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21.02.2020
22.02.2020 19:16 Uhr

CHANDIRAMANIS BÖRSENWOCHE 8

Weiterhin Corona-Virus und Umbruch im Bankenwesen. Nach dem Führungswechsel bei der CS nimmt nun auch der UBS-Chef vorzeitig seinen Hut. Unternehmensabschlüssen lassen einzelne Aktienkurse stark schwanken.

Auch in den vergangenen Tagen beeinflusste das Corona-Virus die Aktienmärkte. Die Zahl der Neuinfizierten in China sank zwar geringfügig, aber in Südkorea gab es viele Neuansteckungen und in Japan starben zwei Kranke auf einem Kreuzfahrtschiff. 

Exportüberschuss - der Schweizer Aussenhandel hat im neuen Jahr positiv gestartet. Nach drei Monaten mit einer rückläufigen Entwicklung legten die Exporte im Januar wieder zu. Bei den Exporten war der Anstieg bei im Chemie- und Pharmasektor in absoluten Zahlen am grössten (+8.6%). Positiv entwickelten sich auch die Ausfuhren von Uhren (+5.6%) sowie Schmuck (+8.9%). Dagegen sanken die Exporte von Maschinen und Elektronik um 1.5 Prozent im Einklang mit einem bereits längerfristigen Trend.

Die Augen der Investoren waren dieser Woche auf den Finanzsektor fokussiert. Nach Abgang an der CS-Spitze gab es auch bei der UBS einen Chefwechsel. Sergio Ermotti tritt früher als erwartet zurück. Sein Nachfolger ist der Niederländer Ralph Hamers, der zurzeit die Bank ING führt. Damit ist ein weiterer Schritt in Richtung Digitalisierung und Rationalisierung eingeleitet.

Die Finanzmarktaufsicht (Finma) hat die Bank Julius Bär massiv gerügt und schwere Mängel bei der Geldwäschebekämpfung beanstandet. Die Aufsichtsbehörde nimmt die Bank an die kürzere Leine, verbietet ihr bis auf weiteres Akquisitionen und prüft Strafanzeigen.

Sonst war die Schweizer Börse stark von Unternehmenszahlen beeinflusst. Nach einem Allzeithöchst am Mittwoch (SMI 11‘270 Punkte) kam es im weiteren Verlauf zu Gewinnmitnahmen. Grösster Verlierer war Swiss Re mit einem Minus von fast 8 Prozent, trotz Dividendenerhöhung und eines Aktienrückkaufprogramms. Der Rückversicherer hatte bei grössere Schadensbelastung gemeldet.

Die Aktien des Pharmaherstellers Vifor fielen zurück aufgrund der Verkaufsempfehlung einer Bank. Sulzer-Aktien verloren etwa 5 Prozent. Beim Kioskbetreiber Valora - Marktführer an Schweizer Bahnhöfen - fanden die Anlegen hingegen gefallen. Der Baustoffhersteller Sika präsentierte ebenfalls solide Gewinne.

Aussichten

Der Internationale Währungsfonds (IWF) hält genauere Konjunkturprognosen für China derzeit für unmöglich. Es sei zu früh, die Auswirkungen der Corona-Virus-Epidemie auf das Wirtschaftswachstum abzuschätzen. Der weltweite Tourismus dürfte jedoch stärker betroffen sein, beispielsweise Kreuzschifffahrten sowie auch Verarbeiter von Produkten und Rohstoffen aus China (Elektronik), wo momentan zum Teil Lieferengpässe herrschen. Weniger betroffen sind die Versicherungen, indirekte Schäden durch Krankheiten sind nicht versicherbar. Aber der Pharmasektor profitiert. Die Entwicklung von entsprechenden Medikamenten und Impfstoffen läuft auf Hochtouren.

Das Budget der EU gibt zum Nachdenken Anlass. Ausgaben von längerfristig über Tausend Milliarden Euro sind geplant, dabei ein grösserer Teil für den Klimaschutz. Mit dem Austritt Englands fehlen rund 75 Milliarden, diese müssen nun von den anderen Ländern aufgebracht werden. Nach fünfzehnjähriger Amtszeit als Kanzlerin ist auch die Ära von Angela Merkel bald zu Ende. Die Suche nach eine Nachfolge dürfte sehr schwierig sein. Von den grossen Ländern ist auch Frankreich angeschlagen. Beinahe alle Entscheidungen des Präsidenten Macron werden von der Bevölkerung mit Streiks beantwortet. Dies alles erklärt auch die Schwäche des Euros und weiterhin tiefe Zinsen in Europa.

Bei uns in der Schweiz dürfte in den kommenden Wochen die Kursentwicklung der Aktien hauptsächlich von den Gesellschaftsabschlüssen beeinflusst sein.

Christopher Chandiramani, Börsenanalyst und freier Mitarbeiter Linth24