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Rapperswil-Jona
23.10.2025
24.10.2025 08:32 Uhr

«Wohlstand verpflichtet – und verbindet»

Schafft den Spagat zwischen Grosskonzern und KMU mit einem Lächeln: Stadtpräsidentin Barbara Dillier.
Schafft den Spagat zwischen Grosskonzern und KMU mit einem Lächeln: Stadtpräsidentin Barbara Dillier. Bild: Linth24
Ob Grosskonzern oder Geigenbauer: Für Stadtpräsidentin Barbara Dillier prägen alle das Gesicht der Stadt. Im Gespräch zur Expo erklärt sie, wie Innovation und Menschlichkeit das Gewerbe formen.

Was bedeutet Ihnen die Expo persönlich?
Die Expo ist für mich ein Schaufenster der Vielfalt und Innovationskraft unseres lokalen Gewerbes. Sie zeigt, wie lebendig, kreativ, innovativ, traditionsbewusst und gleichzeitig zukunftsorientiert Rapperswil-Jona ist. Persönlich freue ich mich darauf, mit Unternehmerinnen und Unternehmern, aber auch Bürgerinnen und Bürgern, ins Gespräch zu kommen.

Der Name tönt ja fast ein wenig nach Weltausstellung. Wo spürt man den Pulsschlag der grossen Welt in Rapperswil-Jona am besten?
In unserer Stadt verbinden wir das Globale mit dem Regionalen, genau das macht uns aus. Auf dem Campus der OST studieren junge Menschen aus der Region, aus der ganzen Schweiz aber auch aus dem Ausland. Bei Grossunternehmen wie Geberit oder Weidmann arbeiten Fachkräfte aus der Umgebung und exportieren Produkte in die ganze Welt. Und aus den traditionsreichen Handwerksbetrieben der Altstadt werden Pakete via Online-Shops überall hin verschickt. Kurzum: Den Puls der grossen Welt spürt man am besten im lokalen Gewerbe.

«Sehr wichtig ist es, genau zuzuhören und sich stetig auszutauschen»
Barbara Dillier

Aber im Zentrum stehen die KMU’s Wie kann die Stadtregierung das lokale Gewerbe unterstützen?
Sehr wichtig ist es, genau zuzuhören und sich stetig auszutauschen. Genau dafür sind Anlässe wie die Expo oder auch das Frühstück für Unternehmerinnen und Unternehmer der Stadt sehr wichtig. Als Stadtregierung müssen wir dafür sorgen, dass Unternehmen bei uns die bestmögliche Umgebung finden, um erfolgreich sein zu können. Für uns als Regierung heisst das auch, dass wir finanzielle Stabilität sicherstellen – auch wenn das manchmal unpopuläre Entscheide wie eine Steuerfussanpassung verlangt. Nur so können wir langfristig verlässliche Rahmenbedingungen für unsere KMU bieten.

Heisst es bei kommunalen Grossprojekten immer: Rappi first!
Wenn immer möglich, wird bei städtischen Projekten – egal ob gross oder klein – das regionale Gewerbe bevorzugt.

«Die Mischung macht unsere Stadt stark und lebenswert»
Barbara Dillier

Was verbindet einen Grosskonzern wie Geberit mit dem Blumengeschäft oder dem Geigenbauer in der Altstadt?
Sie alle prägen das Gesicht von Rapperswil-Jona. Sie schaffen Arbeitsplätze, Lehrstellen und Identität. Sie zeigen, dass wirtschaftlicher Erfolg viele Gesichter haben kann – ob global oder lokal, Hightech oder Handwerk. Diese Mischung macht unsere Stadt stark und lebenswert.

Ist der amerikanische Zollschock schon am Obersee angekommen?
Als die Zölle der USA kommuniziert wurden, haben wir sofort Kontakt mit den Unternehmerinnen und Unternehmern der Region aufgenommen. Ich durfte dabei feststellen, dass unsere Unternehmen sehr robust und gut vernetzt sind. Natürlich spüren auch sie solch globale Entwicklungen, aber sie beweisen auch unter diesen Umständen viel Flexibilität und Innovationskraft. Sie reagieren schnell und finden kreative Wege, um Herausforderungen zu meistern.

Rapperswil-Jona gilt als Stadt der 100 Millionäre. Wie lässt sich an einem solch privilegierten Ort der Sinn für das lokale Gewerbe schärfen?
Wohlstand verpflichtet. Viele unserer Einwohnerinnen und Einwohner engagieren sich bewusst für lokale Betriebe, Vereine und Initiativen. Es ist wichtig, immer wieder daran zu erinnern: Wer lokal einkauft und lokale Dienstleistungen nutzt, stärkt unsere Gemeinschaft und damit auch unsere Lebensqualität.

«Künstliche Intelligenz verändert vieles, aber sie ersetzt nicht das lokale Netzwerk»
Barbara Dillier

Eines der Hauptthemen in der Berufswelt ist derzeit KI. Wie geht man in der Stadtregierung damit um? Wie nutzt die Stadtpräsidentin KI?
Wir setzen uns aktiv mit den Chancen und Risiken von KI auseinander. In der Verwaltung prüfen wir, wo Automatisierung Prozesse vereinfachen kann. Künstliche Intelligenz wird uns in Zukunft begleiten und unsere Arbeitswelt beeinflussen, ob wir das nun wollen oder nicht. Unsere Aufgabe ist es, die Chancen der KI zu unserem Vorteil zu nutzen, ohne dabei unseren gesunden Menschenverstand und - besonders wichtig - unsere Menschlichkeit zu verlieren.

Wie nehmen Sie den Arbeitnehmern die Angst, dass sie schon bald durch einen Algorithmus oder eine Software ersetzt werden?
Künstliche Intelligenz verändert vieles, aber sie ersetzt nicht das lokale Netzwerk und die Innovationskraft unserer Betriebe, die Rapperswil-Jona stark machen. Technologische Veränderungen haben immer auch neue Chancen geschaffen. Unser Ziel ist, diese Chancen zu nutzen. Unsere Aufgabe dabei ist, die Menschen auf diesem Weg zu begleiten; durch Bildung, Weiterbildung und Offenheit. Die Zukunft gehört nicht der Maschine, sondern den Menschen, die sie bedienen.

Wagen Sie einen Ausblick: Wie sieht das Gewerbe in Rapperswil-Jona in 10 Jahren aus. Werden Geschäfte verschwinden – und die Waren mit Drohnen geliefert werden? Oder rechnen Sie mit einer Rückkehr zur analogen Welt?
Statt einer gewagten Prognose erlaube ich mir, eher einen Wunsch zu äussern: Ich sehe ein vielfältiges, vernetztes Gewerbe in Rapperswil-Jona, das Tradition und Innovation verbindet. Vielleicht werden gewisse Produkte per Drohne geliefert, aber gleichzeitig werden handwerkliche Qualität und persönliche Beratung wieder an Bedeutung gewinnen. Rapperswil-Jona bleibt ein Ort, wo Wirtschaft menschlich bleibt.

Die Expo vom 24. bis 26. Oktober

Die beliebte Gewerbeausstellung im Joner Grünfeld bringt Menschen, Unternehmen und Ideen zusammen. Freuen Sie sich auf rund 120 Aussteller, ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm, die spannende Gastregion Glarnerland sowie kulinarische Highlights. Auch Linth24 ist mit einem Stand präsent. Der Eintritt zur Expo ist kostenlos.

Thomas Renggli