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Rapperswil-Jona
21.09.2025
21.09.2025 06:39 Uhr

KI-Zukunft an OST besprochen

Prof. Alex Simeon, Delegierter der Hochschulleitung und Standortleiter Rapperswil-Jona der OST, begrüsst die Teilnehmenden der 56. Innovationstagung am OST-Campus Rapperswil-Jona.
Prof. Alex Simeon, Delegierter der Hochschulleitung und Standortleiter Rapperswil-Jona der OST, begrüsst die Teilnehmenden der 56. Innovationstagung am OST-Campus Rapperswil-Jona. Bild: zVg
Rund 350 Fachpersonen, Politiker & Interessierte kamen an der 56. Innovationstagung der OST in Rapperswil-Jona zusammen, um über Herausforderungen und Chancen bei KI zu diskutieren.

Die rasante Entwicklung der Künstlichen Intelligenz stellt uns vor neue Fragen, die nicht isoliert aus einer Fachdisziplin beantwortet werden können. Rund 350 Fachpersonen, Politikerinnen und Politiker sowie Interessierte kamen deshalb an der 56. Innovationstagung der OST – Ostschweizer Fachhochschule in Rapperswil-Jona zusammen, um einen interdisziplinären Dialog zu den Herausforderungen und Chancen von KI zu führen.

Die 56. Innovationstagung verzeichnete einen neuen Teilnehmenden-Rekord: 350 Interessierte folgten der Einladung an den OST-Campus Rapperswil-Jona. Bild: zVg

Wie kann die Schweiz langfristig wettbewerbsfähig bleiben?

«KI verändert dauerhaft, wie wir arbeiten, lernen und kommunizieren. KI ist strategisch wichtig, weil sie einen technologischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Einfluss auf die gesamte Welt hat», zitierte Prof. Alex Simeon, Delegierter der Hochschulleitung und Standortleiter Rapperswil-Jona der OST – Ostschweizer Fachhochschule, ChatGPTs Antwort auf die Frage, weshalb KI ein Megatrend sei. Gleich zur Begrüssung verdeutlichte KI also ihre eigene Relevanz.

Vor diesem Hintergrund stellte sich die zentrale Frage der 56. Innovationstagung: Wie kann die Schweiz langfristig wettbewerbsfähig bleiben?

Früher Einsatz von KI sichert Wohlstand

«Wir brauchen KI für die Produktivitätssteigerung in der Schweiz», betonte Prof. Dr. Rudolf Minsch, Chefökonom von economiesuisse. Zwar verfüge die Schweiz im internationalen Vergleich bereits über eine hohe Arbeitsproduktivität. Um den Wohlstand auch künftig zu sichern, muss diese laut Minsch jedoch weiter gesteigert werden.

Entscheidend dafür sei der Einsatz von KI: «Je früher KI in einem Land eingeführt und je kompetenter damit umgegangen wird, desto schneller steigt das Bruttoinlandprodukt.» Das zeigt eine Studie, die im Auftrag von economiesuisse durchgeführt wurde. Anders sähe es aus, wenn die Schweiz zu den Nachzüglerinnen in der Anwendung von KI zählen würde. Das befürchtet Minsch nicht: «Wir bieten gute Rahmenbedingungen für den digitalen Wandel – mit moderner Infrastruktur, offenen Märkten, sicherer Energieversorgung und einer effizienten Verwaltung.»

Prof. Dr. Rudolf Minsch, Chefökonom von economiesuisse, sieht KI als Tool, um den Wohlstand in der Schweiz zu erhalten. Bild: zVg

Junge Arbeitnehmende besonders betroffen

Einen disruptiven Einfluss hat KI nicht nur auf die Gesamtwirtschaft, sondern auch auf die individuellen Erwerbstätigen. Prof. Dr. Guido Schuster, Leiter des ICAI Interdisciplinary Center for Artificial Intelligence der OST, stellte eine neue Studie der Universität Stanford vor, die auf anonymisierten Daten von 25 Millionen Menschen basiert.

