Der «nackte» Beton bleibt denn auch zeitlebens ein prägendes Element in Le Corbusiers Architektur, was ihn zu einem der wichtigsten Vertreter des sogenannten Brutalismus (beton brût) macht. Exemplarisch für die Kombination aus serieller Bauweise und Stahlbeton sei an dieser Stelle die Unité d’habitation in Marseille genannt.
Nebst repräsentativen Villen und grossstädtischen Wohnbauten, gehören ikonische Sakralbauten sowie die Planung und die teilweise Realisierung der Stadt Chandigarh in Nordindien zu Le Corbusiers Schaffen. Zahlreiche Projekte Le Corbusiers sind auf der Liste des Weltkulturerbes zu finden.
Der breiten Öffentlichkeit weniger bekannt ist das künstlerische Schaffen Le Corbusiers.
Sein Werk umfasst sowohl Druck - grafik als auch Malerei und Skulptur. An der Ausstellung in Murg ist ein grosser Teil des wichtigen druckgrafischen Schaf - fens des 1965 verstorbenen Künstlers zu sehen. Gezeigt werden in den eigens für die Ausstellung farblich neu gestalteten Räumlichkeiten der alten Spinnerei Lithografien und Radierungen sowie Originalzeichnungen, welche die formalen Bezüge zwischen Architektur und bildnerischem Schaffen unmittelbar erlebbar machen.
Die Ausstellung mit den aus der Sammlung der Stiftung Schweizerische Triennale der Skulptur Bad Ragartz stammenden Werken bietet die seltene Gelegenheit, verschiedene in sich geschlossene grafische Werkzyklen von Le Corbusier in ihrer Gesamtheit zu besichtigen. Die Ausstellung reflektiert die verschiedenen motivischen und technischen Aspekte in Le Corbusiers druckgrafischem Schaffen.
Zu sehen sind unter anderem der in technischer und kompositorischer Meisterschaft realisierte Zyklus «Cinq femmes» aus dem Jahr 1953 (ediert 1976), Lithografien aus verschiedenen Schaffensphasen, die sich motivisch mit skulpturalen Motiven und der Proportionenlehre auseinandersetzen, sowie eine Auswahl von Le Corbusiers einzigartigen Rhodoid-Radierungen.
Ebenso präsent sind Werke, in welchen sich der Künstler mit dem Motiv des «Taurus» beschäftigt, welchem er sich über die Jahre seines Schaffens hin wiederholt und in unterschiedlicher technischer Realisierung zuwandte. Die Ausstellung eröffnet einen vertieften Einblick in die Gedankenwelt des Künstlers, die von philosophischem Tiefsinn, ethischem Verantwortungsbewusstsein und feinsinnigem Humor zugleich erfüllt war.