Die St.Galler Kantonsregierung hat veröffentlicht, wie sie die Millionen verteilen will, welche sie aus den Lottospielen zurückbehalten hat. Glänzende Augen gibt es dieses Jahr insbesondere in Rapperswil-Jona, denn hier kommen viele Renovations- und Verschönerungsprojekte zum Zug. Die Auflistung gibt gleichzeitig einen interessanten Überblick über kommende Projekte in der Stadt.
Mängel beim Kunstzeughaus
Beim Kunstzeughaus wurden bauliche Mängel festgestellt, die aus «sicherheits-und versicherungstechnischen Gründen zwingend behoben werden müssen». Die Reparaturen kosten 350'000 Franken. Der Lotteriefonds zahlt davon die Hälfte, also 175'000.- Franken. Die Stadt Rapperswil-Jona beteiligt sich mit 115'000. Der Fehlbetrag kommt aus dem Vermögen des Kunstzeughauses.
Millionenteure Villa Gertrud
Für das als «Villa Gertrud» bekannte Gebäude aus dem Jahr 1845 hat der kantonale Denkmalschutz nur die höchsten Töne übrig: «Die vom französischen Barock und der klassischen Architektur beeinflusste Villa erinnert an luxuriöse Hotelbauten der Belle Époque und ist einer der herausragendsten Vertreter einer grossbürgerlichen Villa dieser Epoche.» Die Villa habe sowohl aussen wie innen eine «aussergewöhnlich prachtvolle Gestalt».
Geschichte und Wirklichkeit stehen jedoch nicht im Einklang. Damit der alte Glanz wieder zum Vorschein kommt, muss das Haus umfassend renoviert werden und das kostet 4,69 Millionen Franken.
Für die Denkmalpflege müssen 1,69 Millionen Franken investiert werden, wovon der Lottofonds 30%, also 496'000 Franken übernimmt. Wer und wie der Rest von knapp 4.2 Millionen Franken bezahlt wird, ergibt sich nicht aus dem regierungsamtlichen Papier.
Herrenberg-Umbau
Das Gebäude «Herrenberg» auf dem Rapperswiler Schlosshügel ist seit 1584 bekannt. Mit einem umfassenden Bauvorhaben soll der Dachstock des Hauses ausgebaut und einige hässliche Ergänzungen der letzten Jahre abgebaut werden. Der Um- und Rückbau kostet satte 2,2 Millionen Franken.
Die streng denkmalpflegerischen Arbeiten umfassen jedoch mit 300'00 Franken nur einen kleinen Teil. Der Lotteriefonds übernimmt davon fast 90'000 Franken.
Hübsche Schwanen Fassade
Die Denkmalschützer haben einen Teil der Fassade des Hotels Schwanen unter die Lupe genommen: das alte Klostergebäude, welches über die Jahrhunderte und Jahrzehnte zum Saaltrakt des Hotels Schwanen wurde. Für die dort verbaute Architektur haben die Fachleute den Begriff «gotisierender Jugendstil» erfunden.
Mit einer «fachgerechten Erneuerung» sollen Haupthaus und Saalbau verschönert werden. Die Kosten dafür betragen 611'000 Franken. Der Denkmalschutz umfasst aber nur 190'000 Franken und davon übernimmt der Lotteriefonds wieder 30%, was den Betrag von 57'100 Franken ergibt.
Wertvolle Balken im «Schiff»
Das ehemalige Gasthaus «Schiff» am Fischmarktplatz hat über die Jahrhunderte viele Architekten und Bauleute erlitten und überlebt. Jeder tobte sich auf seine Weise aus und das Haus wurde «im Innern noch mehrmals radikal umgebaut», wie die Denkmalschützer mit blutendem Herzen schreiben.
Und doch gab es auch hier eine Überraschung: Beim aktuellen Umbau kam eine «Bohlenwand zum Vorschein, die dendrochronologisch auf das Jahr 1373 datiert werden konnte.» Die Holzreste waren also älter als alles, was an Bausubstanz sonst noch im geschützten Ortsbild von Rapperswil rumsteht. Natürlich muss das geschützt werden, wie die Forscher schreiben: «Denkmalpflegerisch von Belang ist diese Wand und eine zugehörige Balkendecke, die aufwändig gesichert werden muss.»
Der gesamte aktuelle Umbau des Schiffs kostet 1.8 Millionen Franken. Weil aber nicht mehr viel Denkmalschützerisches vorhanden ist, kostet dieser Teil 88'584.- Franken, wovon die Lotteriekasse 26'600 Franken übernimmt
Hotel Post mit Farbkorrekturen
Bei ihrem Streifzug durch die Rapperswiler Altstadt sind die Denkmalschützer auch beim Hotel Post, vis-à-vis vom Bahnhof hängen geblieben. Auch dort haben sie Verschönerungsbedarf festgestellt.
Mit Zufriedenheit wurde registriert, der «eindrucksvolle Heimatstil-Bau» trete «prominent in Erscheinung» und seine äussere Form sei weitgehend erhalten. Aber, so die genau hinschauenden Ästhethikschützer: «In der Detail- und Farbgestaltung hat es über die Zeit jedoch Einbussen gegeben».
Die Korrekturen kosten, und zwar 711'000 Franken. Auch hier beträgt der denkmalschützerisch anrechenbare Teil mit 172'000 nur ein Viertel, aber auch dafür werden 30% aus dem Lotteriefonds entnommen, was den Betrag von 51'900 Franken ausmacht.
Der Stadt Rapperswil-Jona steht in den kommenden Jahren also nicht nur viel «frischer Wind» im Stadthaus in Aussicht, sondern auch viel mehr Schönheit. Bezahlt wird das mit Geld, welches Lottospieler dem Staat überlassen haben.