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Kultur
21.11.2025

Berg-Sehnsucht im Winterkonzert

Das Orchester Kaltbrunn Niederurnen spielte am Sonntag, 16. November 2025, mit dem neuen Leiter David Schwarb gross auf im Kupfentreff.
Das Orchester Kaltbrunn Niederurnen spielte am Sonntag, 16. November 2025, mit dem neuen Leiter David Schwarb gross auf im Kupfentreff. Bild: zVg
Das diesjährige Winterkonzert des Orchesters Kaltbrunn Niederurnen stand unter dem Motto «Sehnsucht nach den Bergen» und begeisterte das grosse Publikum im Kaltbrunner Kupfentreff.

Am 16. November spielte das Orchester Kaltbrunn Niederurnen (OKN) im Kupfentreff sein traditionelles Winterkonzert, erstmals unter der Leitung und auch Moderation von David Schwarb. Das Orchester entführte den voll besetzten Saal mit zauberhafter Musik in die Berge.

Ouvertüre von Louis Spohr

Mit edlen Fanfarenklängen begann die einleitende Ouvertüre von Spohr zur Oper «Der Berggeist» – doch dabei blieb es nicht: in dieser Oper war eine Braut in die Tiefen der Berge entführt worden, welche später musikalisch zum Einsturz gebracht wurden. Wild wurde es bei Griegs «In der Halle des Bergkönigs», wo böse Kobolde Peer Gynt zu Leibe rückten: unheimlich eindrücklich die dramatische Steigerung in Tempo und Dynamik vom kleinsten piano pianissimo der Celli und Fagotti bis zum dreifachen forte des vollen Orchesters. Als wahre Perle entpuppte sich «Et Sæterbesœg» (Eine Bergvision) des norwegischen Violinvirtuosen Ole Bull: Das gleichzeitig melancholisch und volkstümlich klingende Werk aus dem 19. Jahrhundert wurde von Konzertmeisterin Domenica Padovan hervorragend interpretiert! Manch einer vermutete der vielen mehrstimmigen Passagen wegen weitere Spielerinnen hinter einem Vorhang...

Der absolut hinreissende, zu Unrecht wenig bekannte Konzertwalzer «Aus den Bergen» von Johann Strauss Sohn leitete über in Pause und Apéro.

Vom Horn- und Fernhornsolo über «la Montanara» bis Dostal

Der zweite Konzertteil startete mit einem Horn- und Fernhornsolo und entführte direkt wieder in die Höhe: «Sehnsucht nach den Bergen» aus der Suite «Die Alpen» des Schweizer Komponisten Joseph Lauber war eine Ode an die Schweizer Berge und ein wunderbar melodiös vertonter Sonnenauf- und -untergang zugleich. Ähnliche Klangmagie versuchte Nino Rota in seiner Musik zum tragischen Film «The Glass Mountain» zu erzeugen, wobei man das Volkslied «la Montanara» heraushören konnte. Frisch und fröhlich zu Berge ging es mit «Wanderwetter»: Die vier solistischen Waldhörner des OKN harmonierten hervorragend im witzigen und unterhaltsamen Werk des Schweizers Cédric Dumont, der in der goldenen Ära der sinfonischen Unterhaltungsmusik Trouvaillen wie diese komponiert hatte. Wohl der höchste Aussichtspunkt war das Schlussstück des Programms: die spätromantische Orchestersuite «In meinen Bergen» des österreichischen Operettenspezialisten Nico Dostal. In vier abwechslungsreichen Sätzen wurden Stimmungen des Morgens, des Abendfriedens, des Tanzens auf dem Lande und der erhabenen Aussicht von einem Berggipfel in wundervolle Musik gegossen. Hohe wie tiefe Streicher, Oboe, Klarinette, Flöte, Harfe, Fagott und Timpani lösten sich ausdrucksvoll in Melodie und Soli ab – bevor auf dem Gipfel die Solotrompete zu ihrem mächtigen Auftritt kam.

Volkslied als Zugabe

Da das begeisterte Publikum weder den charmanten «Bergführer» noch seine hochmotivierte «Wandergruppe» ziehen lassen wollte, machte man sich zur Zugabe bereit. Begleitet durch acht Blechbläser und zwei Alphörner sangen Orchestermitglieder und Saal das bekannte Volkslied «Lueged vo Bärg und Tal». Bewegt und beseelt wurden alle in die Nacht entlassen; dem Orchester und seinem Leiter kann nur gedankt und gratuliert werden zu diesem schönen Konzert – mit der Hoffnung auf zukünftige Projekte mit ebenso viel Musikalität.

Nächste Konzerte: Sa/So 6./7. Juni 2026, www.okn.ch.

Werner Jakob
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