Die «Neue Zürcher Zeitung» breitet den spektakulären Fall grossflächig aus und bezieht sich auf eine Konferenz an der amerikanischen Universität Havard.
Wie ein verlorener Tennismatch
Dort sagte Lemann, enger Freund von Roger Federer und ehemaliger Tennisprofi, der sowohl für die Schweiz als auch für Brasilien im Davis-Cup spielte: Es sei, wie wenn man einen Tennismatch verliere: «Man überlegt sich, wie man es in den nächsten Spielen besser machen kann.»
Was Lemann so nonchalant wie eine sportliche Herausforderung beschrieb, ist der wohl grösste Bilanzbetrugsskandal in der brasilianischen Wirtschaftsgeschichte. Im Zentrum steht die Einzelhandelskette Lojas Americanas. Aus ihren Bilanzen verschwanden umgerechnet rund 4 Milliarden Dollar.
Verschwundene 4 Milliarden
Ins Rollen kam der Skandal im Januar 2023. Sergio Rial, der neue CEO, sprach von «Unregelmässigkeiten in der Bilanz» – und trat nach nur neun Tagen im Amt zurück. Kurz darauf ging der Konzern in Konkurs. Seitdem ermitteln Justiz, Bundespolizei, Börsenaufsicht und sogar der Kongress in Brasilia, wer für den Betrug verantwortlich sein könnte. Bis jetzt ohne Ergebnis.
Für Lemann ist der Skandal am Ende seiner Investorenkarriere bitter. Denn bei Lojas Americanas hat er seit vierzig Jahren mit zwei Mitstreitern das Sagen. Das Unternehmen diente den drei Investoren als Vorlage für ihr Geschäftsmodell, das sie zwanzig Jahre später zu mehrfachen Milliardären und den reichsten Menschen Brasiliens machen sollte.
Noch achtreichster Schweizer
Lemann stieg dadurch auch zum Kreis der vermögendsten Schweizer auf, er ist als Sohn eines Emmentaler Auswanderers in Brasilien geboren und aufgewachsen. Seinen Aufstieg begann er in São Paulo und setzte ihn später in der Schweiz fort.
Seit 25 Jahren in Rapperswil-Jona
Seit einem Vierteljahrhundert lebt Lemann in Rapperswil-Jona. Er ist mitverantwortlich, dass Roger Federer derzeit an der Bucht von Kempraten sein neues Domizil errichtet.
Noch vor zehn Jahren zählte Lemann zu den drei reichsten Schweizern. Doch nun listet die Zeitschrift «Bilanz» Lemann für das vergangene Jahr nur noch auf Platz 8 der reichsten Schweizer. Sein Vermögen hat sich laut «Forbes» seit 2017 von rund 30 auf 16,4 Milliarden Dollar verringert und sich somit fast halbiert.