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Schweiz
14.03.2025
13.03.2025 21:22 Uhr

Erinnerungen an Walter Fust (3/5)

3. Folge der Serie: Meine Freizeit und Hochschule / ETH.
3. Folge der Serie: Meine Freizeit und Hochschule / ETH. Bild: jg
Walter Fust ist am 4. Februar 2025 im Alter von 83 Jahren gestorben. Jürg Grau von Uzwil24 erzählt aus dem Leben des Pioniers für Haushaltsgeräte und Unterhaltungselektronik.

Der vor allem für seine Haushaltsgeräte- und Unterhaltungs­elektronik­-Gruppe Dipl. Ing. Fust AG bekannte Unternehmer aus der Ostschweiz hat spannende Erinnerungen und Geschichten aus seinem Leben hinterlassen. Aus dem von Jürg Grau herausgegebenen Booklet «Guet gmacht Walty!» publizieren wir eine Serie von fünf Artikeln.

5. Meine Freizeit

Reisen war schon in jungen Jahren – und bis ins hohe Alter - meine grosse Freude. So zog ich mit 15 das erste Mal mit dem selbst gekauften und bezahlten neuen Fahrrad sowie dem selbst verdienten Zelt, zusammen mit einem Schulfreund in die Ferne. Wir durchquerten die Schweiz von Uzwil über Lausanne, das Tessin und wieder zurück. Das Zelt und das Fahrrad waren für mich in der Folge sehr wichtig. Ab 16 dann anstelle des Fahrrads mein schon erwähntes Moped. Später dann weitwandern.

Mit 17 waren 2 ½ Wochen Paris angesagt, mit dem Moped.

Der Mopedhandel brachte mit sich, dass ich mich in technischer Hinsicht mit Motoren und Getrieben befassen konnte. Mein immer gutes Gefühl für Technik und Mechanik kam dabei zum Tragen.

Mit 18 kaufte ich mir mein erstes «Auto», es war eine BMW Isetta. Dieses Gefährt fuhr ich allerdings nur kurze Zeit; es war mir zu gefährlich. Ich habe diese Isetta durch einen damals beliebten Fiat 600 ersetzt, bereits ein echtes Automobil. In der Folge habe ich meine Automobile immer häufig gewechselt, immer mit dem Ziel, einen Gewinn herauszuholen. Dies ist mir auch meistens gelungen.

Gleichzeitig begann ich ab dem 18. Altersjahr mit einem Praktikum, welches von der ETH vorgeschrieben war. Ich hatte mir die Unterlagen dafür besorgt und mich bei der Maschinenfabrik Benninger in Uzwil dafür beworben. Bis zur Matura im Jahr 1960 arbeitete ich so während vier Monaten in der Maschinenfabrik Benninger.

Es wundert mich heute immer noch ein bisschen, warum meine Eltern mich mit 15 Jahren bereits für zwei, drei Wochen in die Ferien liessen. Ich habe allerdings auch nie gefragt, ob ich das dürfe. Ich habe kurzum erklärt, dass ich gehen würde und weg war ich.

Meine gewonnene Erkenntnis

 Ich hielt mein Leben lang eine schnelle gute Schätzung für besser als lange genaue Berechnungen. Das erlaubte mir, in wichtigen Situationen Risiken genügend genau abzuwägen und dann schneller zu entscheiden als andere. Dazu gehörte auch, manchmal zuzuwarten, bis die Zeit reif war. Zum Glück habe ich mich mit meinen Kopfrechnungen selten grundlegend verschätzt.  

6. Hochschule / ETH

Nach den Herbstferien 1960 Start an der ETH Zürich, Abteilung 3a für Maschinenbau. Bereits Jahre vorher war das Studium des Maschinenbaus mein Ziel, entsprechend habe ich mich darauf vorbereitet. Ich habe an der ETH Maschinenbau studiert, aus Überzeugung und Berufung. Etwas anderes kam nie in Frage. Dieses für mich höchst interessante Studium entsprach rundum meinen Vorstellungen. Entsprechend leicht fiel mir die ETH-Studienzeit.

