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Kanton
06.08.2025

Ukraine-Kinder erholen sich in St.Gallen

Ziel des Aufenthalts war, die körperliche und emotionale Gesundheit der Kinder und Jugendlichen zu fördern sowie Stabilität, Erholung und neue Zuversicht zu schenken.
Ziel des Aufenthalts war, die körperliche und emotionale Gesundheit der Kinder und Jugendlichen zu fördern sowie Stabilität, Erholung und neue Zuversicht zu schenken. Bild: SRK
Das Schweizerische Rote Kreuz Kanton St.Gallen hat in den letzten zwei Wochen einen Erholungsaufenthalt für Kinder und Jugendliche aus der Ukraine in St.Gallen durchgeführt.

35 Kinder und Jugendliche mit erwachsenen Vertrauenspersonen aus der Ukraine haben während zwei Wochen in der Jugendherberge in St.Gallen gelebt. Die Kinder im Alter von fünf bis fünfzehn Jahren sind alle stark vom Krieg betroffen.

Sie haben enge Angehörige verloren, Menschen in ihrem Umfeld wurden schwer verletzt oder gelten als vermisst, und sie leben in ständiger Unsicherheit. Die Kinder reisten mit vertrauten Begleitpersonen – mehrheitlich ihren Müttern – an, um zusätzlich emotionale Stabilität zu erhalten.

Ein Camp voller Herz, Engagement und neuer Hoffnung

Der Erholungsaufenthalt wurde vom SRK Kanton St.Gallen organisiert und durchgeführt. 50 Freiwillige unterstützten das Fachteam mit viel Herzblut – ganz im Sinne der Rotkreuz-Tradition. Diese enge Begleitung war ein wesentlicher Faktor für das Wohlbefinden der Kinder.

Ein zentrales Element des Camps bildeten die täglichen psychosozialen Inputs und die psychologische Betreuung, die von drei ukrainischen Ärztinnen und Psychologinnen angeboten wurde. In Gesprächen und durch gezielte Übungen konnten die Kinder emotionale Stärke aufbauen und Vertrauen gewinnen.

Lea Krähenmann Bild: SRK

Neben der therapeutischen Arbeit bot das Camp auch zahlreiche Freizeitaktivitäten: Ausflüge in die Badi, in den Zoo und in die Berge schenkten den Kindern neue, positive Erinnerungen. Kreative Aktivitäten und freies Spielen hatten ebenso ihren festen Platz.

Auch sensible Themen wie die Rückkehr in die Ukraine nach dem Aufenthalt wurden einfühlsam aufgegriffen. Zudem wurde für den 31. Juli und den 1. August je ein Ausflug nach Österreich und Liechtenstein organisiert, um die Kinder vor den Knallen der Feuerwerke zu schützen. Diese Geräusche können aufgrund ihrer Ähnlichkeit mit Kriegsszenen sehr belastend sein.

Sicherheit, Struktur und neue Zuversicht

Für Lea Krähenmann, Projektleiterin, war es besonders bewegend zu sehen, wie sehr die Kinder und Jugendlichen in den zwei Wochen aufblühen konnten: «Sie fühlten sich in der Schweiz sicher und geborgen. Keine Bombenalarme, genügend zu essen, sicherer Schlaf und unbeschwertes Spielen in der Natur – ohne Angst vor einem Blindgänger oder einer Mine. Dinge, die für uns selbstverständlich sind, wurden für sie wieder erlebbar.»

Bild: SRK

Ein klar strukturierter Tagesablauf gab den Kindern Halt und Orientierung. In den psychosozialen Einheiten konnten sie unter anderem belastende Erfahrungen thematisieren und neue Bewältigungsstrategien für die Zukunft entwickeln.

Das Erleben schöner, unbeschwerter Momente war dem Roten Kreuz ein zentrales Anliegen: Diese positiven Erfahrungen sollen den Kindern helfen, sich auch in schwierigen Zeiten daran erinnern zu können.

Ein Abschied voller Dankbarkeit

Mit einem bewegenden Abschiedsbrunch am 2. August fand das Camp einen würdigen Abschluss. Gemeinsam mit der ukrainischen Botschafterin Iryna Venediktova, den St.Galler Regierungsrätinnen Susanne Hartmann und Laura Bucher sowie zahlreichen freiwilligen Helfern wurde auf zwei intensive, berührende Wochen zurückgeblickt.

Am Tag darauf traten die Kinder und Jugendlichen gestärkt ihre Rückreise in die Ukraine an – im Gepäck viele neue Eindrücke und schöne Erinnerungen, die ihnen hoffentlich noch lange Kraft und Hoffnung spenden werden.

Bild: SRK

Christian Rupp, Geschäftsleiter des SRK Kanton St.Gallen, zieht eine durchweg positive Bilanz: «Der Aufenthalt war ein wichtiger Beitrag zur humanitären Hilfe für vom Krieg betroffene Kinder. Natürlich hätten wir sie gerne noch länger bei uns behalten, aber das war der Rahmen, den wir realisieren konnten.»

Wie es weitergeht, werde nun sorgfältig evaluiert: «Wir prüfen aktuell, ob und in welcher Form das Rote Kreuz künftig weitere Erholungsaufenthalte dieser Art durchführen kann», so Rupp weiter.

Sein Dank gilt allen, die dieses Projekt möglich gemacht haben: «Ein herzliches Dankeschön an unsere Projektpartner – den Kanton St.Gallen, die Jugendherbergen Schweiz und die Stadt St.Gallen –, viele weitere Sponsoren, Spender, die zahlreichen Freiwilligen sowie das engagierte Team des SRK Kanton St.Gallen. Sie alle haben mit ihrem Extra-Einsatz einen wertvollen Unterschied gemacht.»

Entstehung und Finanzierung des Red Cross Summer Camp

Die Idee des Red Cross Summer Camp knüpft an eine lange humanitäre Tradition an: Bereits nach dem Zweiten Weltkrieg organisierte das Rote Kreuz sogenannte «Kinderzüge», um vom Krieg betroffenen Kindern aus Europa Erholungsaufenthalte zu ermöglichen.

Bild: SRK

Im Jahr 2024 wurde dieses Engagement durch das Schaffhauser Rote Kreuz mit einem ersten Camp für ukrainische Kinder neu belebt. Die diesjährige Durchführung lag in der Verantwortung des SRK Kanton St.Gallen.

Ermöglicht wurde das Projekt durch eine breite finanzielle Unterstützung: Der Kanton St.Gallen beteiligte sich mit einem Beitrag von 100'000 Franken aus dem Nothilfe-Kredit des Lotteriefonds.

Ferner hat das SRK Kanton St.Gallen gezielt neue, zweckgebundene Mittel aus dem Ukrainefonds des SRK, der Humanitären Stiftung SRK sowie von Unternehmen, Stiftungen und privaten Spendern gewonnen.

Dieses starke Netzwerk aus öffentlicher Hand, dem Roten Kreuz und engagierten Einzelpersonen zeigt eindrücklich, wie solidarisches Handeln auch heute noch Berge versetzen kann.

Bild: SRK
pd/stz./Linth24