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Weesen
08.07.2024
08.07.2024 17:11 Uhr

Krach um Lärm in Weesen

Die Idylle trügt: Nicht immer ist es im Städtli in Wesen so ruhig und beschaulich.
Die Idylle trügt: Nicht immer ist es im Städtli in Wesen so ruhig und beschaulich. Bild: ZVG / Gemeinde Weesen
Lärmstreit in Weesen. Anwohner fühlen sich vom Barbetrieb im Städtli belästigt. Ein alter Zwist zwischen Gemeinde und Kanton bricht auf. Nun ruft Gemeindepräsident Marcel Benz zu Toleranz und gesundem Menschenverstand auf: «Nicht alle Probleme muss die Polizei lösen».

In Weesen, dem malerischen Ort am Walensee, hängt der Haussegen schief. Einwohner des «Städtli», dem pittoresken Quartier an der Riviera mit historischen Bauten und einem Charme, wie man ihn nur noch ganz selten findet, fühlen sich in ihrer Nachtruhe gestört. Weil die Besucher der lokalen Barbetriebe auf dem Nachhauseweg oder beim Rauchen ihre Fröhlichkeit hörbar in die Welt hinaustragen, haben die genervten Anwohner bei der Kantonsregierung in St. Gallen – beziehungsweise bei Volkswirtschaftsdirektor Beat Tinner – eine Beschwerde gegen den Weesener Gemeinderat eingereicht.

Ist der Gemeinderat untätig?

Kern der Klage: Der Gemeinderat habe die Störung der Nachtruhe und die Parkordnung sowie die fehlende Überwachung der Nichteinhaltung des Gastwirtschaftsgesetzes im Zusammenhang mit dem Betrieb der «Art-House Cocktailbar Grütli» im Städtli provoziert. Dem Rat wird konkret Untätigkeit vorgeworfen.

Regierungsrat Tinner entschied wie folgt: Einerseits wurde auf die Rechtsverweigerungsbeschwerde als solche nicht eingetreten und andererseits dieses Anliegen der Beschwerdeführer als sogenannte aufsichtsrechtliche Anzeige gegen den Gemeinderat Weesen behandelt. Der Gemeinderat Weesen wurde darin angewiesen, drei Massnahmen umzusetzen, um künftige Nachtruhestörungen ab 22.00 Uhr im Städtli Weesen zu unterbinden. Diese umfassen in erster Linie die Weiterführung der unregelmässigen Kontrollen durch die Gemeindepolizei sowie eine Mitteilung an den Barbetreiber. Diesem wird bei Nichteinhaltung der Nachtruhe eine Anzeige beziehungsweise der Entzug des Patents angedroht.

Irritierter Gemeindepräsident

Dies wiederum irritiert Marcel Benz, Gemeindespräsident von Weesen. Der Jurist zeigt zwar Verständnis dafür, dass die Anwohnerschaft ruhig schlafen will.

Gleichzeitig plädiert er auch für gegenseitige Toleranz, eine gewisse Grosszügigkeit und ein Miteinander: «Einerseits liegt das Städtli in der Kernzone, wo gewerbliche Zwecke im Untergeschoss zulässig sind und deshalb ein klares Interesse daran besteht, dass das Quartier auch belebt ist. Andererseits pochen die Anwohner auf ihre Ruhezeiten. Für beides habe ich Verständnis, aber wir müssen aufpassen, dass sich die Fronten nicht unnötig verhärten».

Deshalb sein Appell an Gäste und Besucher des Städtli: «Leistet einen Beitrag zum Miteinander, indem ihr die Nachtruhe selber einhält und andere darauf hinweist». 

Erinnerungen an das Eisfeld «Skate am Lake»

Es ist nicht das erste Mal, dass in Weesen die Sorgen um die Dorfruhe auf juristischem Parkett bis auf kantonale Ebene gehoben werden. Vor zweieinhalb Jahren wehrten sich die Bewohner erfolgreich gegen ein temporäres Eisfeld. Argumente: Die Anlage sei zu laut, zu hell und wegen des Kunststoffabriebs umweltschädlich. Weil der Kanton danach entschied, dass es für das Projekt eine reguläre Baubewilligung braucht, gaben die Initianten auf.

Man darf gespannt sein, wie sich die Situation am Walensee weiter entwickelt. Fest steht: Ein pulsierendes Dorfleben und die absolute Nachtruhe sind zwei Qualitäten, die sich kaum verbinden lassen. Dies gilt allerdings nicht nur für Weesen.

Thomas Renggli