Ist es nur ein Gasthaus? Oder doch ein Agentenunterschlupf. Um den Gasthof Rössli beim Militärflugplatz Meiringen rankten sich wilde Gerüchte – seit der Betrieb 2018 von einer chinesischen Familie mit dem angeblichen Namen Wang übernommen worden war. Gewisse Parallelen zum «China-Deal» in Rapperswil-Jona sind nicht von der Hand zu weisen.
Seit Juli 2023 geschlossen
Nun schreibt der «Tages Anzeiger», dass der Spuk bald vorbei sein könnte. Das Rössli steht zum Verkauf. Seit vergangenenmJuli ist es ohnehin geschlossen. Damals gab es dort eine Razzia der Kantonspolizei Bern. Darüber und über einen Spionageverdacht gegen die Wangs berichteten verschiedene Medien.
Staatliche Diskretion
Der Schweizer Staat versuchte damals, die Sache möglichst diskret zu erledigen. Der Polizeieinsatz am 26. Juli 2023 fand nicht wegen illegalen Nachrichtendiensts statt, sondern «im Zusammenhang mit Widerhandlungen gegen das Ausländer- und Integrationsgesetz und gegen das Gastgewerbegesetz», wie die Kantonspolizei Bern schreibt. Eine Person sei vorläufig festgenommen worden, eine zweite «wurde ebenfalls für weitere Abklärungen auf eine Polizeiwache gebracht».
Bedingte Geldstrafen wegen Putzen
Danach wurden Dawei «David» Wang und seine angeblichen Eltern von der Berner Staatsanwaltschaft verurteilt. Gemäss den Strafbefehlen geschah dies, weil sie im Rössli ohne Arbeitsbewilligung putzten, den Garten gossen, die Wäsche machten und Frühstück zubereiteten. Die Verurteilten erhielten bedingte Geldstrafen: Bei «David» sind es 80 Tagessätze zu je 50 Franken, bei den angeblichen Eltern jeweils 50 Tagessätze zu je 12 Franken.
Probezeit
Die 4000 beziehungsweise 600 Franken müssen sie allerdings nur bezahlen, wenn sie innerhalb einer Probezeit von zwei Jahren in der Schweiz in ähnlicher Weise erneut straffällig werden. Sicher entrichten muss das Trio Bussen von gesamthaft 1750 Franken und 1800 Franken Gebühren.
Der «Tages-Anzeiger» spekuliert, dass diese Unkosten die drei mutmasslichen Agenten nun über den Verkauf des Hotels Rössli decken können. Seit neuestem ist der Gasthof über eine Immobilienplattform zum Kauf ausgeschrieben – für 1’590’000 Franken. Es wäre ein gutes Geschäft. Erstanden hatten die Wangs das Objekt 2018 für rund 800’000 Franken.
Nähe zum Flughafen als Verkaufsargument
Ein Makler schreibt über das Angebot: «In den letzten Jahren wurden verschiedene Investitionen getätigt.» Zudem preist er das Rössli für die Nähe zum Flugplatz.