Home Region Sport Schweiz/Ausland Rubriken Agenda
Gesundheit
26.10.2024

58 neue Pflegefachkräfte

Die Diplomfeier fand im Pfalzkeller statt
Die Diplomfeier fand im Pfalzkeller statt Bild: Donato Caspari
Die Zukunft der Pflege innovativ gestalten – darauf sind die Absolventen der Pflegestudiengänge bestens vorbereitet: 48 Bachelor- und zehn Masterstudenten der Ostschweizer Fachhochschule feierten am 24. Oktober 2024 ihren erfolgreichen Abschluss. Viele Spitzenleistungen und praxisrelevante Forschungsarbeiten gab es zu würdigen.

«Die Pflege verändert sich durch die Integration von Technologien wie Telemedizin, Robotik und Künstliche Intelligenz», betonte Prof. Dr. Birgit Vosseler, Leiterin Departement Gesundheit, bei der Begrüssung der Gäste.

Technologien unterstützen Pflegekräfte im Alltag – bei der Diagnostik, der Patientenüberwachung, der Kommunikation und der Dokumentation. «Umso wichtiger wird die Rolle der Pflegefachperson bei der zwischenmenschlichen Begleitung – besonders in komplexen emotionalen und ethischen Situationen.

Die Balance zwischen empathisch-professioneller Sorge und technologischer Unterstützung wird entscheidend sein, um den Herausforderungen der Zukunft gewachsen zu sein».

«Den richtigen Beruf gewählt»

Birgit Bossele gab den Absolventen mit auf den Weg, dass sie «den richtigen Beruf gewählt haben»: Pflege hat unverzichtbare gesellschaftliche Relevanz. Gefragt sind pflegerische Lösungen für globale Herausforderungen – beispielsweise Klima, Migration, Generationenfragen oder Instabilität in Krisen-, Kriegs- und Katastrophengebieten. Dadurch steigt der Bedarf an pflegerischer Expertise. Der Pflegeberuf entwickelt sich mit der Gesellschaft. Dadurch ist er immer 'up to date' und am Puls der Zeit.

Heute steht die Pflege «an einem entscheidenden Punkt. Technologie, Akademisierung und Spezialisierung transformieren die Branche. Fachkräftemangel, fehlende Wertschätzung, hohe Arbeitsbelastung, Unterfinanzierung des Gesundheitswesens und wirtschaftliche Instabilität bleiben drängende Probleme»,  so Birgit Bossele.

Sie motivierte die Absolventen, ihre Zukunftskompetenzen einzubringen:  «Als Bachelor- und Masterabsolventen können Sie sich als Vordenker und Macher unverzichtbar und unersetzbar machen – indem sie Innovationen in der Pflege umsetzen. Seien Sie Vorreiter in der globalen Welt der Pflege und des Gesundheitswesens. Gehen sie mutig ihren eigenen Weg». In ihren Bachelor- und Masterthesen haben die Absolventen gezeigt, dass sie vorausdenken und vorausgehen können.

Erkrankte Kinder – belastete Eltern

Stammzelltransplantation bei Kindern steht im Zentrum der Bachelorthesis von Gaia Tramacere. Sie untersuchte, wie Eltern die Zeit der Transplantation erleben. Fünf bis acht Wochen sind die Kinder im Spital. Um eine Infektion zu vermeiden, befinden sie sich auf einer Isolationsstation. Die Anwesenheit der Eltern ist für betroffene Kinder essenziell – um ein Gefühl der Sicherheit zu vermitteln und Ängste zu lindern.

Während der akuten Phase der Transplantation sind Eltern hohem Stress ausgesetzt. Sie erleben Gefühle der Hilflosigkeit und Unsicherheit: Wie wird die Transplantation verlaufen? Wird das Kind überleben? Zugleich sind Eltern mit arbeitsbedingten Veränderungen konfrontiert. Sie erfahren finanzielle und organisatorische Herausforderungen.

