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Kaltbrunn
19.03.2024
19.03.2024 08:21 Uhr

3 Mio. Franken für Abwasser-Trennsystem

Abwasser an der Benknerstrasse soll künftig getrennt werden. (Themenbild)
Abwasser an der Benknerstrasse soll künftig getrennt werden. (Themenbild) Bild: www.pixabay.com
Die Abwasserleitungen in der Benknerstrasse müssen ersetzt werden. Im selben Zug soll ein Trennsystem für sauberes und verschmutztes Abwasser erstellt werden.

Die in die Jahre gekommenen Abwasserleitungen in der Benknerstrasse sollen ersetzt werden. Im neu zu erstellenden Trennsystem würden das saubere Regenabwasser und das verschmutzte Haus- und Industrieabwasser in zwei separaten Leitungen geführt. In naher Zukunft sind entlang der Benknerstrasse mehrere Projekte geplant. Durch eine gemeinsame Realisierung können Synergien genutzt werden.

Die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger stimmen an der Bürgerversammlung vom 4. April 2024 über den Projektierungs- und Baukredit von 3,05 Millionen Franken ab.

Projektperimeter. Bild: LinthSicht, Nr. 104/März 2024

Antrag

Der Gemeinderat beantragt Ihnen, werte Stimmbürgerinnen und Stimmbürger, folgenden Beschluss zu fassen:

Für den Ausbau des Trennsystems Benknerstrasse wird ein Projektierungs- und Baukredit von CHF 3 050 000 zu Lasten der Spezialfinanzierung Abwasserbeseitigung bewilligt.

Kaltbrunn, 22. Januar 2024

Gemeinderat Kaltbrunn

Daniela Brunner, Gemeindepräsidentin
Michael Helbling, Gemeindeschreiber

Das ausführliche Gutachten kann in der Broschüre zur Jahresrechnung eingesehen (www.kaltbrunn.ch) oder bei der Gemeinde bestellt werden.

Ausgangslage

Zwischen dem Dorfzentrum von Kaltbrunn und dem neuen Arbeitsgebiet Neufeld sind mehrere Werkleitungs- und Strassenbauprojekte in Planung. Die Politische Gemeinde Kaltbrunn ist für die Abwasseranlagen verantwortlich und hat im Bereich der Benknerstrasse ebenfalls einen Ausbaubedarf.

Deshalb führte die Politische Gemeinde Kaltbrunn im Winter 2022/2023 eine Ausschreibung für das Vorprojekt durch. Die Marty Ingenieure AG in Ziegelbrücke erhielt den Zuschlag. Im Jahr 2023 wurde das Vorprojekt für die generelle Entwässerungsplanung (GEP), der Kuster und Hager AG in Uznach erarbeitet.

Der Projektperimeter der geplanten Werkleitungen umfasst die Benknerstrasse von der Dorfkreuzung bis zur Langwiesstrasse.

Bei Bedarf wird das Projekt bis zur Dorlenbachstrasse bei der Steiner Reifenservice AG erweitert.

Heutiges Mischwassersystem

In der Benknerstrasse wird das Abwasser im Mischsystem geführt. In einer Mischabwasserkanalisation wird sauberes Regenabwasser und verschmutztes Haus- und Industrieabwasser in derselben Leitung geführt. Da bei Regenwetter viel mehr Wasser anfällt, als an Tagen ohne Niederschläge, sind in das Leitungsnetz Hochwasserentlastungen integriert.

Wenn im Regenfall mehr Wasser anfällt als die Abwasserreinigungsanlage aufnehmen kann, leitet eine Hochwasserentlastung das verdünnte Mischabwasser in ein Gewässer ein.

Im Projektperimeter befinden sich zwei Hochwasserentlastungen:

Die obere Hochwasserentlastung befindet sich unter der Zufahrt zum Firmengelände der WKK AG. Im Entlastungsfall wird das Wasser dieser Anlage in den Dorfbach abgeleitet. Diese Anlage wird durch die Gemeinde betrieben.

Die untere Hochwasserentlastung befindet sich östlich der Grossfeldstrasse. Im Entlastungsfall wird das Wasser dieser Anlage in den Dorlenbach abgeleitet. Diese Anlage wird durch den Abwasserverband Obersee betrieben.

Die Mischabwasserleitung vor dem Verbandskanal und dem Fahrradgeschäft Geiger AG wurden in den Jahren 1971 – 1973 erstellt. Die Leitung bis zum Dorfzentrum ist noch älter. Das Alter dieser Leitung konnte nicht konkret ermittelt werden. Alle Leitungen wurden im Jahre 2020 aufgenommen und sind nicht einsturzgefährdet.

