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Rapperswil-Jona
05.10.2019
07.10.2019 10:36 Uhr

RJ: Grüne widmen sich dem Wasser

Referent Dr. Thomas Joller und Gesprächsleiter Patrick Ziltener.
Referent Dr. Thomas Joller und Gesprächsleiter Patrick Ziltener.
Die Grünen aus der Region haben sich von Dr. Thomas Joller in Rapperswil über die Folgen des Klimawandels auf unsere hiesigen Gewässer informieren lassen.

Thomas Joller dissertierte am Seenforschungsinstitut EAWAG und war langjähriger Dienststellenleiter des Umwelt- und Energieamtes im Kantons Luzern.  Seen, Flüsse und Grundwasser sind oder speisen nicht nur das Trinkwasserreservoir in der Schweiz, auch Landwirtschaft und Industrie sind auf diese Wasserreserven angewiesen. Daneben stellen unsere Gewässer ein komplexes Ökosystem dar.

Mit dem schwindenden Schnee und Rückzug der Gletscher gehen wichtige Wasserreservoire in den Bergen verloren. Im Sommer zwischen Juli und Oktober wird genau dieses Wasser fehlen, da bis anhin das Schmelzwasser der Gletscher die Trockenzeit überbrücken konnte.  In den regenreichen Jahreszeiten wird es mit weniger Schnee zu einem schnelleren Wasserabfluss und damit vermehrt zu Fluten, Überschwemmungen und Erdrutschen kommen.

Die Auswirkungen auf die Gewässer

Der Klimawandel hat sowohl physikalisch-chemische als auch biologische Auswirkungen auf die Gewässer. Zu den chemisch-physikalischen Effekten gehört der Temperaturanstieg. Wärmeres Wasser nimmt weniger Sauerstoff auf. In den Seen sorgten kalte Winter und der Wind dafür, dass es dank einer gleichmässig niedrigen Wassertemperatur um 4° zu einer Durchmischung von Oberflächenwasser mit Wasser aus der Tiefe kommt. So wird Sauerstoff in die Tiefe und Nährstoffe an die Oberfläche transportiert. Im Zürichsee verlagert sich die 5° Celsius-Wassertemperaturlinie, als Zeichen geringerer Mischung, in den letzten Jahren weiter von der Oberfläche weg in die Tiefe. Die Folge davon ist ein schlechterer Sauerstoffgehalt des Wassers Richtung Seegrund. Biologischer Nutzer dieser Veränderung ist eine Blaualgenart. Wegen ihrem roten Pigment heisst sie auch Burgunderblutalge. Während in den Siebzigerjahren die starke Vermehrung dieser  Algenart bedingt war durch die Überdüngung der Gewässer, ist es heute die Klimaerwärmung, welche ihre Vermehrung fördert. Für die Trinkwasserzubereitung und die Badequalität ist die Vermehrung von Blaualgen bedeutsam, da es auch giftige Arten gibt, die auch für den Menschen gesundheitsschädigend sein können.

Folgen der Zunahme von Hitzesommern sind nicht nur Dürreperioden mit Schäden für die Landwirtschaft, sondern auch Probleme mit der Qualität des Trinkwassers. So wird die Entwicklung des Nitratgehaltes in den Schweizer Grundwasservorkommen mit Hilfe eines Netzes von Messstellen in den Kantonen gemessen. Für den Kanton St. Gallen konnte nachgewiesen werden, dass der Hitzesommer 2003 Auswirkungen auf den Nitratgehalt des Grundwassers hatte. Plötzlich einsetzende heftige Regenfälle auf rissige ausgetrocknete Böden spülen vermehrt Nitrat in das Grundwasser und gefährden die Trinkwasserqualität.

Zu den biologischen Auswirkungen des Klimawandels gehören Veränderungen in der Tier- und Pflanzenwelt. Es kommt zur Neuansiedlung von fremden Arten. Dazu gehört zum Beispiel die Tigermücke, welche auch Krankheiten übertragen kann.

Bachforellen verlieren ihren Lebensraum

Umgekehrt verlieren zum Beispiel die Bachforellen ihre Lebensgrundlage. Bachforellen leben in sauerstoffreichem klarem Wasser über kiesigem Grund und benötigen Wassertemperaturen zwischen 8° - 19° Celsius. Mit den steigenden Temperaturen wandern sie flussaufwärts Richtung kühleres Wasser. Auf dieser Wanderung werden sie dezimiert durch Verbauungen oder ausgetrocknete Bachbette. Zudem sind sie in für sie ungünstig hohen Temperaturen anfällig für Krankheiten. Starke Regenfälle im Winterhalbjahr mit Flutwasser dezimieren ihren Laich. Der Bestand an Bachforellen in der Schweiz hat sich darum drastisch reduziert.

Auch technische Errungenschaften wie die schweizweite Einleitung der Abwässer in Kläranlagen müssen angepasst werden an die Klimaerwärmung. Häufiger eintretende Flutwasser übersteigen die Ausleitungskapazität der Kläranlagen. In Trockenzeiten trocknen kleinere Bäche und Flüsse ganz aus, andere führen nur wenig Wasser. Auch dies beeinflusst die einwandfreie Funktion der Kläranlagen, da zu niedrige Wassermengen die Verdünnung der geklärten Abwässer nicht mehr gewährleisten und die Abflüsse der Kläranlagen neu ermittelt werden müssen. Klärwasser muss umgeleitet und zum Teil über weitere Wege geführt werden, um in Flüsse zu gelangen, die ausreichend Verdünnungskapazität haben.

Der Klimawandel beeinflusst die Lebensräume unserer Gewässer stark. Einige Veränderungen können durch technische Massnahmen kompensiert werden, nicht jedoch die Abnahme der Artenvielfalt und der Biodiversität. Politisch ist deshalb handeln gefordert. Neben wissenschaftlichen Grundlagen und verursachergerechter Kostenberechnung brauchen wir verpflichtende Rahmenbedingungen zum Schutz der Gewässerqualität. Sauberes Wasser, genügend Wasserreserven sowie der Erhalt der damit verbundenen Biodiversität sind für uns Menschen existenziell.

Der Informationsabend und die anschliessende Fragenrunde sind von Patrick Ziltener geleitet worden. Der Abend hat die Grünen aus der Region motiviert die Klimaschutzanstrengungen noch weiter voranzutreiben. Denn Massnahmen für den Klimaschutz schützen auch unsere hiesigen Gewässer und alle darin lebenden Lebewesen.

Urs Bernhardsgrütter, UGS, Jona