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Uznach
20.03.2023
20.03.2023 15:42 Uhr

PZL: Ende ohne Schrecken

Ukrainischer Sattelschlepper beim Abtransport von ca. 60 Pflegebetten, 40 Rollstühlen und 20 Rollatoren und weiteren Geräten zur Pflege am 23. Juni 2022.
Ukrainischer Sattelschlepper beim Abtransport von ca. 60 Pflegebetten, 40 Rollstühlen und 20 Rollatoren und weiteren Geräten zur Pflege am 23. Juni 2022. Bild: zVg
Das Pflegezentrum Linthgebiet stellte den operativen Betrieb Anfang Februar 2022 ein. Betroffene fanden Anschlusslösungen. Liquidität ist gegeben. Konturen einer künftigen Nutzung zeichnen sich ab.

Der Verwaltungsrat des Zweckverbands Pflegezentrum Linthgebiet (PZL) hatte die Einstellung des operativen Betriebs im Herbst 2021 beschlossen und nach Ausarbeitung eines Sozialplans umgehend in die Wege geleitet. Dank umsichtiger Planung und Umsetzung durch die interimistische Betriebsleitung gelang es den Umzug der Bewohnenden in andere Pflegeinstitutionen der Region bereits bis Anfang Februar abzuschliessen. Nahezu alle Mitarbeitenden fanden eine Anschlusslösung. Ende April 2022 verliessen die letzten Angestellten und Führungspersonen das Zentrum. Die administrative Verarbeitung der Schliessung, soweit sie nicht vorgängig vorausschauend abgeschlossen, oblag dem Verbandspräsidium und der externen Rechnungsführung.

Bis Ende August wurden die Räumlichkeiten im Zentrum weitestgehend geräumt. Bis auf die konventionellen Tische und Stühle sowie Geschirr und Büromaterial, wurden Mobiliar und Gerätschaften verkauft, gemeinnützig weitergegeben oder entsorgt. Dienstleistungsverträge mussten gekündigt oder angepasst, die Infrastruktur fachgerecht stillgelegt sowie zahlreiche ungeahnte Massnahmen eingeleitet werden. So wurde auch die «Profanierung» der Kapelle beim Bistum beantragt und würdevoll vollzogen.

Fristgerecht auf den 1. September 2022 konnte das Haus dem Kanton in Miete übergeben werden. Das Migrationsamt führt seit Dezember ein Zentrum für Asylsuchende. Wie erwartet werden durfte, haben sich keine negativen Auswirkungen auf das Umfeld ergeben.

Betriebsgewinn zum Abschluss

Der vorliegende Abschluss der Erfolgsrechnung 2022 weist einen Betriebsgewinn von CHF 2'413'372.77 aus. Dieser setzt sich zusammen aus einem operativen Verlust von CHF 424'556.63. Darin berücksichtigt sind Aufwendungen und Erträge für die Beherbergung von noch 8 Bewohnenden bis im Februar. Mitarbeitende waren gestaffelt noch bis Ende April angestellt, um die Schliessung abzuwickeln. Danach fielen vor allem noch laufende Unterhalts-, Energie- und Verwaltungskosten an. Der Verkauf von Mobiliar und medizinischen Geräten brachte einen Ertrag von rund CHF 66'000.-. Ab September wird die Liegenschaft an den Kanton zu CHF 250'000.- pro Jahr vermietet. Unter Berücksichtigung der Anliegen der Standortgemeinde ist die Belegung beschränkt.

Für den Sozialplan fielen im Jahr 2022 nochmals CHF 137'960.10 an. Die Gesamtkosten belaufen sich damit auf knapp CHF 340'000 und wurden, soweit bezifferbar, bereits im Abschluss 2021 berücksichtigt. Der speditive Schliessungsprozess und der Umstand, dass keine Härtefälle beim Personal entstanden, ermöglichten diesen moderaten Aufwand.

Bedingt durch die Betriebseinstellung erfüllt die Infrastruktur die eigentliche Bestimmung des Verbandszwecks nicht mehr. Das Vermögen musste daher vom Verwaltungsvermögen in das Finanzvermögen überführt werden. Unter Berücksichtigung der bestehenden Gebote, anstelle der amtlichen Schätzung, resultiert aus dieser buchhalterischen Massnahme ein ausserordentlicher Aufwertungsgewinn von CHF 2'975'889.50.

Das positive Ergebnis reiht sich eine Abfolge von jahrelangen Betriebsdefiziten:

Tabellarische Übersicht über die Betriebsergebnisse und Gemeindebeiträge zwischen 2015 und 2022. Bild: zVg

Die Bilanz zeigt auf, dass das bestehende Fremdkapital ohne Liquiditätsprobleme zurückerstattet werden kann und dass bei einer Veräusserung zum Mindestgebot, auch die Darlehen der Verbandsgemeinden gedeckt sind.

Anzeichen für einvernehmliche Lösung mit Standortgemeinde

Seitens des Gemeinderats Uznach und des Trägervereins Integration St. Gallen (TISG) wurden Angebote zur Übernahme der Liegenschaft unterbreitet. Der Verwaltungsrat hat einen Zuschlag vorerst zurückgestellt. Der Verwaltungsrat vertritt die Ansicht, dass die Langzeitpflege betagter Menschen keine regionale Verbundaufgabe mehr darstellt. Deshalb hat der Verwaltungsrat bereits vor rund fünf Jahren selbst umfangreich über operative und strategische Optionen nachgedacht und deren Umsetzung mittels Suche eines möglichen Kooperationspartners angestrebt.

Nachdem die Schliessung unausweichlich wurde, sieht sich der Verwaltungsrat nicht mehr als zuständiges Gremium, um über strategische Optionen aus regionaler Sicht für Alter und Gesundheit zu befinden. Diese Aufgabe wird durch die Region Zürichsee Linth (RZL), die eine Alterskommission einberufen hat, wahrgenommen. Bedingt durch das Eigentum von Infrastruktur unmittelbar angrenzend an das Spital Linth, sieht sich der Zweckverband vielmehr in der Rolle als «Unterstützer und Ermöglicher» zur praktischen Umsetzung entsprechender Konzepte.

Eine Veräusserung der Liegenschaft soll daher unter Berücksichtigung der Ergebnisse der RZL erfolgen. Erste Ergebnisse liegen vor und lassen einvernehmliche Lösungen mit der Standortgemeinde erwarten.

Félix Brunschwiler, Präsident Zweckverband Pflegezentrum Linthgebiet