Auslöser der Untersuchung war unter anderem die Kritik an der Benennung des Raiffeisenplatzes in St Gallen.
Im Mai 2023 hatte ein Komitee die Umbenennung des Raiffeisenplatzes in St.Gallen gefordert. Die Begründung: Der deutsche Gründer der Raiffeisenbewegung, der Sozialreformer Friedrich Wilhelm Raiffeisen (1818–1888), sei ein Antisemit gewesen.
Raiffeisen Schweiz kündigte damals einen Forschungsbericht an, der zeigen sollte, ob die Positionen des Raiffeisengründers auch die Schweizer Organisationen beeinflusst hat.
Der am 18. April 2024 präsentierte Bericht des Archivs für Zeitgeschichte der ETH Zürich zeigt nun, dass F. W. Raiffeisen zwar antisemitische Vorurteile hatte und den angeblichen «jüdischen Wucher» anprangerte. Gleichzeitig distanzierte er sich aber um 1880 deutlich von der damals weit verbreiteten «Judenhetze».
Auch einzelne Schweizer Raiffeisenvertreter äusserten sich antisemitisch und übernahmen die Erzählung, F. W. Raiffeisen habe die deutschen Bauern von der Ausbeutung durch «die Juden» befreit.
Es fanden sich allerdings keine Hinweise auf antisemitische Praktiken im Bankgeschäft der Schweizer Raiffeisenorganisationen.
Diese waren auch nicht in die nationalsozialistische Raubwirtschaft verstrickt.
Die Raiffeisen-Gruppe will demzufolge am «Raiffeisenplatz» festhalten, wo ihre Zentrale liegt. Eine allfällige Umbenennung liegt allerdings in der Kompetenz der Stadt.
Der Stadtrat will das wissenschaftliche Gutachten prüfen, ebenso wie das Komitee um die Historiker Hans Fässler und Stefan Keller.
Was denken Sie? Soll der Raiffeisenplatz seinen Namen behalten – oder in Recha-Sternbuch-Platz umbenannt werden, wie es das Komitee fordert? Sternbuch (1905–1971) war eine jüdische Fluchthelferin in Nazideutschland. Schreiben Sie uns an redaktion@stgallen24.ch, Stichwort: Raiffeisenplatz.