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Kultur
01.10.2019
02.10.2019 07:03 Uhr

Abschlusskonzert in Quarten

Am Abschlusskonzert des Projektlagers 30plus im Quartner Neu-Schönstatt haben rund 70 Musikantinnen und Musikanten mit einem abwechslungsreichen Programm überzeugt.

Dass die Teilnehmenden – vom 35- bis zum 80-Jährigen – in keinster Weise eingerostet sind, bewiesen sie mit grosser Spontaneität und ebenso überraschenden wie erfrischenden Ausflüchten in die Welt des Akkordeons und des A-cappellas.

Selbstläufer des St.Galler Blasmusikverbandes

Wie kein anderes Projektorchester des St. Galler Blasmusikverbandes SGBV ist das alljährliche Lager 30plus im Zentrum Neu-Schönstatt in Quarten ein Selbstläufer. Jährlich ruft der Verband zu den vier Lagertagen oberhalb des Walensees, jedes Jahr werden die 70 Lagerplätze innert Tagen bis auf den Letzten komplett ausgebucht. Die richtige Rezeptur scheinen dafür nicht nur ein der Kameradschaftlichkeit angemessenes Lagerprogramm und ein vielseitiges Repertoire zu sein – auch trägt Dirigent Markus Egger (Bürgermusik Benken) mit seiner bewährten Leitung zum Erfolg des kantonalen Projekts bei. Die Lagerteilnehmer jedenfalls zeigten sich am Ende der elften Austragung vergangene Woche begeistert von ihm und seiner Arbeit. Und sie haben diese Begeisterung beim Abschlusskonzert am Samstag auch nach aussen getragen.

Dummheit und Gänsehaut

Den Start des gut besuchten Konzerts machten die Musikantinnen und Musikanten mit dem «Marsch Graf Zeppelin», gewidmet dem Erfinder der Luftschiffe, Ferdinand Adolf Heinrich August Graf von Zeppelin. Laut Ansagerin Bernadette Ambühl sei Zeppelin am Ende des 19. Jahrhunderts noch als «Dümmster aller Süddeutschen» verspottet worden. Der vorgetragene Marsch zeugte dann aber eher von der Bewunderung und Hochachtung, die dem Grafen durch seine Erfindungen nach und nach gezollt wurden.

Mit «Imagasy», einem Werk des jungen Komponisten Thiemo Kraas, wurde die Musik des Korps sehr bildgewaltig. Der Titel des Werks ist eine Kombination aus den beiden englischen Begriffen «Imagination» (Vorstellungskraft) und «Fantasy». Entsprechend farbenfroh und abwechslungsreich präsentierten die Musikanten das Werk. Angefangen mit mysteriösen Klängen, gefolgt von einem Trauermarsch, einem rhythmischen Allegro und einem Finale, das alle bisherigen Elemente vereinte. Dem Ratschlag von Ambühl, man solle doch zu dem Stück die Gedanken schweifen lassen, folgten die Zuhörenden unweigerlich – und erlebten den einen oder anderen Gänsehautmoment.

Ein Toggenburger Jodelchor

Es folgten der sehr traditionelle Perger Polka und Norman Tailors «Accordion Pleasure», bei dem Solistin Katja Raschle vom Saxofon aufs Akkordeon umstieg und mit ihren Melodien im Walzertakt bildlich in ein kleines Café an der Seine im Paris des 19. Jahrhunderts entführte.

Die grosse Überraschung gelang dem Korps, als Dirigent Markus Egger das musikalische Zepter an Matthias Ammann weiterreichte und sich die Musikantinnen und Musikanten ohne Instrumente in einem Halbkreis aufstellten. Ammann ist der Leiter des Jodlerklubs Männertreu in Neu St. Johann und hat die sonstigen Instrumentalisten in Quarten aus ihrer Komfortzone geholt und a cappella singen lassen. «Gang rüef de Bruune» haben sie in einem mehrstimmigen Satz inklusive Naturjodel zum Besten gegeben (siehe Film mit der App SLGview) – so gut, dass das Publikum spontan nach einer Zugabe verlangte.

Von Appenzell bis nach New York

Klassiker wie «Birewegge, Chäas und Brot», «Wie baas isch mir da obe» und «Mier gönd no lang ned hei» hat der Schweizer Arrangeur Christoph Walter zu einer Ode an das Appenzellerland mit dem einfachen Titel «Mis Appezell» zusammengetragen. Es sei eine Uraufführung des Werks, schickte die Ansagerin voraus. Und diese ist dem 30plus-Projektorchester mehr als nur geglückt.

Von Appenzell führte das Korps in die Vereinigten Staaten, wo sich in den Fünfzigern und Sechzigern ein Mann mit seinen tiefblauen Augen und einer unvergleichlichen Stimmfarbe einen Namen machte: Frank Sinatra. Mit einem Potpourri seiner grössten Werke «New York, New York», «Somethin’ stupid» und «My Way» verabschiedeten sich die Musikantinnen und Musikanten offiziell. Ohne Zugabe liess das Publikum Eggers Schützlinge aber nicht gewähren. Diese rundeten das Konzert und somit das 30plus-Lager 2019 mit dem Scherzpolka von Thomas Doss und einem Teil des Perger Polkas ab.

Michael Kohler, Mels