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Rapperswil-Jona
13.07.2025
14.07.2025 09:29 Uhr

Stadtrat Kunz: «Wir nehmen Bedenken zur Asylunterkunft ernst.»

Sprayerei beim Zentrum Meienberg Jona: Sind die Flüchtlinge wirklich willkommen?
Sprayerei beim Zentrum Meienberg Jona: Sind die Flüchtlinge wirklich willkommen? Bild: zVg
Das Thema «Wohn- und Integrationszentrum für geflüchtete Personen» im Zentrum Meienberg Jona bewegt. Stadtrat Joe Kunz steht Linth24 Red’ und Antwort.

Joe Kunz, der Stadtrat teilte mit, das Pflegezentrum Meienberg in Jona werde zu einem «Wohn- und Integrationszentrum für geflüchtete Personen». Das Volk nennt das «Asylantenheim». Was genau soll entstehen?

Die Stadt baut im Schachen-Quartier ein neues Pflegezentrum. Ist dies fertig, steht das Pflegezentrum Meienberg leer. Da für die Unterbringung von geflüchteten Personen dringend Platz benötigt wird, soll dort ab 2027 ein Wohn- und Integrationszentrum entstehen.

Aus einem Pflegezentrum eine Asylunterkunft? 

Richtig, die Liegenschaft ist dafür ideal. Geplant ist, dass rund 50 Asylsuchende – sowohl Familien als auch Einzelpersonen – in den Zimmern des Zentrums wohnen können. Gleichzeitig sollen Räume entstehen, die für die Quartierarbeit, den kulturellen Austausch oder auch für Integrationsprojekte genutzt werden. Das Haus soll ein lebendiger Ort werden, der Menschen zusammenbringt.

Das sehen aber nicht alle so, hinter den Kulissen entsteht Opposition.

Ich verstehe, dass solche Veränderungen bei manchen Fragen oder Unsicherheiten auslösen. Gerade deshalb wollen wir transparent informieren und aufklären. Beim Wohn- und Integrationszentrum geht es nicht einfach um eine Unterkunft, sondern um einen Ort, an dem geflüchtete Menschen begleitet und integriert werden. Das heisst: Es wird betreut, geordnet, sozial eingebettet. Die Menschen werden nicht einfach sich selbst überlassen.

«Integration gelingt, wenn sie richtig begleitet wird.»
Joe Kunz

Und die Anwohner?

Wir nehmen die Bedenken, Ängste und Bedürfnisse der Anwohnenden sehr ernst. Wir möchten zeigen: Integration gelingt, wenn sie richtig begleitet wird. Davon profitieren die Geflüchteten, die Anwohnenden und letztendlich die Stadt.

Sie haben die im Umfeld des Pflegezentrums Meienberg Wohnenden zu einer Infoveranstaltung eingeladen. Bei Linth24 haben sich Personen gemeldet, die sich an die Wand gespielt fühlten, weil das Volk nichts dazu zu sagen hat. Verstehen Sie den Ärger?

Ja, ich verstehe das. Wenn Menschen den Eindruck haben, dass über ihre Köpfe hinweg entschieden wird, führt das zu Frust – unabhängig vom Thema. Genau deshalb war es uns als Stadtrat wichtig, frühzeitig zu informieren und das Gespräch mit der Bevölkerung zu suchen.

Hilft das?

Es ist mir ein Anliegen, die betroffenen Personen einzubeziehen, zuzuhören und ihre Bedürfnisse zu kennen. Die Informationsveranstaltung war ein erster Schritt für einen offenen Dialog und eine sachliche Debatte. Gleichzeitig möchte ich auch betonen, dass wir als Stadt prozentual zur Einwohnerzahl geflüchtete Personen aufnehmen müssen. Sie müssen untergebracht, versorgt und begleitet werden. Dafür bietet das geplante Zentrum im Meienberg optimale Voraussetzungen. 

