In den Bootshallen im Lido Rapperswil leben ganz besondere Untermieter: es sind Wasserfledermäuse, die hier das Sommerhalbjahr verbringen und ihre Jungen aufziehen. In der Regel wählen sie dafür Baumhöhlen. Doch die Bootshallen bieten mit ihrem speziellen Mikroklima, der unmittelbaren Nähe zum Wasser und der Insektenfülle ideale Bedingungen für eine sogenannte Wochenstube. Am oberen Zürichsee sind neben Rapperswil nur gerade zwei weitere Kolonien bekannt: in Hurden und in Freienbach.
Die Kolonie im Lido umfasst nach aktuellen Zählungen rund 200 Tiere. Sie ist erst seit 2007 offiziell bekannt. Nur die Bootsbesitzer wussten schon immer um die heimlichen Mitbewohner – und machten die Stadt im Vorfeld von Sanierungsarbeiten an der älteren der beiden Bootshallen auf sie aufmerksam. Im Zug der Sanierung wurden an der Hallendecke neue Unterschlüpfe aus unbehandelten Brettern angebracht und so das Quartierangebot vervielfacht.
Für 2020 steht der Abbruch der älteren, östlich gelegenen Bootshalle an. Schon im vergangenen März wurden deshalb weitere Unterschlüpfe in der neueren, westlichen Halle angebracht. Und die Fledermäuse haben diese auch bereits entdeckt. Den Winter werden sie andernorts in frostsicheren Höhlen verbringen. Bei ihrer Rückkehr im kommenden Frühling treffen sie an ihrem gewohnten Schlafplatz die grosse Baustelle an, haben aber dann die Möglichkeit, das Ausweich-Quartier in der verbliebenen Bootshalle zu besiedeln. Mit geringem Aufwand konnte hier der durchgehende Fortbestand der Kolonie sichergestellt werden. Fachliche Beratung erhielt die Stadt dabei vom Biologen René Güttinger, dem offiziellen Fledermausschutzbeauftragten des Kantons St. Gallen.
Am kommenden Freitag werden René Güttinger und Christine Hunziker die Führungen leiten. Die Beiden werden den Besuchern die Wasserfledermaus in all ihren faszinierenden Facetten näherbringen und auch fachkundig das Umsiedlungsprojekt vorstellen. Mit einem speziellen Detektor werden sie zudem ihre Ortungsrufe hörbar machen. Und zum Abschluss werden die Teilnehmenden gemeinsam den Ausflug zur nächtlichen Jagd unmittelbar über dem Seespiegel beobachten können.