Martina, du hast dein erstes Buch geschrieben. Wie kam's dazu?
Martina Gradmann: Die zweite Frau meines Patenonkels hat mich schon immer fasziniert. Sie war als Halb-Perserin so ganz anders als die Frauen, die ich kannte. Ich wollte mehr von ihrem Leben wissen. Bald wurde mir klar: Diese Geschichte muss man aufschreiben.
Worum geht's in dem Buch «Mein Sohn gehört mir nicht»?
Es sind die Lebenserinnerungen von Parvin Bebié Davallou. Ihr Vater war Diplomat für den Iran, sie selbst wuchs in Washington auf, heiratete einen Perser, floh schliesslich aus einer unglücklichen Ehe und liess ihren Sohn zurück. Das sind die Grundzüge. Es geht aber auch um ihre Arbeit für die Vereinten Nationen, für Oligarchen wie Aga Khan, und ihre Ehe mit meinem Patenonkel Albert Bebié.
Wie war das für dich, die Geschichte niederzuschreiben?
Anfangs war das Aufzeichnen mit Parvin zusammen sehr spannend. Mir fiel allerdings schon damals auf, dass sie selten über Gefühle sprach, ausser über die Beziehung zu ihrer Mutter. Manchmal nannte sie Jahreszahlen, die dann nicht mit dem Rest der Geschichte übereinstimmen konnten. Als ich später einiges mit ihr verifizieren wollte, konnte oder wollte sie sich nicht mehr erinnern. Leider ist Parvin heute mit fast 90 sehr gebrechlich geworden.