Mittlerweile ist das grosse Silvesterkonzert in der Stadtkirche St. Johann schon zur Institution geworden. Zahlreiche Gäste füllen Jahr für Jahr die Kirche. Erfolg verpflichtet. «Coro piccolo castello» und die «Camerata castello» lassen sich gerne in die Pflicht nehmen und gestalten unter Leitung von Musikdirektor Frank Mehlfeld das diesjährige Silvesterkonzert.
Dieses Jahr wird der Konzertbesucher in die Stadt Leipzig um 1839 entführt. Felix Mendelssohn Bartholdy erhielt vom Rat der Stadt Leipzig einen grossen Kompositionsauftrag. Eine klangvolle Musik sollte anlässlich der 400-Jahr-Feier - der Erfindung der Buchdruckerkunst (durch Johannes Gutenberg) - erklingen. Und so schuf er seinen «Lobgesang», die Sinfonie Nr. 2 in B-Dur, op. 52. Ein festliches Werk, welches zugleich Sinfonie und Kantate ist.
Natürlich war das Werk nicht ganz unumstritten, stand doch die Verbindung von sinfonischen Sätzen und Chorgesang in der Nachfolge von Beethovens 9. Symphonie. Für uns bedeutet diese Verbindung die nahezu geniale Überleitung ins Jahr Beethoven-Jahr 2020, das Jahr seines 250. Geburtstages.
Der Lobgesang ist ein Höhepunkt in Felix Mendelssohn Bartholdys Schaffen. Das Werk ist eine Ode an den Sieg des Lichts über die Dunkelheit – im doppelten Sinne. Musikalisch kann der Grundgedanke «Sieg des Lichts über die Dunkelheit» auch in der Verbindung des Instrumental- und Gesangsteils gesehen werden. Erst durch das Wort des Chors bekommt die Zuhörerschaft vertieftes Wissen über die Bedeutung des instrumentalen Teils. Das kraftvolle Motiv der Posaunen zu Beginn der Symphonie wird im Psalm «Alles, was Odem hat, lobe den Herrn» wieder aufgenommen. Ein weiterer Bezug zwischen Orchester- und Chorteil besteht beim Choral „Nun danket alle Gott“.
«Du verstehst schon, dass erst die Instrumente auf ihre Art loben, und dann der Chor und die einzelnen Stimmen.» (Felix Mendelssohn Bartholdy)
Für Mendelssohn als Komponisten stellte der Lobgesang den Wendepunkt einer jahrelangen Schaffenskrise dar. Der Erfolg beim Publikum gab ihm die Kraft, die seit Jahren stockenden Projekte zu vollenden.
Der Konzertbesucher darf sich einmal mehr auf ein ganz besonderes Konzerterlebnis unter der Leitung von Musikdirektor Frank Mehlfeld, der mit seinen Ensembles Coro piccolo castello und Camerata castello, sowie den Gesangsolisten Sarah Natalie Maeder, Sela Bieri und Zacharie Fogal ein wahres Silvesterfeuerwerk inszenieren wird. An der grossen Mathis-Orgel Orgel spielt Dr. Balazs Szabo.