Wasserknappheit wird sichtbar
"Das ist sehr kritisch. Bisher wurde die Wasserknappheit durch das zusätzliche Wasser der Gletscherschmelze maskiert. Jetzt geht es langsam runter", betonte Matthias Huss, Gletscherforscher an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH Zürich)gegenüber der Keystone-SDA. Der bisherige Effekt, bei dem das Schmelzen der Gletscher die Wasserverfügbarkeit sogar erhöhte, kehrt sich nun um.
Seit dem Jahr 2000 haben die Schweizer Gletscher bereits rund 40 Prozent ihrer Masse verloren. Dieser Trend wird sich in den kommenden Jahren fortsetzen, was bedeutet, dass die Wassermengen aus den Gletschern stark reduziert werden. Besonders in heissen und trockenen Sommern könnte dies weitreichende Auswirkungen haben. Auch grosse Flüsse wie der Rhein und die Rhone werden von dieser Entwicklung betroffen sein.
Schlechte Aussichten
Die letzten Jahre waren extrem, was die Schmelzraten der Gletscher betrifft, und auch in diesem Jahr sind die Bedingungen alles andere als günstig. Ersten punktuellen Messungen zufolge sind die Schneemengen auf den Gletschern dieses Jahr deutlich unterdurchschnittlich, insbesondere in der Westschweiz. Allerdings dauert der Winter für die Gletscher noch einige Monate an, sodass sich die Lage in gewissem Masse noch ändern könnte.
Gletschersterben
Langfristig sind die Prognosen jedoch alarmierend: Bis zum Ende dieses Jahrhunderts könnten laut Forschenden bis zu 90 Prozent der Schweizer Gletscher verschwunden sein. Unterhalb von 3200 Metern wird es dann voraussichtlich keine Gletscher mehr geben. Dies hätte gravierende Folgen für die Wasserversorgung, die Landwirtschaft sowie das Ökosystem in der Schweiz.