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25.11.2025
25.11.2025 10:18 Uhr

Kinderalltag voller Gewalt

Im Kanton Zürich sind Minderjährige aller sozialen Schichten häufig von Misshandlung und Vernachlässigung betroffen. (Symbolbild)
Im Kanton Zürich sind Minderjährige aller sozialen Schichten häufig von Misshandlung und Vernachlässigung betroffen. (Symbolbild) Bild: pixabay.com
Eine ZHAW-Studie zeigt: Gewalt im sozialen Nahraum ist für viele Kinder und Jugendliche im Kanton Zürich Alltag. Zwei von drei Jugendlichen berichten von mindestens einer Erfahrung.

Eine neue Befragung des ZHAW-Departements Soziale Arbeit zeigt, dass Gewalterfahrungen unter Kindern und Jugendlichen im Kanton Zürich häufig vorkommen. Die im Schuljahr 2023/2024 durchgeführte Erhebung an 33 Schulen liefert erstmals seit 15 Jahren wieder umfassende und repräsentative Daten zu Misshandlung, Missbrauch und Vernachlässigung im sozialen Umfeld.

Mehrheit hat Gewalt erlebt

Zwei von drei Minderjährigen (69%) berichten, mindestens eine Form von Gewalterfahrung erlebt zu haben. Besonders häufig sind psychische Misshandlung (42%), gefolgt von Vernachlässigung, miterlebter Paargewalt und körperlicher Misshandlung (je 32–36%).

Ein Viertel der Befragten (26%) gibt an, sexuelle Gewalt erlebt zu haben – meist durch Gleichaltrige oder andere ausserfamiliäre Personen.

Mädchen stärker betroffen

Auffällig sind gemäss ZHAW deutliche Unterschiede nach Geschlecht und Identität: Weibliche Jugendliche berichten bei fast allen Gewaltformen höhere Betroffenheit, insbesondere bei sexueller Gewalt.

Non-binäre Minderjährige weisen in fast allen Bereichen ähnlich hohe oder noch höhere Prävalenzen auf. Gleichzeitig nimmt die Gewaltbetroffenheit mit dem Alter zu: Jugendliche der 9. Klasse erleben deutlich häufiger Misshandlung und Vernachlässigung als jene der 7. Klasse.

«Prävention muss früh ansetzen, um chronische Gewalterfahrungen über die gesamte Kindheit hinweg zu vermeiden», sagt ZHAW-Forscher Andreas Jud. Besonders bei Vernachlässigung und beim Miterleben von Paargewalt zeige die Studie, dass viele Jugendliche über längere Zeit belastende Situationen erleben würden.

Alle sozialen Schichten betroffen

Ein weiterer Befund betrifft soziale Unterschiede – oder vielmehr deren Ausbleiben: «Im Kanton Zürich sind Minderjährige aller sozialen Schichten häufig von Misshandlung und Vernachlässigung betroffen», so Jud.

Vertiefte Analysen sollen nun klären, ob sich spezifische Risikogruppen herauskristallisieren, die besonders von Präventionsbemühungen profitieren könnten.

Die Studie verdeutliche den dringenden Bedarf an aktueller Datenlage, so die ZHAW weiter. Die letzte schweizweite Erhebung stammt aus der Optimus-Studie von 2009/2010 und habe nur sexuelle Gewalt erfasst. «Die neuen Ergebnisse liefern nun eine zentrale Grundlage für Fachpraxis, Politik und Prävention», schreibt die ZHAW abschliessend. Weiterführende Auswertungen würden bis 2026 publiziert.

Finanziert wurde die Studie vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF).

zur Studie

Zwei von drei Minderjährigen berichten, mindestens eine Form von Gewalterfahrung erlebt zu haben. Besonders häufig sind psychische Misshandlungen. Bild: ZHAW
Zürioberland24/bt/Linth24
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