Nach dem zweiten Semester, ich war 20-jährig, war die Rekrutenschule angesagt. Die 13 Wochen Semesterferien im Sommer liessen es zu, ohne Unterbruch mit dem dritten und vierten Semester fortzufahren. Nach dem dritten Semester machte ich die erste, schwierige Vordiplomprüfung, ein Semester später, in den Sommerferien, nach dem vierten Semester das zweite Vordiplom. Zwischen sechstem und siebtem Semester folgten Unteroffiziersschule und Abverdienen, 21 Wochen am Stück, wiederum ohne das Studium zu unterbrechen. Danach das siebte und achte Semester. Die von mir gewählten vertieften Fächer waren Verbrennungsmotoren (Diesel- und Benzinmotoren), thermische Turbomaschinen (Gas-/Dampfturbinen Turbolader) und Textilmaschinen.

Nach dem achten Semester absolvierte ich das Diplomsemester im Herbst 1964. Am 17. Dezember 1964 erhielt ich das Diplom als Dipl. Masch. Ing. ETH. Dies mit einer Durchschnittsnote von wieder einmal 5,3. Mit 23 Jahren, als einer der jüngsten Maschineningenieure, habe ich damit an der ETH abgeschlossen.

Es war während meiner ganzen Ausbildungszeit immer mein Ziel, so rasch wie möglich die Schulen hinter mich zu bringen. Ich wollte möglichst rasch finanziell unabhängig sein. Meine Eltern, vor allem mein Vater, haben mich in meiner Berufsausrichtung nicht unterstützt, aber auch nie behindert. Meinem Vater war aber ein Dorn im Auge, dass ich, wie er bei Studienbeginn meinte, nur kostete. 

Das war dann allerdings nicht so. Mein Apparate-Versandhandel entwickelte sich so gut, dass ich den grösseren Teil meiner Lebenskosten während des Studiums selbst bezahlt habe. Ich wollte meinen Eltern nicht am Portemonnaie hängen, obwohl sie es ohne weiteres hätten finanzieren können. 

Mein Versandhandel beschäftigte mich jeweils den ganzen Samstag, in dieser Zeit schwänzte ich an manchem Samstagmorgen die Vorlesung. Aber es florierte. Ich erinnere mich, dass ich durchschnittlich 300 Franken pro Monat netto verdient habe. Das war mehr als die Hälfte eines normalen durchschnittlichen Arbeitereinkommens zu dieser Zeit. Entsprechend wurden meine Autos immer grösser und vor allem teurer.

Aber meine Autos kosteten nicht viel oder gar nichts, da ich bei den Fahrzeugwechseln meist einen Gewinn realisieren konnte. So erinnere ich mich an 1963. Ich hatte damals einen «todschicken» MG B. Damals war es noch möglich, das Auto vor der ETH, vor dem Maschinenlabor, zu parkieren. Die wenigsten der Professoren hatten ein eigenes Auto, die Studenten schon gar nicht. 

Auch meine Börsenaktivitäten habe ich in dieser Zeit nie eingestellt. Am Ende des Studiums 1964 hatte ich mein Diplom im Sack, das war natürlich das Wertvollste. Daneben hatte ich aber nicht weniger als 15'000 Franken zusammengespart. Umgerechnet auf die Kaufkraft von 2006 entspricht dies ungefähr dem Zehnfachen dieser Summe. 

Ich habe bereits während der Kantonsschulzeit gegenüber meinen Freunden immer erklärt, dass ich direkt nach meiner Ausbildung meine eigene Firma haben möchte. Dass genau diese 15'000 Franken mein Startkapital für die eigene Firma werden würden, habe ich damals noch nicht geahnt.

In Kürze

Name
Walter Fust

Wohnort
Bei Bern

Frühere Wohnorte  
Gossau (SG), Niederuzwil, Oberbüren

Weiterführende Ausbildungen und Abschlüsse
Maschineningenieur ETH Zürich

Familiäre Verhältnisse (Zivilstand, Kinder etc.)             
Drei Kinder

Besuchte Schulen  
Primarschule in Gossau und Uzwil; Kantonsschule Burggraben St.Gallen

Walter Fust / Jürg Grau, Uzwil24