Die Schweiz ächzt unter dem miesen Wetter. Regen, Regen, Regen. Doch auch wer in trockene Gefilde fliegt, hat seine Probleme. Gemäss Reisenden stehen Gepäckstücke am Flughafen nämlich nicht selten ohne Regenschutz herum. Die Folge: nasse Koffern und viel Ärger. Offensichtlich werden vom Flughafen Gepäckwagen von und zu den Flugzeugen verwendet, die schon eine Art Regenblache haben, dies scheint aber mehr dekorativen Zwecken zu dienen. Also die Fragen an die Flughafen AG: «304 Millionen Franken Gewinn 2023 und Transportwägeli ohne Dach, wie geht das zusammen?»
«Nicht zuständig»
Eine Anfrage bei der Flughafen AG führt zuerst einmal ins Leere. «Die Gepäckabfertigung wird am Flughafen Zürich von drei Abfertigungsunternehmen wahrgenommen. Die Swiss beauftragt in der Regel Swissport dafür. Bitte wenden Sie sich für die Beantwortung Ihrer Fragen direkt ans entsprechende Unternehmen», so die Antwort der mehrfach als bestes Mediensprecher-Team der Schweiz ausgezeichnete Stelle. Die eingangs gestellte Frage will man nicht beantworten. 304 Millionen Gewinn ja, aber kein Geld für anständige Wägeli mit Dach. Nur so viel: Man sei nicht dafür verantwortlich. Genauso wenig, wie wenn man an einem Kiosk im Flughafen etwas kaufe und unzufrieden sei. Die Krux mit dem Auslagern von allgemeinen Dienstleistungen ... Auslagern der Verantwortung? Aber das ist ein anderes Thema.
«Einzelfälle können unbefriedigend sein»
Nun aber die Adressen raussuchen und weiterfragen. Tatsächlich nimmt sich die Swissport den Fragen an und beantwortet sie innert 48 Stunden.
Werden die Koffer und sonstigen aufgegebenen Gepäckstücke stets ohne Schutz vor der Witterung transportiert (siehe Leser-Foto) oder ist das eine Ausnahme?
Für den Transport von Gepäckstücken gibt es definierte Prozesse, so auch im Falle von Regen. Bei Regen ohne Windwarnung gilt es, die Gepäckstücke vor und nach dem Einlad ins Flugzeug mit Blachen gegen die Witterung zu schützen. Besteht eine Windwarnung, werden die Blachen nicht ausgerollt, da sie eine Verletzungsgefahr für die Mitarbeitenden auf dem Vorfeld darstellen. In beiden Szenarien gibt es immer einen gewissen Zeitraum auf dem Gepäckförderband am Flugzeug, in dem die Gepäckstücke nicht vor Witterung geschützt sind. Die Prozesse sehen vor, der Witterung ausgesetzte Gepäckstücke – wenn immer möglich – zu vermeiden
Kann der Flughafen verstehen, wenn Passagiere sauer sind, wenn sie zum Teil durchnässte Gepäckstücke vom Gepäckband in Empfang nehmen müssen?
Swissport kann nachvollziehen, dass Einzelfälle von nassen Gepäckstücken für die Passagiere unbefriedigend sind. Bei nicht wasserfesten Gepäckstücken, wie z.B. Rucksäcken, empfehlen wir, stets Regenschutzhüllen anzubringen.
Hat der Flughafen Pläne, damit Gepäckstücke künftig stets trocken bleiben?
Damit die Gepäckstücke durchgehend vor der Witterung geschützt wären, müssten neue, geschlossene Gepäckwagen eingesetzt werden. Deren Dimensionen sind jedoch markant grösser und könnten innerhalb der engen Platzverhältnisse des Flughafens Zürichs inklusive Gepäcksortierbereichs nicht manövriert werden. Entsprechend sind keine solchen Anpassungen aktuell vorgesehen.
Fazit: Die beteiligten Firmen wollen nichts ändern. Nasse Koffer bleiben nasse Koffer. Und der Gewinn der Flughafen AG bleibt hoch.