Bei Leitungen dieses Alters muss davon ausgegangen werden, dass die Dichtheit jedoch nicht mehr gegeben ist. Die weiteren Einzelheiten zum geplanten Projekt sind dem ausführlichen Gutachten zu entnehmen.

Übersicht bestehendes Abwassersystem. Bild: LinthSicht, Nr. 104/März 2024

Der Mehrwert

Mit den geplanten Massnahmen wird im Bereich der Benknerstrasse die Grundlage für eine zeitgemässe Entsorgung des Abwassers geschaffen. Mit dem neuen Trennsystem kann das Regenwasser schneller und ökologischer dem natürlichen Kreislauf zurückgegeben werden. Dadurch wird auch die Abwasserreinigungsanlage entlastet.

Seit dem Beginn des Betriebs der ARA Obersee im Jahr 1973 ist die Bevölkerung in der Region Zürichsee-Linth stetig gewachsen. Investitionen in den Umbau des alten Mischsystems hin zu einem modernen Trennsystem unterstützen einen nachhaltigen Betrieb der ARA.

Durch die gemeinsame Realisierung mehrerer Projekte können Synergien genutzt und Kosten eingespart werden. Die Strassensperrungen können so auf ein Minimum reduziert werden. Die Belastungen für die Anwohnenden sind ebenfalls geringer.

Häufige Fragen und Antworten


Was ist Abwasser?
Unter Abwasser versteht man alles Wasser, das von einem Grundstück abgeleitet wird, unabhängig davon, ob es verschmutzt oder nicht verschmutzt ist. Zum Abwasser gehört somit alles Wasser aus Küche, Bad, WC, Waschküche, wie auch das Regenwasser von Dächern, Wegen und Plätzen. Nicht alles Abwasser einer Liegenschaft muss abgeleitet werden. Nicht verschmutztes Regenwasser von Dächern, Vorplätzen und Wegen sowie Sickerwasser und Brunnenwasser soll – wenn immer möglich – auf dem Grundstück versickern oder in einer separaten Leitung in ein Gewässer fliessen.

Wie funktioniert ein Mischsystem?
Im Mischsystem fliesst das Regenwasser von Dächern, Plätzen, Wegen und Strassen zusammen mit dem verschmutzten Abwasser aus dem Haushalt in einer gemeinsamen Leitung zur Abwasserreinigungsanlage.

Wie funktioniert ein Trennsystem?
Im Trennsystem fliesst das Regenwasser in einer separaten Leitung in das nächste Gewässer oder wird zur Versickerung gebracht.

Verschmutztes Abwasser fliesst von der privaten Liegenschaftsentwässerung in die öffentliche Kanalisation, welche wiederum in die Abwasserreinigungsanlage fliesst. Bild: LinthSicht, Nr. 104/März 2024

Worauf ist im Trennsystem zu achten?
Sie sehen es dem Einlaufschacht nicht an, wohin das Abwasser fliesst: Zur Abwasserreinigungsanlage, ins Gewässer oder zur Versickerung.

Was passiert, wenn der Antrag des Gemeinderats abgelehnt wird?
Der Gemeinderat wäre im Falle einer Ablehnung nach wie vor zur Aufrechterhaltung des Abwassersystems im Sinne des Bundesgesetzes über den Schutz der Gewässer (Gewässerschutzgesetz GSchG) verpflichtet.

Somit müsste der Gemeinderat punktuelle Sanierungsmassnahmen im Falle von Beschädigungen im Abwasserleitungsnetz im Sinne von gebundenen Massnahmen ohne Entscheidungsmöglichkeit der Bürgerschaft ausführen.

In Anbetracht der alten Abwasserleitungen an der Benknerstrasse würde die Möglichkeit von mehreren punktuellen Reparaturen mit immer höherer Wahrscheinlichkeit eintreten. Die Gesamtkosten von punktuellen Instandsetzungen sind bekanntermassen höher als ein gesamter Ersatz der überalterten, erfahrungsgemäss undichten Leitungen.

Zudem würde die ausbleibende Erstellung eines fortschrittlichen Trennsystems der Abwasserreinigung unnötige Mengen von unverschmutztem Abwasser zuführen, was gesamthaft aus ökologischer Sicht nicht nachhaltig wäre und mit Mehrkosten verbunden ist.

Darstellung eines Mischsystems (l.) und schematische Darstellung eines Trennsystems (r.). Bild: LinthSicht, Nr. 104/März 2024
Illustration Trennsystem. Bild: LinthSicht, Nr. 104/März 2024
Gemeinde Kaltbrunn, LinthSicht, Nr. 104/März 2024