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Rapperswil-Jona
17.03.2021
18.03.2021 09:47 Uhr

Hostpoint: «Wir wollen unsere führende Rolle festigen»

Im Linth24-Interview spricht Hostpoint-CEO und Mitgründer Markus Gebert über Erfolg, Zukunftspläne und Phishing-Mails.
Im Linth24-Interview spricht Hostpoint-CEO und Mitgründer Markus Gebert über Erfolg, Zukunftspläne und Phishing-Mails. Bild: Hostpoint AG
Der grösste Schweizer Webhosting-Anbieter «Hostpoint» aus Rapperswil-Jona erzielte 2020 einen Rekordumsatz. CEO und Mitgründer Markus Gebert im Linth24-Interview über Corona-Auswirkungen, Zukunftspläne und Phishing-Mails.

Linth24: Herzliche Gratulation zu den Rekordzahlen 2020! Sind das primär Auswirkungen durch Corona?

Markus Gebert: Vielen Dank! Es ist anzunehmen, dass Corona einen gewissen positiven Einfluss auf unser Ergebnis hatte, denn es gab gerade während dem Lockdown im Frühling 2020 durchaus eine höhere Nachfrage in einigen Produktbereichen. Wir sind aber überzeugt, dass auch andere Faktoren unser Ergebnis beeinflusst haben. So haben wir beispielsweise gerade im vergangenen Jahr sehr viel in Marketing investiert. Wir gehen davon aus, dass wir auch ohne Corona ein vergleichbar gutes Jahresergebnis erzielt hätten.

Rechnen Sie 2021 mit ähnlichen Bedingungen?

Die Pandemie ist ja leider nach wie vor nicht ausgestanden und Themen wie Lockdown und Homeoffice-Pflicht nach wie vor allgegenwärtig. Noch immer sind viele Unternehmen nicht in der Lage wie gewohnt ihre Angebote und Produkte in ihren Geschäften und Lokalitäten anzubieten. Es besteht aus unserer Sicht demnach immer noch viel Potenzial für einige unserer Produktbereiche wie dem Website-Baukasten «Sites» oder unserer E-Commerce-Lösung «Webshop».

«Wir gehen davon aus, dass wir auch ohne Corona ein vergleichbar gutes Jahresergebnis erzielt hätten»
Markus Gebert, CEO und Mitgründer Hostpoint

Sie haben mit «Hostpoint Meet» eine eigene, kostenlose Videokonferenzlösung lanciert. Wird diese ausgebaut und bald Zoom, Teams und Co. verdrängen?

«Hostpoint Meet» ist keine reine Eigenentwicklung und es ist gar nicht unser Ziel, die international grossen Player zu verdrängen. Wir haben «Hostpoint Meet» lanciert, weil wir während dem Lockdown intern eine möglichst einfache und stabile Lösung für Videotelefonie brauchten, die sich über unsere eigenen Server in der Schweiz betreiben lässt. Als wir auch bei vielen Privaten und Unternehmen ein Bedürfnis für sichere Videokonferenzen feststellen konnten, haben wir «Hostpoint Meet» der Öffentlichkeit kostenlos und uneingeschränkt zur Verfügung gestellt.

Kunden von Hostpoint werden seit Monaten mit Phishing-Mails belästigt, die mit dem Abschalten der Website drohen. Wie viele Anfragen sind deswegen bei Ihnen eingegangen?

Leider sehr viele. Für uns und auch andere Anbieter, die davon betroffen sind, ist das in vielerlei Hinsicht problematisch, denn es bindet bei uns sehr viele interne Ressourcen, die jeweils mit der Bewältigung solcher Angriffe beschäftigt sind. Viele verunsicherte Kunden melden sich bei unserem Customer Care und müssen betreut werden. Und unsere Techniker versuchen alles in unserer Macht Stehende zu tun, um die Angriffe abzuwehren und einzudämmen. Das alles kostet Zeit und letztlich Geld.

Was denken Sie, wie viel Geld konnten die Betrüger eintreiben, weil die Kunden tatsächlich gezahlt haben?

