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Rapperswil-Jona
25.11.2022
26.11.2022 09:23 Uhr

Literaturpreisträger Robert Menasse im Stadthaus Jona

Robert Menasse, Literatur- und Buchpreisträger
Robert Menasse, Literatur- und Buchpreisträger Bild: zVfg
Der österreichische Romancier und Essayist Robert Menasse las am Donnerstag aus seinem neuen Roman «Die Erweiterung».

Für einen Abend richteten sich die Scheinwerfer der literarischen Welt auf das Stadthaus in Jona. Kein Geringerer als der mehrfach mit prestigeträchtigen Preisen ausgezeichnete Schriftsteller und politische Essayist Robert Menasse las einem interessierten Publikum aus seinem neusten Werk «Die Erweiterung» vor. Möglich machte dieser aussergewöhnliche Glücksgriff Eduard Hirschi vom Bücherspatz in Rapperswil. Eduard Hirschi gelang es schon 2018, Robert Menasse für eine Lesung seines Romans «Die Hauptstadt»; für den er 2017 den Deutschen Buchpreis gewann; im Stadthaus Rapperswil-Jona zu gewinnen. Aufgrund der damals guten Erfahrungen sagte der Autor auch für die diesjährige Lesung gerne zu. Durch den Abend führte gekonnt Daniela Colombo, die Robert Menasse im Gespräch und mit Fragen Gelegenheit bot, die Entstehungsgeschichte seines Werkes aufzuzeigen. Sein Roman stand auf der Shortlist für den Österreichischen Buchpreis 2022, welcher am 21. November an Verena Rossbacher vergeben wurde.

  • Eduard Hirschi vom Bücherspatz Rapperswil; Gastgeber von Robert Menasse im Stadthaus Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Damiela Colombo im Gespräch mit Schriftsteller und Essayist Robert Menasse Bild: Markus Arnitz, Linth24
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«Die Erweiterung»

Ein fulminantes Kaleidoskop, das Weltgeschehen und individuelle Schicksale facettenreich verknüpft.

Zwei Brüder, nicht leibliche Brüder, sondern »Blutsbrüder«, verbunden durch einen Schwur, den sie im polnischen Untergrundkampf gegen das kommunistische Regime geleistet haben, gehen nach dessen Zusammenbruch getrennte Wege. Der eine, Mateusz, steigt in höchste Ämter auf und wird schließlich polnischer Ministerpräsident. Der andere, Adam, macht nach dem EU-Beitritt Polens in der Europäischen Kommission Karriere, in Brüssel ist er zuständig für die Erweiterungs-Politik. Während die Vorbereitungen für die Westbalkankonferenz im polnischen Poznan auf Hochtouren laufen, bittet Adam Mateusz um Unterstützung, doch der beginnt das Beitrittsgesuch Albaniens zu unterminieren. Aus der einstmals tiefen Verbundenheit wird eine unversöhnliche Feindschaft von europäischer Dimension. Auf einer vom albanischen Ministerpräsidenten organisierten Kreuzschifffahrt auf der SS Skanderbeg, zu der er alle Regierungschefs der Balkanstaaten, die EU-Außenminister und sämtliche Vertreter der Europäischen Union eingeladen hat, treffen die Beiden wieder aufeinander. Was dann passiert, steht längst nicht mehr in ihrer Macht.

Der politische Konflikt der beiden Blutsbrüder ist aber nur der Rahmen, innerhalb dessen sich eine Vielzahl von Schicksalen entscheidet, kühne Pläne und große Lebensanstrengungen auf die Probe gestellt werden, bis es zum Showdown kommt, auf dem schwankenden Boden eines albanischen Kreuzfahrtschiffs.

Dass Robert Menasse nicht nur ein erfolgreicher Schriftsteller, sondern auch ein hervorragender Erzähler ist, bewies er bei der Lesung zweier Textpassagen, welche die Zuhörer zuerst in atemlose Spannung trieb, um sie mit Gelächter wieder daraus zu lösen.

Markus Arnitz, Linth24