 

«Wir verurteilen Vandalismus.»
Joe Kunz

Diese Woche wurde im Quartier Meienberg ein Plakat der Jungsozialisten (Juso) mit dem Slogan «Flüchtlinge willkommen». Denselben Slogan haben Unbekannte auf die Garage des Pflegezentrums gesprayt. Wie gehen Sie damit um?

Die öffentliche Debatte zum Thema ist wichtig – allerdings sachlich und zielführend. Jedoch verurteilen wir jegliche Form von Vandalismus oder Sachbeschädigung aufs Schärfste. Solche Reaktionen zeigen allerdings auch, wie emotional das Thema ist und wie unterschiedlich die Haltungen in der Bevölkerung sind. Manche wollen ihre Solidarität zeigen, andere sind kritisch oder lehnen das Projekt ab. 

Was gewichten Sie mehr?

Dabei gilt: Alle sollen ihre Stimme gleichermassen kundtun können. Als Stadt müssen wir hinhören und einen Weg finden, der dem gesetzlichen Auftrag gerecht wird, aber auch die Menschen vor Ort mitnimmt. Das geht nur mit Dialog, mit Transparenz – und mit einer klaren Haltung gegen Hetze und Angstmacherei. Wir brauchen gemeinsame Lösungen.

«Wir spielen mit offenen Karten.»
Joe Kunz

Für die Umnutzung des Pflegezentrums in ein Wohn- und Integrationszentrum geht der Stadtrat von Kosten von 500'000 Franken aus. Männiglich glaubt, es werde teurer. Machen Sie die Berechnungen dazu öffentlich?

Die 500'000 Franken basieren auf einer ersten Schätzung die in den nächsten Monaten überprüft wird. Danach legen wir offen, wie sich die Kosten zusammensetzen. Wir gehen verantwortungsvoll mit den Finanzen der Stadt um und spielen mit offenen Karten. Der Stadtrat will das Gebäude mit möglichst wenig Aufwand umnutzen – ohne Luxus, aber zweckmässig.

Sie sagten am Infoabend, eine «Containerlösung» für Flüchtlinge und Asylanten koste rund 2 Millionen Franken, die Umnutzung des Alterszentrums nur 500'000 Franken, er glaube das nicht und fühle sich angelogen.

Ich bedaure, wenn sich jemand vor den Kopf gestossen oder gar angelogen fühlt. In solchen Fällen stehe ich auch gerne für persönliche Gespräche bereit. Meine Aussage hatte das Ziel, den Unterschied zwischen zwei Lösungen aufzuzeigen: Ein Containermodulbau mit Infrastruktur und Versorgungsleitungen kostet schnell mehrere Millionen. Die Umnutzung eines leerstehenden Gebäudes wie dem Pflegezentrum ist deutlich günstiger und erst noch nachhaltiger. Uns liegt viel daran, die Hintergründe offenzulegen, sodass sich alle eine eigene, fundierte Meinung bilden können.

«Integration funktioniert nur, wenn wir sie gemeinsam gestalten.»
Joe Kunz

Eine generelle Frage: Verstehen Sie die Ängste der Menschen vor einer Asyl- und Flüchtlingsunterkunft?

Ja, ich nehme diese Sorgen sehr ernst. Wenn in der Nachbarschaft etwas Neues entsteht, besonders wenn es sich dabei um eine Unterkunft für Menschen aus anderen Ländern handelt, sind solche Gedanken normal. Sie sollen auch zugelassen und angehört werden. Den Sorgen wollen wir jedoch entgegenwirken und zeigen: Es gibt klare Strukturen, professionelle Betreuung, geregelte Abläufe und Ansprechpersonen für alle. Wir lassen die  Anwohner nicht allein. Integration funktioniert nur, wenn wir sie gemeinsam gestalten – mit Respekt, Regeln und der Bereitschaft, einander zu begegnen. Mein Ziel ist es, Vertrauen durch Fakten, Ehrlichkeit und Gespräche aufzubauen.

Bruno Hug