Das können wir nicht einschätzen, da dies unsere Kunden nicht immer an uns melden. Zudem sind viele bei solchen Betrugsversuchen inzwischen sehr wachsam. Wir bekommen oft Meldungen von Kunden, denen Phishing-Versuche glücklicherweise auffallen, noch bevor sie auf etwas klicken oder gar etwas bezahlen. Wir bedauern es aber sehr, dass trotzdem einige Kunden darauf hereinfallen.

«Unsere Techniker versuchen alles zu tun, um die Angriffe abzuwehren und einzudämmen»
Markus Gebert, CEO und Mitgründer Hostpoint

Sie engagieren sich sehr für digitale Sicherheit. Hätte das Volk die E-ID besser annehmen sollen?

Wir äussern uns grundsätzlich nicht zu politischen Themen. Als Vertreter der Schweizer IT-Branche begrüssen wir Digitalisierungsschritte sowohl in der Privatwirtschaft als auch auf behördlicher Ebene. Bei konkreten Vorhaben der öffentlichen Hand ist das Vertrauen der Bevölkerung natürlich essenziell. Offenbar war dieses Vertrauen bei dieser Vorlage nicht gegeben.

War die Entwicklung einer eigenen Contact-Tracing-App nie ein Thema für Sie?

Nein, wir sind ein Webhosting-Dienstleister und entwickeln keine Apps in diesem Sinne. Wir verfügen zwar über eine eigene Abteilung für Softwareentwicklungen, aber diese fokussiert sich auf die Weiterentwicklung unserer Anwendungen, welche wir unseren Kunden zur Verwaltung ihrer Hosting-Produkte zur Verfügung stellen.

An einen Provider hat man extrem hohe Anforderungen, erwartet, dass immer alles 100-prozentig funktioniert. Welches sind die häufigsten Reklamationen, mit denen sich Kunden an Sie wenden?

Wir stellen an uns selbst sehr hohe Qualitätsanforderungen in Bezug auf Funktionalität, Verfügbarkeit, Sicherheit und Kundenbetreuung. Entsprechend ist es auch legitim, dass uns unsere Kunden an unseren eigenen Ansprüchen messen. Reklamationen kommen vor, aber erfreulicherweise ist die überwiegende Mehrheit mit unseren Produkten und Dienstleistungen sehr zufrieden. Wenn es Beschwerden gibt, dann stellt sich dabei in den meisten Fällen heraus, dass beispielsweise Erklärungsbedarf zu Anwenderfragen oder der Rechnungsstellung besteht.

«Hostpoint» in Zahlen:

  • 24 Millionen Umsatz
  • 793'104 Domains
  • 681'222 E-Mail-Adressen
  • 321'217 FreeSSL-Zertifikate
  • 290'847 Websites und Onlineshops
  • 75 Mitarbeitende
  • 20 Jahre Erfahrung

Wie viele Ihrer Kunden haben ihr Domizil im Ausland?

Hostpoint fokussiert sich auf den Markt in der Schweiz. Zwar sind unsere Angebote nicht exklusiv auf die Schweiz beschränkt und wir haben durchaus auch einige Kunden im Ausland. Detailliertere Angaben zu unserem Kundenstamm möchten wir jedoch nicht publizieren.

Welche Länder ausser der Schweiz sind besonders wichtig für Sie?

Wir beobachten die Märkte in verschiedenen Ländern. In Europa sind die Hosting-Märkte beispielsweise in Deutschland und Frankreich sehr spannend. Und natürlich können auch Entwicklungen in den USA und weltweit für uns relevant sein.

«Hostpoint fokussiert sich auf den Markt in der Schweiz, auch wenn wir durchaus einige Kunden im Ausland haben»
Markus Gebert, CEO und Mitgründer Hostpoint

Welche Ziele verfolgt Hostpoint in den nächsten 3-5 Jahren?

Wir möchten natürlich weiter wachsen und sind sicher auf einem sehr guten Weg. Unser Ziel ist es, dass wir unsere führende Rolle im Markt für Domains und Webhosting-Dienstleistungen in der Schweiz langfristig festigen können. Zudem möchten wir unsere Marktanteile in den bestehenden Märkten weiter ausbauen sowie zum Beispiel durch weitere Diversifizierungen neue Kundensegmente erschliessen.

Sibylle Marti, Linth24