Zürich, Frühjahr 2020. Die Stadt steht still, das öffentliche Leben lahmt, viele verlieren Jobs, Perspektiven und das tägliche Brot. Doch während viele sich abschotten, geht einer hinaus: Amine Diare Conde, damals Anfang zwanzig, Flüchtling aus Guinea, einem der ärmsten Länder des afrikanischen Kontinents. Er stellt sich mit ein paar Kisten auf die Strasse. Nicht, um zu nehmen, sondern zu geben.
Mangel und ein Mann mit Mut
Amine verteilt Lebensmittel. Später hilft ihm ein Freund, dann zehn, bald sind es hunderte. Die Schlange wächst, Woche für Woche. Nicht nur Bedürftige stehen da, auch jene, die helfen wollen. Es ist der Anfang von «Essen für Alle». Eine Bewegung. Eine Solidaritätswelle. Eine der sichtbarsten zivilgesellschaftlichen Antworten auf soziale Not in der Schweiz.
Ein Ort der Hoffnung
Heute, fünf Jahre später, ist aus dem improvisierten Anfang eine gut organisierte Struktur geworden. Die Abgabestelle an der Allmendstrasse 93 in Zürich ist nicht nur ein Ort, an dem Menschen Lebensmittel erhalten. Sie ist zu einem sozialen Treffpunkt geworden. Menschen verschiedenster Herkunft begegnen sich hier mit Respekt und auf Augenhöhe.
Jeden Samstag versorgen die Freiwilligen bis zu 1500 Personen mit Lebensmitteln. Darunter viele Sans-Papiers, Armutsbetroffene, Alleinerziehende. «Essen für Alle» ist mehr als eine Abgabestelle. Es ist ein Symbol, dass niemand vergessen wird.