Ist es denn eine «richtige» Reform oder eher alter Wein in neuen Schläuchen?
Es ändert sich tatsächlich einiges. Ein Kernstück ist, dass es keinen fächerorientierten Unterricht mehr gibt, wie ihn wohl noch viele aus der Primar- und Oberstufe kennen. Es findet nicht mehr von 8 Uhr bis 10 Uhr Mathe statt und dann von halb 11 bis 12 Uhr Deutsch. Der Unterricht ist neu in Handlungskompetenzbereiche unterteilt, das heisst, mehrere Fachinhalte werden kombiniert unterrichtet. Zum Beispiel hören die Lernenden am Vormittag einen Input zu einem Thema und arbeiten am Nachmittag selbständig an Aufgaben oder Projekten. Im Fachjargon redet man von Lernpfaden, die jeder und jede im eigenen Tempo absolvieren kann. Darum gibt es im KV auch kein B- und E-Profil mehr. Die BMS gibt es aber weiterhin. Sie wird wie bisher teilweise separat geführt.
Aber Noten gibt es schon noch, oder?
(lacht) Es gibt noch Noten und Prüfungen, auch eine Abschlussprüfung. Das gehört zu einer Ausbildung dazu. Die Prüfungen werden aber anders aussehen und nicht mehr reines Wissen, sondern Kompetenzen prüfen, beispielsweise mit Fallstudien. Es geht darum, dass die Lernenden an einen Praxisbeispiel zeigen, was sie können.
Was kommt auf die Lernenden mit der Reform zu?
Die Lernenden werden selbstverständlich nach wie vor im Lernprozess unterstützt, aber sie gestalten diesen aktiv selber und sind in grösserem Masse mitverantwortlich für ihren Lernfortschritt. Auch das ist bewusst Teil der Reform, da einerseits das «Lifelong Learning» verlangt, dass man ein Leben lang seine Kompetenzen ausbaut oder vertieft, und andererseits in der Berufspraxis selbständig agierende und initiative Mitarbeitende gefragt sind.