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Rapperswil-Jona
22.03.2024
02.04.2024 20:00 Uhr

Der Kanton verliert beim neuen BWZ die Sprache

Das heutige BWZ in der Stadtmitte - es soll ins Südquartier ziehen. Macht das Sinn?
Das heutige BWZ in der Stadtmitte - es soll ins Südquartier ziehen. Macht das Sinn? Bild: Linth24
Der Kanton scheint die Rapperswiler Verhältnisse schlecht zu kennen. Er irrt bei den Platzverhältnissen im Stadtzentrum zum Bau des neuen BWZ im grossen Stil und verliert beim Klimaschutz die Sprache.

Dieser Artikel ist auch im Linth24 Magazin publiziert, welches in Rapperswil-Jona in alle Haushalte verteilt wurde.

Im Mai 2022 teilte der Kanton nach einer Odyssee und vielen Spitzkehren mit, er baue das Berufs- und Weiterbildungszentrum (BWZ) in Rapperswil nun doch selbest. (Siehe dazu weiter unten, «Leidensgeschichte».)

Nun fragte Linth24 vergangenen Oktober beim Baudepartement nach, wo das Projekt BWZ stehe. Der Kanton schrieb, der politische Prozess sei am Laufen. Im Herbst 2024 komme er vor den Kantonsrat. 

BWZ im Zentrum?

Linth24 fragte, ob für den Neubau nur der Standort im Rapperswiler Südquartier thematisiert sei oder auch der heutige Standort im Stadtzentrum.

Das Baudepartement schrieb zurück, die Fläche des heutigen BWZ umfasse nur 2700 m2. Das reiche für den Neubau «bei weitem nicht». Addiere man noch das Land der evangelischen Kirche hinter dem BWZ dazu, gäbe das nur 5000 m2. Das sei immer noch zu wenig. Im Südquartier stünden 8600 m2 zur Verfügung.

Im Zentrum mehr Platz

Leider waren die Kantonsangaben falsch. Linth24 schickte dem Baudepartement einen Plan. Dieser zeigt, dass das heutige BWZ-Gelände inklusive des stadteigenen Vögele-Areals 6220 m2 umfasst – und nicht 2700 m2. Zusammen mit dem Kirchenareal und der Stadtturnhalle Halden wären es sogar über 9000 m2. Also mehr, als die BWZ-Parzelle im Südquartier misst. 

Linth24 wies den Kanton zudem darauf hin, dass der Bau am heutigen Standort gemäss dem Komitee «BWZ im Zentrum» bis 15 Millionen Franken günstiger zu stehen käme als im Lido. Und der Zentrumsbau auch städtebaulich gescheiter sei. Zudem würden Bauentwickler und Stararchitekten wie Herzog & de Meuron einen Abbruchstopp fordern. Renovieren sei besser fürs Klima. 

Funkstille beim Kanton

Linth24 fragte den Kanton, ob der Bau im Zentrum nicht doch geprüft werden sollte. Diese Frage schien in St. Gallen Kopfzerbrechen zu bereiten. Trotz dem Versprechen, schnelle Antwort zu liefern, hat sich das Baudepartement seit dem 25. Oktober 2023 nicht mehr gemeldet. Aber vielleicht rechnet der Kanton ja neu, was umgekehrt beim Stadtrat kaum der Fall ist. Er hält am Standort Südquartier fest. Obwohl sein über Jahre verkündetes Argument in sich zusammengefallen ist, im Lido entstehe mit dem BWZ und der später zu bauenden Kanti ein «Campus». Denn neu soll ja auf dem Para-Parkplatz, wo die Kanti hätte entstehen sollen, ein neues Eissportzentrum gebaut werden. Linth24 fragte deshalb das Baudepartement, ob der «Campus» mit BWZ und Kanti im Lido noch ein Thema sei. Der Kanton antwortete kurz und bündig mit: «Nein.»

Leidensgeschichte des BWZ-Neubaus


Der Neubau des BWZ, an dem jede Woche rund 2500 Lehrlinge und Erwachsene zur Schule gehen, steckt in der Sackgasse. 

Am 27. November 2016 stimmten die Rapperswil-Joner dem Verkauf von 8600 m2 Land im Südquartier an den Kanton zu. Hier wollte der Kanton ein neues BWZ bauen – das aber mangels Geld erst ab 2040. 

Parallel zur Volksabstimmung entstand das Komitee «BWZ im Zentrum», welches fordert, dass der  Schulneubau am heutigen Standort in der Stadt­­mitte realisiert wird.  

Standortabklärung vereitelt
Die Standortfrage führte zwischen dem Komitee und dem Stadtrat zu vier Sitzungen. Stadtpräsident Stöckling versprach darin eine professionelle Standortabklärung, tat aber dann das Gegenteil. Inmitten der Gespräche unterschrieb er mit dem Kanton am 12. Juli 2019 eine Absichtserklärung: Die Stadt baue das BWZ in Rappis Südquartier, vermiete es danach dem Kanton und verkaufe es ihm irgendwann später.

Volksentscheid verhindert
Das überzeugte nicht, weshalb das Komitee zum BWZ im Zen­trum eine Volksabstimmung lancieren wollte. Der Stadtrat war dagegen. Der Kanton befahl ihm, sie zu ermöglichen. Doch der Stadtrat zog den Fall vors Verwaltungsgericht und verhinderte den Volksentscheid. 

Am 5. Mai 2022 kam alles nochmals anders. Die Stadt und der Kanton lösten ihre Absichtserklärung wieder auf. Der Kanton baue die Schule nun doch selbst. 2024 gebe es dazu eine kantona­le Abstimmung. Das aber könnte ins Auge gehen. Denn das Komitee «BWZ im Zentrum» teilte mit, es werde den Schulneubau im Lido dann eben auf kantonaler Ebene bekämpfen. 

Bruno Hug