Home Region Sport Schweiz/Ausland Rubriken Agenda
Region
01.03.2025
01.03.2025 06:51 Uhr

400 Jahre Schüblig-Ziischtig

Der Schüblig-Ziischtig wird jeweils am letzten Tag der Fasnacht, dem Fasnachtsdienstag, gefeiert.
Der Schüblig-Ziischtig wird jeweils am letzten Tag der Fasnacht, dem Fasnachtsdienstag, gefeiert. Bild: Standortförderung Zürioberland
Seit über 400 Jahren wird im Kanton Zürich am Fasnachtsdienstag der «Schüblig-Ziischtig» gefeiert – eine Tradition, die auch im Zürcher Oberland lebendig ist. Am 4. März 2025 ist es wieder so weit.

Der «Schüblig-Ziischtig» ist ein traditioneller Brauch im Kanton Zürich, der seit über 400 Jahren am Fasnachtsdienstag gefeiert wird und bis heute lebendig geblieben ist.

Der Brauch geht auf die Anfänge der Reformation am Zürcher Grossmünster zurück, dem Zentrum von Zwinglis Wirken. Christoph Froschauer, der Drucker von Zwinglis theologischen Schriften, lud während der Fastenzeit zu einem Wurstessen in seiner Druckerei ein und wurde deshalb des Fastenbruchs angeklagt. Zwingli verteidigte ihn sowohl in seiner Predigt als auch in seiner Schrift «Von Erkiesen und Fryheit der Spysen».

Brauch am Fasnachtsdienstag

Der Name des Brauchs stammt vom «Schüblig», einer bekannten Wurstspezialität, die an diesem Fasnachtsdienstag – dem letzten Tag vor Aschermittwoch – traditionell in grossen Mengen verzehrt wurde, um vor der Fastenzeit noch einmal ausgiebig Fleisch zu geniessen.

Langer Brauch im Zürioberland

Dem Brauch wird im Tösstal und Zürcher Oberland noch nachgelebt, wo Metzgereien zum «Schüblig Ziischtig» eine Auswahl verschiedener Schüblinge herstellen und anbieten.

Im Zürcher Oberland war ein uralter Brauch, dass Knaben, jüngere und ältere, die Würste aus den Pfannen stahlen um sie mit Freuden auf der Strasse zu essen. Aus Jux wurden beim Diebstahl manchmal falsche Schüblinge im Kochtopf hinterlassen. Der Darm dieser Würste war anstatt mit Fleischbrät mit Sägemehl gefüllt.

Der Tag vor dem Aschermittwoch steht ganz im Zeichen der bevorstehenden Fastenzeit. Davor wurde das «Räucherkämi» geleert und nochmals viel Fleisch verzehrt. Speziell im Zürcher Oberland hatten die Kinder bis in den späten 1990er Jahren schulfrei. Nachmittags zogen sie maskiert – dieses Maskentragen ist bereits 1657 belegt – und verkleidet durch die Strassen und trugen in den Geschäften Gedichte oder Lieder vor, um verschiedene Gaben in einem «Schnappsack» zu erhalten.

Metzgereien zelebrieren Brauch

Seitdem der freie Tag abgeschafft wurde, verliert die Tradition zunehmend an Bekanntheit. Allerdings gibt es nach wie vor viele Metzgereien und Restaurants, die den Brauch voller Leidenschaft zelebrieren.

Gabriela Gasser