«Die Studie zeigt, dass Einsteigerjobs am stärksten von der Einführung von KI betroffen sind. Die Rückgänge der Beschäftigung konzentrieren sich auf Bereiche, in denen KI die Arbeit automatisieren kann», erklärte Schuster. Besonders betroffen seien derzeit 22- bis 25-Jährige. «Bis anhin war dies nur eine Vermutung, nun haben wir die Daten dazu», betonte er. Erfahrene Arbeitnehmende hätten hingegen ein stabileres Arbeitsumfeld. «In Berufen, in denen KI nicht ersetzt, sondern ergänzt, zeichnet sich sogar ein Wachstum ab.»

Prof. Dr. Guido Schuster, Leiter des ICAI der OST, erklärt, wie ChatGPT und Co. unsere Arbeitswelt verändern. Bild: zVg

Lehrpersonen sind gefordert

Wenn Junior-Positionen zukünftig überflüssig werden, steht die junge Generation vor schlechten Jobaussichten. Um sich am Arbeitsmarkt trotzdem zu behaupten, müssen sie den Umgang mit KI beherrschen. Insbesondere Lehrpersonen sind gefordert, sie auf diese Zukunft vorzubereiten.

In diesem Zusammenhang stellt sich Prof. Dr. Tobias Röhl, Professor für Digitales Lernen und Lehren an der PH Zürich, die Frage, wie der verantwortungsvolle Einsatz von KI in der Schule gelingen kann. «Für mich ist zentral, dass die Schülerinnen und Schüler zuerst über KI lernen, bevor sie KI zum Lernen anwenden», sagte Röhl. Nur wer Grenzen und Risiken kennt, könne KI auch verantwortungsvoll nutzen. Deshalb sei KI im Schulzimmer weder Ersatz noch Selbstläufer: «KI sollte bestehende Lernprozesse ergänzen und durch zusätzliche Unterstützung verstärken.»

Damit wichtige Kompetenzen wie das kritische Denken nicht verloren gehen, müssen die Lehrpersonen den Einsatz von KI in der Schule eng begleiten. «Das erfordert wiederum, dass sich Lehrpersonen ständig weiterbilden, um die Schülerinnen und Schüler im Umgang mit KI kompetent zu unterrichten», erklärte Röhl.

Prof. Dr. Tobias Röhl, Professor für Digitales Lernen und Lehren an der PH Zürich, gibt Einblick in die Chancen und Risiken von KI in der Schule. Bild: zVg

KI revolutioniert Cybersicherheit

«Wir sollten das Schulsystem so umbauen, dass vor allem die Kreativität gefördert wird. Denn das kann KI nicht», knüpfte Ivan Bütler, CEO der Compass Security und Lehrbeauftragter an der OST, an.

Kreativ seien hingegen die Methoden, die KI Hackern eröffne – von Deepfakes bis zu gross angelegten Phishing-Attacken. «Die Suche nach Schwachstellen, um auf Computer, Netzwerke und Daten zuzugreifen, wird hochgradig effizient und automatisiert», zeigte Bütler auf.

Gleichzeitig eröffne KI aber auch viele Chancen: Sie erkenne Bedrohungen frühzeitig, analysiere Anomalien und reagiere autonom. «KI revolutioniert die Cybersicherheit. Die Systeme zum Schutz unserer Daten werden immer besser», sagte Bütler.

Die 56. Innovationstagung der OST hat gezeigt: Künstliche Intelligenz verändert Wirtschaft, Arbeitswelt, Bildung und Sicherheit zugleich. Entscheidend für die Zukunft der Schweiz wird sein, die Chancen frühzeitig zu nutzen und die Entwicklungen verantwortungsvoll zu gestalten.

Ivan Bütler, CEO der Compass Security und Lehrbeauftragter an der OST, zeigt den Teilnehmenden, wie einfach Deepfakes heutzutage sind. Bild: zVg

Nächste Innovationstagung im November

Ein Blick in die Zukunft wirft auch die 57. Innovationstagung: Am 19. November 2025 steht «Die Schweiz 2050» im Zentrum. Mehr Informationen dazu finden Sie hier.

OST – Ostschweizer Fachhochschule/Linth24