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Kultur
05.06.2024
05.06.2024 11:01 Uhr

Le Corbusier am Walensee

Corbusier: Chez soi, 1960
Corbusier: Chez soi, 1960 Bild: zVg
In der alten Spinnerei in Murg am Walensee findet vom 9. Juni bis zum 30. Oktober 2024 die Ausstellung «Le Corbusier – zwischen Brutalismus und Poesie» statt.

Zu sehen sind seltene Druckgrafiken und Originalzeichnungen des schweizerisch-französischen Architekten und Künstlers. Die Ausstellung wird ergänzt durch eine umfangreiche Dokumentation über das prägende architektonische Schaffen Le Corbusiers.

Die Vernissage findet am 9. Juni 2024 um 11 Uhr in der Galerie des Lofthotels statt.

1887 im schweizerischen La Chaux-de-Fonds geboren, absolviert Le Corbusier (mit bürgerlichem Namen Charles Édouard Jeanneret-Gris) an der École des arts appliqués in seiner Heimatstadt zuerst eine Ausbildung als Gravierer und Ziseleur.

In der Folge wendet er sich der Malerei, insbesondere der Auseinandersetzung mit dem Kubismus sowie der Architektur, zu und unternimmt zahlreiche Studienreisen. Sie führen ihn unter anderem nach Florenz, Venedig, Budapest und Wien.

1908 besucht Le Corbusier zum ersten Mal seinen späteren Lebensmittelpunkt Paris, wo er zahlreiche prägende Architekten jener Zeit trifft.

Weitere Kontakte zur Architekturszene, speziell zum Deutschen Werkbund, knüpft er während einer Deutschlandreise von 1910/1911. Bereits ab 1913 lehrt er an der École des arts appliqués an der neu gegründeten Abteilung Architektur und Inneneinrichtung und etabliert sich gleichzeitig als freischaffender Architekt und Innenausstatter.

Obwohl Le Corbusier seine berühmten «Fünf Punkte für eine neue Architektur» erst in den 1920er-Jahren formuliert, legt er bereits in seinen frühen Jahren mit dem gemeinsam mit dem Ingenieur Max Du Bois entwickelten Bausystem «Dom-ino» den Grundstein für die serielle Skelettbauweise in freiem Grundriss mit vorgefertigten Stahlbetonelementen.

Die Unité d’habitation von Le Corbusier in Marseille Bild: sites-le-corbusier.org

Der «nackte» Beton bleibt denn auch zeitlebens ein prägendes Element in Le Corbusiers Architektur, was ihn zu einem der wichtigsten Vertreter des sogenannten Brutalismus (beton brût) macht. Exemplarisch für die Kombination aus serieller Bauweise und Stahlbeton sei an dieser Stelle die Unité d’habitation in Marseille genannt.

Nebst repräsentativen Villen und grossstädtischen Wohnbauten, gehören ikonische Sakralbauten sowie die Planung und die teilweise Realisierung der Stadt Chandigarh in Nordindien zu Le Corbusiers Schaffen. Zahlreiche Projekte Le Corbusiers sind auf der Liste des Weltkulturerbes zu finden.

Der breiten Öffentlichkeit weniger bekannt ist das künstlerische Schaffen Le Corbusiers.

Sein Werk umfasst sowohl Druck - grafik als auch Malerei und Skulptur. An der Ausstellung in Murg ist ein grosser Teil des wichtigen druckgrafischen Schaf - fens des 1965 verstorbenen Künstlers zu sehen. Gezeigt werden in den eigens für die Ausstellung farblich neu gestalteten Räumlichkeiten der alten Spinnerei Lithografien und Radierungen sowie Originalzeichnungen, welche die formalen Bezüge zwischen Architektur und bildnerischem Schaffen unmittelbar erlebbar machen.

Die Ausstellung mit den aus der Sammlung der Stiftung Schweizerische Triennale der Skulptur Bad Ragartz stammenden Werken bietet die seltene Gelegenheit, verschiedene in sich geschlossene grafische Werkzyklen von Le Corbusier in ihrer Gesamtheit zu besichtigen. Die Ausstellung reflektiert die verschiedenen motivischen und technischen Aspekte in Le Corbusiers druckgrafischem Schaffen.

Zu sehen sind unter anderem der in technischer und kompositorischer Meisterschaft realisierte Zyklus «Cinq femmes» aus dem Jahr 1953 (ediert 1976), Lithografien aus verschiedenen Schaffensphasen, die sich motivisch mit skulpturalen Motiven und der Proportionenlehre auseinandersetzen, sowie eine Auswahl von Le Corbusiers einzigartigen Rhodoid-Radierungen.

Ebenso präsent sind Werke, in welchen sich der Künstler mit dem Motiv des «Taurus» beschäftigt, welchem er sich über die Jahre seines Schaffens hin wiederholt und in unterschiedlicher technischer Realisierung zuwandte. Die Ausstellung eröffnet einen vertieften Einblick in die Gedankenwelt des Künstlers, die von philosophischem Tiefsinn, ethischem Verantwortungsbewusstsein und feinsinnigem Humor zugleich erfüllt war.

Le Corbusier: Trois verres d'apéritif, 1960 Bild: zVg

Ausstellungsdauer: 9. Juni bis 30. Oktober 2024

Vernissage: Sonntag, 9. Juni, 11 Uhr, Lofthotel, alte Spinnerei, 8877 Murg

Öffnungszeiten: Täglich von 9 Uhr bis 18 Uhr

www.seekultour.ch

Le Corbusier (1887-1965; eigentlich Charles-Édouard Jeanneret-Gris) Bild: zVg
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