Aus den USA gibt es zwei marktrelevante Nachrichten, zuerst eine schlechte, die Amtsenthebung gegen Präsident Donald Trump wurde eröffnet. Das Impeachment gegen US-Präsident Trump dürfte aber ein Schuss ins Leere bleiben, die rechtlichen und politischen Hürden zu hoch sind. Bisher wurde noch nie ein Präsident aus dem Amt gejagt. Sogar Richard Nixon hat selber gekündigt, nachdem die Watergate-Affäre bekannt geworden war. Positiv ist andererseits ein Teilabkommen im Handelskrieg, eine Art «Waffenstillstand» zwischen den USA und China. Das beflügelte die Aktienmärkte und führte zu neuen Rekordmarken.
Die Unternehmensnachrichten waren unterschiedlich. Fiat und Peugeot konkretisierten ihre Fusionspläne und werden somit zum viertgrössten Autohersteller der Welt. Die Produktion der Boeing 737 Max wird ab Januar 2020 vorübergehend eingestellt, bis die Unfallursachen geklärt sind. Im Ständerat wurde die Initiative zur Konzernverantwortung beraten und ein Gegenvorschlag präsentiert. Schweizer Firmen sollten nicht für Fehler im Ausland haften. Die Vorlage kommt nun zur Abstimmung vors Volk.
Am Freitag wurde das AKW Mühleberg (Besitzer BKW) abgeschaltet, damit wird in der Schweiz der Abschied von der Kernenergie eingeläutet. Nun muss der fehlende Strom teuer aus dem Ausland importieren werden, und dies macht uns noch abhängiger von der EU. Wenig verständlich sind Entscheide der WEKO (Wettbewerbskommission). Einerseits wird der Swatch Gruppe der Verkauf von Uhrwerken an Dritte verboten (wegen Marktdominanz), andererseits wird die Swisscom mit CHF 186 Mio. gebüsst wegen angeblich missbräuchlich hoher Preise beim Breitbandnetz (Bundesgerichtsentscheid). Erfreulicher war die Bestellung von fünf Zahnrad-Triebeinheiten der Gornergrat Bahn bei Stadler Rail.
Im Gegensatz zu verschiedenen Negativnachrichten aus der Wirtschaft tendierte die Aktienbörse überraschend freundlich, aber das Handelsvolumen war schon vorweihnachtlich tief. Der SMI erreichet eine neue Rekord-Indexmarke von über 10‘600 Punkten (Wochengewinn fast 2 Prozent), was ein neuer Rekord bedeutet. Getragen wurde der Optimismus von Aktien der Basler Pharma und den Exportwerten, aber auch von den Aussagen des Notenbankpräsidenten bezüglich anhaltend tiefer Zinsen und den Prognosen mancher Ökonomen, man hätte das Tief in diesem Konjunkturzyklus erreicht.
Rückblick und Aussichten
Das Börsenjahr 2019 war eines der besten seit der Finanzkrise 2008. Die wichtigsten Börsenindices sind weltweit zwischen 22 und 30 Prozent gestiegen. Das hat eigentlich überrascht, angesichts globaler Probleme wie Handelsstreit, Brexit, Streiks in Frankreich, Unruhen in Hongkong und lateinamerikanischen Ländern und nicht zuletzt auch die nachlassende Wirtschaftsdynamik, speziell in der Autoindustrie sowie der aufkommenden «grüne Welle». Die fallende Zinstendenz und die fehlenden Anlagealternativen bei Anleihen und Immobilien haben offenbar überkompensiert.
Die Frage lautet nun - wie weiter? Man spricht bereits von einem leichten Wiederaufschwung der Weltwirtschaft, weiterhin tiefen Zinsen und höheren Dividenden bei den multinationalen Gesellschaften. Die Gewinnerwartungen sind hoch.
Treffen diese Prognosen zu, könnte das Jahr 2020 wiederum sehr gefallen. Aber längere Phasen von Gewinnmitnahmen auf hohen Niveau sind nicht auszuschliessen. Ebenso dürften unerfüllte Erwartungen kursmässig zeitweise hart abgestraft werden. Somit ist bei Aktien auf Titelselektion zu fokussieren. Qualitätswerte bezüglich Branche, Bilanz und Dividendenrendite dürften sich weiterhin überdurchschnittlich entwickeln.