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03.10.2019
03.10.2019 12:15 Uhr

40 Jahre Radio24 und 25 Jahre TeleZüri

So startete TeleZüri am 3. Oktober 1994 und das Original-Logo von Radio24
So startete TeleZüri am 3. Oktober 1994 und das Original-Logo von Radio24
An diesem Wochenende feiern zwei Medien runde Geburtstage, die auch im Linthgebiet zum täglichen Brot gehören. Ein Insider-Bericht.

Radio24

Vor 40 Jahren startete Radio24, damals noch als Piratensender auf dem italienischen Pizzo Groppera und strahlte als einer der ersten Sender auf UKW in Stereo in Richtung Zürich. Zwar knackte und rauschte es manchmal, aber mit dem nötigen Fingerspitzengefühl beim Ausrichten der Radioantenne konnte man ein erträgliches Signal empfangen. Zu hören waren – unerhörterweise damals – Popmusik, vorwiegend aus den USA, England und immer wieder auch italienische Musik. Hinzu kamen Berichte aus der Redaktion, die sich in Zürich ein kleines Büro im Sous-Sol im Kreis Cheib gemietet hatte.

Der Piratensender wurde Jahre später und nach einigen Polizeieinsätzen legalisiert.

Gleichzeitig ermöglichte der Bund mit einem neuen Gesetz Lokalradios in der Schweiz. So entstanden in fast jeder Stadt Sender, die dem Muster von Radio24 folgten. Die SRG lancierte ihrerseits Radio DRS3 als Antwort auf die private Konkurrenz.

Die ganze Geschichte ist nachzulesen in einem unterdessen vergriffenen Buch von Radiogründer Roger Schawinski «Radio 24: 24 Stunden Nonstop. Die Geschichte des ersten freien Radios der Schweiz.» Es lässt sich aber im elektronischen Buchantiquariat finden.

Jahrzehntelang war Radio24 im Grossraum Zürich die «Nummer 1». Vor ein paar Jahren verlor der Sender seine Spitzenposition an Radio Energy.

TeleZüri

Tele Züri startete am 3. Oktober 1994 in der umgebauten ehemaligen Seifenfabrik Steinfels beim Escher-Wyss Platz in Zürich.

Die damalige Redaktions- und Moderationscrew bestand aus einer Gruppe von 20 meist unerfahrener, aber umso enthusiastischeren junger Leute. In einem nur zweiwöchigen Kurs lernten sie vom amerikanischen Lokalfernseh-Pionier Harry Rosenblum, wie man eine kleine Videokamera hält, mit der man am besten nur Standbilder produziert (Rosenblum: «No Schwenk! No Zoom!»). Ausgerüstet mit einer Sony-Consumer-Kamera, Mikrofon, Stativ und Kopfhörer machten sich die so geschulten Neo-Journalisten auf den Weg.

Als VJ’s («Video-Journalisten») waren sie von da an bei fast jedem Ereignis im Grossraum Zürich dabei.

Auch hier war Roger Schawinski Spiritus Rector, Motivator, Antreiber, Glaubensführer.

Dass er sich getraute, ein Lokalfernsehen zu machen, hatte mit seiner strategischen Einsicht zu tun: «Die Schweiz ist zu klein für Privatfernsehen, aber Zürich ist gross genug». Gemeint war damit: In Zürich und Umgebung kann jedes relevante Ereignis innerhalb einer halben Stunde erreicht werden und das Publikum ist im «Millionen Zürich» zwischen Baden und Winterthur gross genug, um den Sender mit Werbung zu finanzieren.

Die Strategie ging finanziell mehr recht als schlecht auf. Die Idee hinter TeleZüri wurde, wie schon bei Radio24, in anderen Städten kopiert. Lokalsendern produzierten jeden Tag je eine Stunde Nachrichten und Talk. Und genau wie beim Privatradio antwortete auch hier die SRG mit einem eigenen Projekt: Das Schweizer Fernsehen gründete SF-Info, als Wiederholungssender.

In den besten Zeiten erreichte TeleZüri pro Tag über 150'000 Zuschauerinnen und Zuschauer. Heute sind es im Schnitt weniger. Der Sender spürt die Konkurrenz der Online-Plattformen und der Videos, die über 20Minuten, Blick-TV oder Youtube verbreitet werden.

Verkauf für 92 Millionen Franken

2001 verkaufte Roger Schawinski seine drei Medien: Radio24, TeleZüri und Tele24 für 92 Millionen Franken der tamedia in Zürich, welche auch den Tagesanzeiger herausgibt. Ein Drittel des Geldes erhielt die mitbeteiligte CS First Boston. Schawinski hatte genug davon, das bei Radio24 verdiente Geld in die defizitären TV Sender zu investieren.

tamedia stellte Tele24 ein und verkaufte zehn Jahre später  Radio24 und TeleZüri an den Aargauer Verleger Peter Wanner. Wann war und ist Besitzer einer Medienfirma, der unter anderem die Aargauer Zeitung herausgibt.

Heute sind TeleZüri und Radio24 Teile eines grossen Medienkonzerns mit dem Namen «CH Media». Dieser Konzern gehört je zur Hälfte Peter Wanner und der NZZ.

Der Medienkoloss besitzt heute die TV-Sender TeleZüri, TeleM1, TeleBärn, TVO, Tele1, TV24, TV25, S1 sowie die Radiostationen Radio24, Radio FM1, Radio Pilatus, Radio Argovia, Radio Virgin und Radio Melody.

Klammerbemerkung: Es ist dieser Medienkonzern der unter anderem vom Schweizer Bundesrat mit Steuergeldern gefördert werden soll. Artikel: https://linth24.ch/articles/2750-widerstand-gegen-medien-subventionitis

Feier auf dem See und dem Sender

Die 40 Jahr Feier für Radio24 wird am Freitag mit einem Schiffsausflug auf dem Zürichsee begangen. Eingeladen wurden alle aktuellen und ehemaligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Es werden also einige Leute zusammenkommen, die sich seither in verschiedenen Medienanstalten betätigt haben.

Auf eine Feier verzichtet TeleZüri. «Wir wollen den Zuschauer feiern», sagt Markus Gilli. Man werde in der nächsten Woche im Programm vor allem zurückschauen und Höhepunkte aus dem bisherigen Schaffen präsentieren.

Gilli ist eigentlich die lebende Legende beider Sender: Er führte das Zepter bei Radio24 rund 20 Jahre lang und tut dies nun seit 20 Jahren bei TeleZüri, vereinigt also beide Jubiläen in sich.

Mario Aldrovandi, ehemals Redaktionsleiter Radio24, ehemals Chefredaktor TeleZüri