Die Distanz der Stimmenzahl aus dem ersten Wahlgang ums Präsidium von Rapperswil-Jona zwischen Barbara Dillier, Boris Meier und Martin Stöckling ist gross. Es dürfte somit für Stöckling und Meier schwierig werden, Dillier einzuholen. Zu deutlich votierten die Stimmbürger für Barbara Dillier und damit für einen Regierungswechsel.
Rückzug Meier
Interessant ist nun, was geschehen würde, wenn Stöckling oder Meier im zweiten Wahlgang nicht mehr antreten.
Zu vermuten ist, dass ein Rücktritt von Boris Meier eher Barbara Dillier und kaum Martin Stöckling helfen würde. Denn viele von Meiers Wählern aus dem links-grünen Lager würden zum Schluss doch lieber eine Frau im Stadtrat sehen, als dass sie mit Stöckling einen fünften Mann dorthin befördern.
Rückzug Stöckling
Würde sich umgekehrt Stöckling zurückziehen, dürfte das wieder mehr Dillier als Meier helfen. Denn Stöcklings Wähler aus bürgerlichen und gewerblichen Kreisen dürften der bürgerlichen Barbara Dillier näher stehen und als dem grünen GLP-Vertreter Meier.
Die Abwahlversicherung
In die Wahlspekulation spielt auch, dass Stöckling auf die Abwahlversicherung setzen kann, welche die Stadt für seine Vollzeitstadträte abgeschlossen hat. Martin Stöckling würde damit nach seiner Abwahl im ersten Jahr, ohne arbeiten zu müssen, rund 200'000 Franken verdienen. (Danach sinkt die Versicherungsleistung kontinuierlich bis auf 30% des Jahreslohns im sechsten Jahr.)
Zwang zur Abwahl
Die Versicherung zahlt aber nur, wenn ein Politiker auch wirklich abgewählt wird. Im Falle von Martin Stöckling also nur, wenn er im 2. Wahlgang antritt und dort verliert. Das aber kann gegenüber einem gradlinigen Rücktritt auch zur Schmach werden. Bei Stöckling steht also Geld gegen Haltung zur Diskussion.
Stöck und Meier passen
Würde Martin Stöckling sich den zweiten Wahlgang trotz Versicherung nicht mehr antun , und würde sich auch Boris Meier zurückziehen, bliebe Barbara Dillier allein übrig.
Diesfalls gäbe es keinen zweiten Wahlgang mehr, sondern nur noch eine sogenannt «Stille Wahl», in der Dillier gemäss Artikel 29 des Wahlgesetzes zur Stadtpräsidentin ernannt werden würde.
Parteipolitik
Es bleibt aber noch eine vierte Möglichkeit: Die Parteien schmieden eine Allianz gegen Dillier, wie es aus dem SRF-Lokaljournal und der Linth-Zeitung hervorgeht. Mitte-Präsident Ivo Reichenbach sagte darin: «Das Wichtigste» sei nun, «eine Strategie aller Parteien zu finden», um «ein Schaulaufen von Barbara Dillier zu verhindern». Ins selbe Horn bläst auch SP-Parteipräsidentin Susan Helbling. Ob die beiden damit den 4101 Wählerinnen und Wählern von Barbara Dillier genügend Respekt zollen, steht auf einem anderen Blatt.
Ränkespiele
Beim Lesen solcher Ränkespiele wird es jedenfalls mir ziemlich gschmuch. Geht es denn nicht darum, die beste Person für die Stadtführung zu finden, anstatt Parteienfilz zu organisieren? Und: Haben die Parteien nicht schon genug erfahren, dass die Wähler selbständig denken und Planspiele fast nie honorieren?