Am Samstagabend wurde der grosse Rittersaal im Schloss Rapperswil zur Kathedrale für Klangsuchende. Der polnische Geiger Adam Bałdych, oft als «Wunderkind des europäischen Jazz» betitelt, trat mit seinem exzellent besetzten Quintett auf und lieferte einen Abend ab, der irgendwo zwischen Andacht, Ekstase und fein ziselierter Klangarchitektur pendelte. Organisiert wurde der musikalische Leckerbissen vom Pilecki-Institut Schweiz.
Ein Geiger zwischen den Welten
Bałdych spielt keine Musik, er spricht mit seinem Instrument – mal flüsternd, mal fordernd, mal mit den Fingern, mal mit dem Bogen. Immer mit einer Präzision, die atemlos macht.
Schweben in Musik
Das Programm des Abends war eine Reise durch das aktuelle Album «Portraits», das sich mutig zwischen sakraler Klangwelt und moderner Improvisation bewegt. Das Ensemble, bestehend aus Piano, Bass, Schlagzeug und Saxofon, ist dabei kein Beiwerk, sondern Teil eines fein gewebten Gesprächs.
Wer Jazz erwartete, bekam mehr: mittelalterliche Melodien, polnische Volksklänge, sakrale Harmonien – und immer wieder diese freien, atmenden Momente, in denen Bałdychs Geige fast zu schweben schien.