Die Landwirtschaft steht vor grossen Herausforderungen. Die Arbeit auf dem Feld und im Stall wird seit längerer Zeit vom Computer mitgeprägt. Nun ist die Digitalisierung auch im Hofladen angekommen. Der Schweizer Bauernverband schätzt, dass heute jeder vierte Betrieb einen Teil seiner Produkte direkt verkauft, sei es im Hofladen, auf dem Wochenmarkt oder durch Direktverkauf.
Von der Digitalisierung profitieren
Bereits in über tausend Betrieben könne man bargeldlos mit Twint einkaufen, so der Bauernverband. Und doch sei das Potenzial der Hofläden bei Weitem nicht ausgeschöpft: Insgesamt verkauften Bäuerinnen und Bauern in der Schweiz lediglich sieben Prozent des Ertrags der Schweizer Landwirtschaft direkt.
«Eine Chance für die Landwirtschaft, von der Digitalisierung zu profitieren», ist Prof. Dr. Pascale Baer-Baldauf, Leiterin des Instituts für Informations- und Prozessmanagement an der OST – Ostschweizer Fachhochschule, überzeugt. Mit der diesjährigen eBusiness Challenge wolle man neue, innovative Ideen ausloten unter dem Motto: «So starten Hofläden durch – nicht nur mit Twint».
Schnittmenge Wirtschaftsinformatik
Der eBusiness Challenge ist ein Wettbewerb zur Förderung des Ostschweizer IT-Nachwuchses. 170 Schülerinnen und Schüler von Berufsfach- und Mittelschulen haben sich für den Anlass angemeldet und während einem Tag an der OST über neuen Ideen gebrütet, wie digitale Technologien und neue Geschäftsmodelle das Einkaufserlebnis auf dem Hofladen steigern könnten.
«Das ist eine typische Aufgabestellung im Bereich der Wirtschaftsinformatik, dem Fachgebietin der Schnittstelle von Informatik und Betriebswirtschaft», erklärt Baer-Baldauf, die mit dem Wettbewerb künftige Studierende für ein Fachhochschulstudium in Wirtschaftsinformatik an der OST begeistern möchte.
Produkte per App anbieten
Den ersten Platz an der eBusiness Challenge teilen sich punktgleich zwei Gruppen von Jugendlichen der Kantonsschule am Burggraben in der Stadt St.Gallen. Eine Gruppe möchte den Direktverkauf mit einer App revolutionieren. Die Idee: Wenn alle Bäuerinnen und Bauern einer Region sich zu einer virtuellen Fabrik zusammenschliessen und die Produkte digital per App anbieten, kann ein Algorithmus dafür sorgen, dass es einerseits keine Überproduktion gibt, und andererseits der beste Preis im Sinne von Angebot und Nachfrage entsteht.
Per Drohne geliefert
Eine ähnliche Idee hat die zweite Siegergruppe entwickelt. Auch hier sollen sich die Landwirtschaftsbetriebe einer Region zusammenschliessen und über eine Webplattform gemeinsam ein Gemüseabo anbieten. Dieses wird aber nicht mit dem Auto ausgeliefert, sondern per Drohne nach dem Motto: Frisch, saisonal und regional soll das Rüebli sein. Der zweite Platz teilen sich ebenfalls punktgleich zwei Gruppen der Kantonsschule Romanshorn und des BBZ Herisau.