Das Eidgenössische Departement des Innern (EDI) hat im November zur Vernehmlassung zur Anpassung von mehreren Erlassen im Tierschutzbereich eingeladen. Der Bundesrat hat in Antworten auf verschiedene parlamentarische Vorstösse weitere Verbesserungen des Tierschutzes in Aussicht gestellt.
Schaut man sich die aktuellen Änderungsvorschläge jedoch an, stellt man fest, dass es keinerlei (!) Änderungsvorschläge zu Katzen gibt! NetAP ist es ein Rätsel, warum der Bund und die Politiker die Katze weiterhin behandeln, als ob es sie oder das Katzenelend in der Schweiz nicht gibt.
Die Hauskatze zählt zu den beliebtesten Heimtieren der Schweizerinnen und Schweizer.
Mit etwa 1.9 Millionen Katzen existieren in der Schweiz dreimal so viele Katzen wie Hunde (0.54 Millionen gemäss Statista). Während die Anzahl der Hunde sich über die letzten 20 Jahre relativ stabil bei ca. 0.5 Millionen Hunden einpendelte, ist die Katzenpopulation – insbesondere in den letzten zehn Jahren – förmlich explodiert. So gab es im Jahr 1995 noch 1.2 Millionen und 2022 bereits 1.9 Millionen Katzen in der Schweiz (Statista).
Vergleicht man diesen Umstand damit, wie sichtbar der Katzenschutz in der Tierschutzgesetzgebung ist, muss man feststellen, dass er – abgesehen von der Anwendbarkeit der allgemeinen Bestimmungen für alle Tiere – im Ergebnis inexistent ist. In der Tierschutzverordnung ist mit Art. 80 TSchV den Hauskatzen gerade mal ein (1) spezieller Artikel gewidmet.
Dies im Gegensatz zu den Hunden, denen mit Art. 69-79 TSchV gleich mehrere gewidmet sind und auch in der aktuellen Vernehmlassung wieder neue Änderungen anstehen.
Die Katzenproblematik wird in der Schweiz von niemandem in Frage gestellt, auch nicht vom Bund.
Umso mehr überrascht es, dass man hierfür keine Lösung sucht, sondern das Leid bewusst weiterhin in Kauf nimmt und damit vergrössert.
Die Erklärungen, die regelmässig zu hören sind, die Katzenhalter würden zum Beispiel durch eine Kastrationspflicht zu sehr eingeschränkt werden oder eine solche würde hohe (bisher jedoch vom Bund nie bezifferte und erklärte) Kosten verursachen, greifen insofern nicht, als es in der Natur der Sache liegt, dass es Einschränkungen verursacht, wenn man Schwächere schützen will.
Es darf nicht vergessen werden: Beim Tierschutzgesetz geht es einzig um den Schutz der Tiere, nicht um den Schutz der Tierhaltenden, weshalb der Fokus logischerweise auf dem Tier liegen muss.
Der Bund verpasst heute einmal mehr die Chance, etwas gegen das Katzenelend in der Schweiz zu tun.
Das war aber kein Versehen. Es muss vielmehr davon ausgegangen werden, dass den Bundesbehörden dieser Dauerzustand bzw. die stetige Verschlechterung egal ist.
Die Leidtragenden sind nicht nur die Katzen. Tierschutzorganisationen sehen sich mit einem immer grösser werdenden Elend konfrontiert, das an die Zustände in Süd- und Osteuropa erinnert. «Mir graut vor dem Frühjahr», sagt Esther Geisser, Präsidentin von NetAP. «Wir finden laufend ausgesetzte Katzen. Im Frühling sind diese dann oft auch noch schwanger. Doch die Tierheime sind bereits voll. Wir wissen nicht, wohin mit den Büsis.»
Seit Anfang Jahr hat NetAP fast 400 Katzen eingefangen, um sie kastrieren zu lassen. 89 dieser Katzen brauchten weiterführende, teils intensive veterinärmedizinische Behandlungen und Operationen, damit ihr Wohlbefinden wieder hergestellt werden konnte. Viele dieser Katzen hatten Halter, die keine Verantwortung übernehmen wollten.