Die abgelaufene Saison der SCRJ-Lakers wird noch lange in den Köpfen der Spieler und Fans verankert bleiben. Sensationell stiessen die Rapperswiler bis in den Playoff-Halbfinal vor, eliminierten auf dem Weg dahin die auf dem Papier klar besseren Gegner Biel und Lugano. Im Halbfinal verlangten die Rapperswiler dem späteren Meister Zug alles ab und durften mit erhobenem Haupt in die Ferien.
Ein wichtiger Eckpfeiler dieses Rapperswiler Erfolgs war Marco Lehmann. Er sorgte in seiner ersten kompletten National-League-Saison mit 30 Skorerpunkten in 50 Qualispielen für Furore. Der 22-Jährige wurde letzte Woche zum «Youngster of the Year» gekürt. Auch in den Playoffs konnte er immer wieder Nadelstiche setzen und die gegnerischen Verteidiger beschäftigen. «Ja, letzte Saison lief mir gut», sagt Lehmann rückblickend.
Als Belohnung für seine starken Leistungen durfte Lehmann, der bereits zweimal an der U20-WM im Einsatz stand und dabei einmal den Halbfinal erreichte, Ende Juli erstmals ins Prospect Camp der Schweizer Nationalmannschaft einrücken. «Das war für mich ein wichtiger, erster Schritt, um den Sprung von der U20 zur A-Nati zu schaffen.» Einbilden will er sich darauf aber nichts. «Es ist noch ein weiter Weg, bis ich in der Nati spielen kann.»
Prägender Juniorentrainer
Dass er bei den Lakers gleich derart einschlagen würde, damit hätten nur die wenigsten gerechnet. Denn Lehmann nahm in seiner Karriere einen für seine Generation eher unüblichen Weg. Aufgewachsen in einer Eishockey-Familie in Bauma im Zürcher Oberland, spielte er erstmals Eishockey für die EZO Huskys, den Verein für Eishockeynachwuchs im Zürcher Oberland. Dort traf er mit dem Russen Yuri Vozhakov auch auf einen Trainer, der ihn noch lange prägen würde. «Von Yuri habe ich bereits in jungen Jahren sehr viel lernen können», sagt Lehmann. Auch nach dem Wechsel zu Kloten im U15-Alter sind sie stets in Kontakt geblieben, Lehmann konnte sich wertvolle Tipps vom Trainer der alten Schule holen.
In Kloten arbeitete sich Lehmann mit beeindruckenden Skorerwerten immer weiternach oben. Normalerweise folgt für ambitionierte Jugendliche mit 16 oder 17 der Wechsel in eine nordamerikanische Juniorenliga. Für den Flügelstürmer war dies nie ein Thema. Er entschied, in der Schweiz zu bleiben. Das hat auch mit seiner Postur zu tun. Lehmann gehört mit seinen 1,75 Metern zu den eher hockeyuntypisch kleineren Spielern. «Ich fand, dass es mir mehr bringt, in der Schweiz gegen Erwachsene zu spielen, als in Nordamerika gegen Junioren.» So kam es dann auch. Schritt für Schritt wurde er von Kloten an die erste Mannschaft herangeführt.
Als er den Durchbruch in Klotens NLA-Team langsam geschafft zu haben schien, folgte eine der grössten Enttäuschungen in Marco Lehmanns noch sehr jungen Karriere. In der Ligaqualifikation gegen seinen heutigen Klub stieg Lehmann mit den Flughafenstädtern nach 56 Jahren aus der höchsten Liga ab. Für den damals 19-Jährigen hiess es anstatt National League Swiss League. Lehmann empfahl sich aber rasch für die höchste Liga. Nachdem die erste Swiss-League-Saison noch durchzogen verlief, verbuchte Lehmann in der zweiten, später wegen Corona abgebrochenen Saison fast einen Punkt pro Spiel. Es folgte der Transfer nach Rapperswil.