Linth24: Was bedeutet das für die Vermögenslage der Stadt?
Barbara Dillier: Unser Nettovermögen pro Einwohner rutscht ins Negative. Wir hatten über Jahre ein solides Polster. Dieses schmilzt dahin. Wenn kein Gegensteuern erfolgt, entsteht eine Nettoschuld je Einwohner, die den kantonalen Durchschnitt weit übersteigt.
Linth24: Hat die Stadt noch Geld in der Kasse?
Barbara Dillier: Der Bestand an flüssigen Mitteln ist deutlich zurückgegangen. Das ist nicht gut, weil das unsere kurzfristige Zahlungsfähigkeit negativ betrifft. Parallel dazu steigen die Einnahmen kaum an. Wir tätigen Investitionen, ohne sie aus dem laufenden Ertrag finanzieren zu können. Das zehrt unsere Reserven auf.
Linth24: Die Schulden nehmen zu.
Barbara Dillier: Richtig. Die langfristigen Schulden steigen an. Wir landen in den kommenden Jahren bei über 300 Millionen Franken. Gleichzeitig ist der Selbstfinanzierungsgrad deutlich unter 100 %, sprich, in den tiefen zweistelligen Bereich gesunken. Das heisst: Wir finanzieren unsere Investitionen mehrheitlich über Kredite. Somit ist klar: Wir müssen handeln.
Linth24: Welche Möglichkeiten hat der Stadtrat?
Barbara Dillier: Der Stadtrat hat sich an der Bürgerversammlung klar positioniert: Es gibt drei Stellschrauben: Die Ausgaben reduzieren, die Einnahmen erhöhen oder Investitionen überdenken. Keine dieser Optionen ist einfach. Sie sind politisch wie gesellschaftlich anspruchsvoll.
Linth24: Was bedeutet das für den Steuerfuss?
Barbara Dillier: Einerseits ist der Steuerfuss in Rapperswil-Jona tief, was Standortvorteile bringt. Andererseits ist es bei den heutigen Ausgaben und Investitionen unmöglich, damit eine ausgeglichene Rechnung zu erzielen. Der Stadtrat prüft alle Optionen. Wichtig ist mir, es geht nicht um Aktionismus, sondern um eine vorausschauende, realistische Finanzpolitik.
Linth24: Das tönt nun doch etwas vorsichtig.
Barbara Dillier: Dem Stadtrat ist wichtig, das Vertrauen der Bevölkerung zu behalten, indem wir ehrlich und sachlich kommunizieren und die nötigen Entscheidungen treffen. Dazu gehört auch, offen zu sagen: Wir leben über unsere Verhältnisse. Nun braucht es eine Kurskorrektur.
Linth24: Wie erleben Sie die Bevölkerung mit Ihrem Weckruf?
Barbara Dillier: Ich erhalte viel konstruktives Feedback. Das ist wichtig. Was ich mir wünsche, ist die Einsicht, dass wir diese Herausforderung nur gemeinsam lösen können. Es geht um einen verantwortungsvollen Umgang mit der Zukunft unserer Stadt.
Interview Bruno Hug