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01.04.2025
31.03.2025 14:36 Uhr

Bauen verlangt Weitblick und Durchhaltevermögen

Zuversicht und grosses Engagement im Bausektor – trotz Stolpersteinen. Präsident Martin Jud wird flankiert von den Referenten Kurt Maus (l.) und Marcel John (r.).
Zuversicht und grosses Engagement im Bausektor – trotz Stolpersteinen. Präsident Martin Jud wird flankiert von den Referenten Kurt Maus (l.) und Marcel John (r.). Bild: Gabi Corvi
Die 106. Generalversammlung des Baumeisterverbandes Etzel und Linth fand heuer im Gasthaus Frohberg in Rapperswil-Jona statt und bot Einblick in die aktuelle Lage der Bauwirtschaft.

Präsident Martin Jud (CEO JMS-Gruppe), welcher seit einem Jahr im Amt ist, attestierte der Baubranche eine stabile wirtschaftliche Situation: «In unserer Region sind die Auftragsbücher gefüllt.»

In seinem Jahresbericht zeichnete er anhand von Zahlen und Grafiken ein aufschlussreiches Bild. Laut Quartalsstatistik des Schweizerischen Baumeisterverbandes zeigte sich per 31.12.2024 im Bauhauptgewerbe eine nahezu unveränderte Bautätigkeit im Vergleich zum Vorjahr.

Der landesweite Umsatz belief sich erneut auf über CHF 23 Milliarden, und der Arbeitsvorrat lag stabil bei CHF 16,8 Milliarden. Im Kanton St. Gallen hingegen sank die Bautätigkeit um 14,8 % auf CHF 0,97 Milliarden. Dieses Ergebnis ist jedoch aufgrund unvollständiger Unternehmensmeldungen mit Vorsicht zu interpretieren.

Lange Bewilligungsverfahren als Hemmnis

Ein zentrales Thema waren und sind jedoch die zunehmend länger werdenden Bewilligungsverfahren. Neben dem Personalmangel in den zuständigen Amtsstellen erschwert auch der stetig wachsende Umfang der einzureichenden Unterlagen den Prozess.

Dies führt zu Verzögerungen, die Unsicherheiten in der Auslastung und Ressourcenplanung der Unternehmen nach sich ziehen. «Mitarbeiter müssen dennoch beschäftigt werden und pünktlich ihren Lohn erhalten», so Jud.

Zukunftsthemen: KI, Kreislaufwirtschaft und CO2-Fussabdruck

Neben den tagesaktuellen Herausforderungen sprach Jud auch zukunftsweisende Themen an. Künstliche Intelligenz, Kreislaufwirtschaft und die Reduktion des CO2-Fussabdrucks stehen – gleich wie in anderen Branchen – auch im Bau zunehmend im Fokus und werden das Betriebsumfeld in den kommenden Jahren nachhaltig prägen und verändern.

Patrick Hofstetter folgt auf Urs Wespe

Präsident Jud führte zügig und eloquent durch die Versammlung. Die ordentlichen Traktanden, inklusive Annahme der Rechnung 2024 und Genehmigung des Budgets 2025, erhielten die diskussionslose Zustimmung der Versammlungsteilnehmenden.

Urs Wespe (Wespe Bau AG) demissionierte als Kassier. Als Nachfolger des stets umsichtig agierenden Kassiers Wespe wurde Patrick Hofstetter (Bauunternehmung Hofstetter AG) einstimmig und unter Applaus gewählt.

Urs Wespe (Mitte) übergab seine Aufgabe als Kassier an Patrick Hofstetter (l.). Präsident Martin Jud freut sich, dass das Amt wiederum in kompetente Hände kommt. Bild: Gabi Corvi

Mit dem Dank an den scheidenden und dem Willkomm für den neuen Kassier verband Präsident Jud auch ein grosses Dankeschön an den gesamten Vorstand, die Revisoren und die Mitglieder.

Zudem durfte er als Neumitglieder die GLB March und Umgebung, Tuggen, sowie die Konrad Hegner AG, Siebnen, vorschlagen – und von der Versammlung aufnehmen lassen.

Last but not least sprach Martin Jud einen besonderen Glückwunsch an Felix Kuster aus, der bei den WorldSkills in Lyon Vize-Weltmeister der Steinmetze wurde. Leider konnte Kuster aufgrund seines Militärdienstes nicht persönlich anwesend sein.

Stolpersteine...

Den Mitgliedern wurden zwei interessante Fachreferate geboten.

...beim FAR

Kurt Maus, kaufmännischer Leiter des Baumeisterverbandes Kanton St. Gallen, sprach über den flexiblen Altersrücktritt (FAR) im Bauhauptgewerbe. Angesichts der wachsenden Zahl an Rentenbeziehern, insbesondere durch die Pensionierung der Baby-Boomer, kommt der FAR immer mehr unter Druck.

Gegensteuer soll die Anhebung der Arbeitgeber-FAR-Beiträge auf 6 % (bisher 5,5 %) geben. «Eine massive Belastung für die Unternehmen», so Kurt Maus. Er erwähnte aber auch einschneidende Massnahmen auf Arbeitnehmerseite; unter anderem die Verluste der Altersgutschriften, was wiederum lebenslange Auswirkungen auf die PK-Renten haben wird.

...und bei Grossprojekten

Ein weiteres Referat hielt Marcel John, Kantonsingenieur Bau- und Umweltdepartement SG. Er beleuchtete die aktuellen Herausforderungen im Kanton St. Gallen nach dem Volks-Nein zum Autobahnausbau. Jahre, wenn nicht gar Jahrzehnte an Planung sind dabei verloren gegangen.

Insbesondere sprach er über Themen und Vorhaben, welche unsere Region betreffen: Regionale Verbindungsstrasse A15 Gaster, Mobilitätszukunft Rapperswil-Jona und Ausbaukonzept Rickenstrasse.

In seinem Fazit schlug John den Bogen zu den Eingangsworten von Präsident Martin Jud und den vielen Hürden, die heutzutage genommen werden müssen, bis eine Sache «zum Fliegen» kommt – oder eben in Stein, Beton, Holz oder Stahl als greifbares Bauwerk dasteht.

«Die Palette der Gründe für eine Ablehnung von Vorlagen ist riesengross. Es ist eine Kunst, ein bewilligungsfähiges Projekt zu schaffen und dafür eine Mehrheit bei der Bevölkerung zu finden.»

Gabi Corvi/Linth24