Im Rahmen der familienzentrierten Pflege ist es wichtig, die Bedürfnisse der Eltern zu kennen. Dadurch können Pflegekräfte die Eltern gezielt zu unterstützen. Hierfür leitete Gaia Tramacere praxisnahe Empfehlungen ab. Jeder Elternteil erlebt die Situation anders. Daher kann es keine standardisierten Lösungen geben. Tägliche familienzentrierte Gespräche haben sich als entlastend erwiesen.

Wichtig ist auch ein Austausch mit anderen betroffenen Familien. Eltern schätzen es sehr, wenn Pflegekräfte sich Zeit für sie nehmen. Für Eltern sind Pflegekräfte eine wertvolle Ressource. Sie vermitteln Halt und Sicherheit. Dadurch erleben die Eltern ein Mindestmass an Vorhersagbarkeit in einer Zeit «zwischen Hoffnung und Verzweiflung».

Strategien gegen Fachkräftemangel

Geringe Arbeitszufriedenheit ist oft ein Grund, den Pflegeberuf zu verlassen. In Kontext des Fachkräftemangels kommt der Arbeitszufriedenheit grosse Bedeutung zu. Daher untersuchte Irene Fischbacher in ihrer Masterthesis erstmals die Arbeitszufriedenheit von Pflegekräften der Spitex-Organisationen im Kanton St.Gallen. Bisher lagen hierzu keine Daten vor. Denn die meisten Untersuchungen zur Arbeitszufriedenheit beziehen sich auf die Akutpflege.

Irene Fischbacher führte eine Online-Befragung durch. Fast 360 Pflegepersonen aus 34 Spitex-Organisationen nahmen teil. Die Ergebnisse zeigen hohe Zufriedenheitswerte – im Mittel 4.05 auf einer Skala von 1 bis 5. Die Spitex-Mitarbeiter erleben eine hohe Kontrolle über ihrer Arbeitstätigkeit. Sehr wichtig ist ihnen der «Respekt von Kollegen». Es hat einen hohen Stellenwert, «nicht gekündigt zu werden».

Optimierungspotenzial besteht vor allem in Bezug auf Entlohnung, Aufstiegschancen, Teamarbeit und Wertschätzung vonseiten der Führungspersonen. Berufserfahrung, Beschäftigungsgrad und Familienarbeit zeigten keinen Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit.

Die Ergebnisse bieten wichtige Hinweise. Sie können dazu beitragen, Strategien gegen Fachkräftemangel zu entwickeln. Lohn, Laufbahnentwicklung und Wertschätzung durch Führungspersonen sind bedeutsame Handlungsfelder.

Zeigen, was Pflegewissenschaft leisten kann

Höhepunkt der Feier war die Übergabe der Diplome an die Absolventen. Anschliessend erfolgten zwei Preisverleihungen – durch den Schweizer Berufsverband der Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner (SBK) und durch die Dr. Hans Altschüler-Stiftung.

Cornelia Hartmann, Präsidentin der SBK-Sektion St.Gallen-Thurgau-Appenzell, und Tanja Gabathuler, Co-Geschäftsleiterin und Fachverantwortliche Bildung der SBK-Sektion, prämierten fünf Bachelorthesen und eine Masterthesis. Ausgezeichnet wurden die Arbeiten von Stefanie Böhi, Fiona Böhler, Sara Heini, Riana Stadelmann, Gaia Tramacere und Irene Fischbacher. «Sie alle tragen jeden Tag dazu bei, dass sich die Pflege weiterentwickelt. Sie gestalten die Zukunft – bleiben Sie im Beruf!» – so die Botschaft von Hartmann und Gabathuler.

Irma Graf, Präsidentin des Stiftungsrates der Dr. Hans Altschüler-Stiftung, zeichnete die Arbeit von Ursina Patt aus. Im Fokus steht die «Palliative Sedierung» aus der Perspektive der Angehörigen.

Einen Anerkennungspreis erhielt Janine Rick für ihre Thesis zum Thema «Kommunikation mit dem Pflegepersonal im Rahmen der Palliativpflege auf neonatologischen Abteilungen: Das Erleben der Eltern».

Durch ihre Forschungsarbeiten haben die Absolventen gezeigt, wie innovativ Pflegewissenschaft sein kann – zum Nutzen der Patienten und Familien. Die OST gratuliert allen Absolventen.

pd/stz./stgallen24