Am 19. Dezember 2019 schrieb der Stadtrat von Rapperswil-Jona, der Neubau der Badi Lido werde wegen Mehrkosten in Millionenhöhe nicht in Angriff genommen. Gleichwohl werde die Badi aber diesen Sommer nicht geöffnet. Es würde «unter anderem die Konzession zum Betrieb» fehlen. Zudem seien «die Filteranlage und das Schwimmbecken defekt». Auch sei «die Seewasserzuleitung abgehängt».
Erste Portion Falschaussagen
Das waren zur Badi die ersten Falschangaben aus dem Stadthaus. Wie Linth24 weiss, ist das Schwimmbecken nicht defekt. Es stehen dort lediglich kleine Reparaturen für wenige Tausend Franken an, welche durch die Badmeister erledigt werden. Wie jeden Frühling. Auch die Filteranlage ist nicht defekt. Und die Betriebs-Konzession sagte der Kanton Anfang Jahr schon nach der ersten Unterredung mit der Stadt zu. Ausserdem war die Seewasserleitung schon letzte Saison provisorisch verlegt und kann mit begrenzten Kosten wieder in Betrieb genommen werden.
Stadtrat knickt vor Petition ein
Anfänglich schluckte das Volk die Badi-Schliessung. Nur die Südquartiervereins-Vorständin Bianca Brunner fand, das gehe nicht. Am 3. Februar startete sie eine Petition zur Badi-Wiedereröffnung. Nach wenigen Tagen hatten sie schon 700 Unterschriften zusammen. Gut drei Wochen später waren es 2’200. Das schreckte den Stadtrat auf.
Freier Eintritt wegen fehlender Kasse
Am 13. Februar trat Stadtpräsident Martin Stöckling vor das Stadtforum. Er verkündete vor der politischen und gesellschaftlichen Elite der Stadt mit Stolz, die Badi werde nun doch eröffnet. Das koste zwar 150'000 Franken für neues Mobiliar und weitere Massnahmen. Und weil «Liegestühle, Sonnenschirme» und vor allem «die Badi-Eintrittskasse entsorgt» seien, werde dort diesen Sommer kein Eintritt verlangt. Die Stadt verzichte damit auf Einnahmen in Höhe «von rund 100'000 Franken».
Zweite Portion Falschaussagen
Jedoch: Die Grosszügigkeit vortäuschenden Aussagen des Stadtpräsidenten waren falsch. Die Badi-Kasse ist nicht «entsorgt». Sie steht im Kassen-Räumli der Eishalle, 100 Meter neben der Badi, und war dort als Reserve-Kasse deponiert. Wie jeden Winter. Und auch die Sonnenschirme und die Liegestühle sind da. Sie warten, sauber aufgereiht, im Lager der Badi auf die Badesaison. Die Fotos von Linth24 am Ende dieses Berichts belegen das!
Kostet es in der Badi doch Eintritt?
Nun fragt sich: Waren auch die Informationen zu den Wiedereröffnungskosten von 150'000 Franken falsch? Denn: Für die Kasse, die Sonnenschirme, die Liegestühle, die Filteranlage und das Schwimmbecken braucht es nicht so viel Geld. Es ist ja alles da und praktisch alles intakt.
Eine weitere Frage, die der Stadtrat nun beantworten muss: Kostet es diesen Sommer in der Badi Lido – falls sie trotz Corona wirklich aufgeht – doch Eintritt? Jetzt, wo entgegen den Aussagen des Stadtpräsidenten alles vorhanden ist?