogen in die traditionellen Geschäfte ein.

1985 erfolgte der Eintritt von Heinz Schnyder ins Geschäft, wo er zusammen mit Kurt und Beatrice Schnyder für die Damenabteilung zuständig war. 1985 nahm das Projekt des neuen Keller-Ullmann-Warenhauses Gestalt an und Schnyder entschloss sich, den Umbau zusammen mit dem Warenhaus und der Glashalle Fäh zu realisieren. Diese Lösung spiegelt sich in der gemeinsamen Ladenpassage wider. Schnyder konnte so die Verkaufsfläche um gut 400 m2 erweitern.

In den 90er-Jahren wurde der Geschäftsgang des Detailhandels wegen globaler Krisen und neuen Marktteilnehmern schwieriger. Die Konkurrenz nahm stetig zu. Zinsen und Inflation waren hoch und die Kaufbereitschaft der Kundschaft schwand. Damals verabschiedete sich die zweite Generation aus dem Geschäft und ging in Pension. Der Verkauf des Geschäftes stand zur Diskussion.

1994 entschlossen sich Rudolf und Heidi Jenny-Schnyder, die Schwester von Heinz Schnyder, ins Geschäft einzusteigen und dieses wieder in Fahrt zu bringen. Es mussten schmerzhafte Abstriche gemacht werden, doch mit der Zeit erholte sich der Geschäftsgang und die Aussichten wurden wieder heller. Namhafte, führende Lieferanten wie Esprit, Mexx, Delmod eröffneten ihre ersten Shops-in-Shops bei Schnyder.

2006 übernahm die 4. Generation mit Roland und Debora Jenny nach ihrer Rückkehr aus London die Geschäfte. Das junge, dynamische Paar engagierte mit Leidenschaft. Ein Esprit-Shop im Albuville, das Modehaus Hess in Wädenswil, ein Cécil-Shop im Sonnenhof, ein Geschäftshaus in Wald, das Trendhouse in Hinwil und die Bossart Modehaus GmbH in Flawil kamen dazu.

Seit ein paar Jahren sind Jennys am redimensionieren. Man konzentriert sich auf die Hauptgeschäfte in Rapperswil, Hinwil und Wald. Doch Roland Jenny kann das innovative Investieren nicht ganz lassen. Er hat fünf möblierte Studios zum Mieten auf dem Dach der Schnyder AG in Rapperswil eingerichtet – die Schnyder’s Home.  Diese können über Schnyder, Zürichsee Tourismus und Online-Plattformen gebucht werden.

  • Impressionen von der Modeschau. Bild: zVg
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  • Impressionen von der Modeschau. Bild: zVg
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  • Impressionen von der Modeschau. Bild: zVg
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Spät am Abend ging der sehr interessante Anlass zu Ende. Alle hatten es genossen – auch die Mannequins, die eine tolle Show zeigten.

Im Laufe des Jahres geht es weiter mit Trendabenden, Fashionpartys mit Apéro und einem Teamausflug nach München.

PD