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Rapperswil-Jona
20.12.2019
20.12.2019 06:22 Uhr

Badi-Versenkung: Ein Desaster nach dem andern

Die letzten Todsünden in Rapperswil-Jona sind noch nicht zu Grabe getragen, schon folgt das nächste Debakel. Die Badi ist tot und der Bauchef entmündigt. Ein Kommentar von Bruno Hug.

Was kluge Leute – inklusive Badmeister – schon länger wussten, ist seit gestern Gewissheit: Der Stadtrat muss auch seine Lido-Badi zu Grabe tragen. Die Bürger bewilligten dafür satte 27.5 Millionen Franken. Doch das Ansinnen soll 5 Mio. Franken teurer werden. Darum hat der Rat das Projekt jetzt sistiert und möchte eine Zweitmeinung zu den Kosten einholen. Kurzum: Er turnt umher, wie so oft.

Ein Badi-Workshop

Fast nebenbei teilte der Rat zudem mit, er überprüfe «die Machbarkeit» des Badi-Projekts und wolle «allfällige Alternativen» aufzeigen. Unglaublich, wenn man bedenkt, dass der Baustart für nächsten Frühling geplant war.

Wer vier Monate vor Baubeginn ein Projekt absagen und neue Projekte prüfen muss, ist - gelinde gesagt - massiv überfordert.

Fehlt nur noch ein Workshop, wie kürzlich zum BWZ-Land. Mit dem Stadtforum. Es hat sicher Vorschläge, was mit der leeren Badi zu tun ist, die nun nächsten Sommer geschlossen ist.

Furrer entmachtet

Interessant ist in der Stadtrats-Medienmitteilung auch folgender Satz: Für die Badi werde «eine externe Projektleitung mandatiert, welche an den Stadtpräsident Martin Stöckling» rapportiere. Das heisst: Bauchef Thomas Furrer ist, wie die Badi, ausser Betrieb, respektive wird intern zur Seite gestellt.

Ob Stadtpräsident und Stadtrat mit einem stillgelegten Bauchef künftig gescheiter agieren, wird sich weisen. Man muss es bezweifeln.

Ein Bürger schrieb diese Woche in der Linth-Zeitung, die Stadt habe «wohl einen der schlechtesten Stadträte aller Zeiten. Inklusive Stadtpräsident». Ich stimme dem Leserbriefschreiber zu. Die falschen, gescheiterten und windschiefen Projekte stehen Schlange:

  • Beim Langsamverkehr ist in dieser Stadt seit Jahren praktisch nichts geschehen.
  • Bei der «grossen» Verkehrslösung ist mit Ausnahme von teuren, nutzlosen Workshops wenig Gescheites passiert. Es steht nur noch das Scheitern des 1-Milliarden-Tunnels aus.
  • Das BWZ will der Stadtrat ins Südquartier verlegen, weil er hier auf eine Kanti hofft, die vielleicht irgendwann kommt. Dagegen droht eine Initiative zu Gunsten des Verbleibs der Schule in der Stadt.
  • Die vom Stadtrat durchgeboxte Eistrainingshalle inmitten der Ballsport-Zone im Grünfeld ist ein strategischer Blödsinn. Auch verkehrstechnisch. Eine Einsprache dagegen wurde Linth24 bereits zugestellt.
  • Wirre Ideen hat der Stadtrat auch zur Eisarena, die er vom Lido ausquartieren will, wie der Bauchef an der letzten Bürgerversammlung ausführte. Umgekehrt soll der Circus Knie auf dem Fussballfeld neben der Arena gastieren, der dann zu einem Kiesplatz werden müsste. Alles Nebelschwaden. Ohne Konzept.
  • Die ursprünglich geplante Trainings-Eishalle quer über der Lido-Bootshalle war von Anfang an eine Todgeburt. Der Stadtrat wollte sie trotzdem durchdrücken. Zum Glück bremsten ihn die Kosten – wie jetzt bei der Badi.
  • Für das Altersprojekt Schachen sucht der Rat einen auswärtigen Investor. Das findet nicht nur das einheimische Gewerbe falsch.
  • Das Monsterschiff-Projekt beim Hafen dümpelt immer noch herum. Vielleicht hat der Rat Glück und den Investoren geht das Geld aus.
  • Beim Visitor-Center versenkten die klugen Bürger den goldenen Tourismus-Altar.
  • Die für 100 Millionen Franken aufgepumpte Avenida St. Gallerstrasse / Neue Jonastrasse ohne Lösung der grossen Verkehrsfragen verwarfen die Bürger zu Recht. Gegen den geschlossenen Stadtrat.
  • Nun werkelt der Rat an der alten Jonastrasse herum. Obwohl völlig unklar ist, welche Rolle sie bei einer ganzheitlichen Verkehrslösung einnimmt.
  • Die Stadt wirft den Ortsbürgern für die Schloss-Renovation 7.5 Millionen Franken nach, ohne Eigentumsrechte einzuhandeln. Das Wahrzeichen der Stadt bleibt somit weiterhin das Hobby eines Klüngels. Das Volk bleibt aussen vor, komplett falsch!
  • Von Lebensqualität und Pärken kann man hier nur träumen. Von einem Weg rund um den See, auf dem man nicht dauernd von Velos überfahren wird, sowieso. Auch hier fehlt die Weitsicht komplett.
  • Mit seinem unprofessionellen Vorgehen rund um die Kesb hat sich der Stadtrat in einen Streit mit seinem Kesb-Leiter manövriert, mit dem er umgekehrt wegen seiner 600'000 Franken-Klage im selben Boot hockt. Sich derart in den Dreck zu reiten ist schon fast hohe Kunst.

Nächsten Herbst sind Wahlen. Der gesamte Stadtrat von Rapperswil-Jona steht zur Disposition.

Bruno Hug, Linth24