Die Fakten
- Roger Federer hat in Kempraten / Rapperswil-Jona ein grosses Grundstück direkt am See gekauft und plant darauf – soviel man weiss – eines oder mehrere Gebäude und vermutlich einen Tennisplatz.
- Ein Verein mit ein paar dutzend Mitgliedern und Sitz in Mies (so heisst der Ort tatsächlich) im Waadtland hat ein eMail geschrieben. Darin wird vom Stadtratpräsidenten von Rapperswil-Jona verlangt, er solle dafür sorgen, dass der Uferstreifen bei Roger Federers Grundstück für die Öffentlichkeit zugänglich werde.
Der Verein
Der Verein «Rives Public» (übersetzt: «Öffentliche Ufer») hat eine Homepage www.rives-publique.ch und da findet man unter «Aktionen» den letzten Beitrag vom 25.9.2017, eine fast zwei Jahre alte Medienmitteilung auf französisch. Den letzten aktuellen Beitrag auf Deutsch ist mehr als zehn Jahre alt und befass sich mit dem Uferschutz bei Nuolen.
Die letzte Generalversammlung des Vereins fand vor mehr als drei Jahren statt.
Von einem Verein in diesem Zustand würde man gewöhnlicherweise sagen, dass der mehr tot als lebendig ist. Doch in keinem der nachfolgend zitierten Medien war der klägliche Zustand des Vereins ein Thema. Stattdessen wurde dem journalistischen Herdentieb folgend, das publizistische Sommerloch mit Artikeln gefüllt.
Die Aufregung
Die grossen Buchstaben hat 20Minuten ausgepackt. «Für Supperreiche darf es keine Ausnahme geben». Dieses Zitat stammt vom Präsidenten des Vereins, Victor von Wartburg. Der See müsse für alle Menschen so zugänglich sein, wie die Wälder. Die Forderung werde auch von den Juso unterstützt. Die Juso, das sind die Jungsozialisten.
Die Linthzeitung schliesst sich der Berichterstattung an. Ihr hat Victor von Wartburg erzählt, dass sein Brief nur zufällig mit Roger Federer zu tun habe. Wörtlich schreibt die Zeitung: «Dass sich die Kritik ausgerechnet an die Stadt und ihren prominenten Bewohner richtet, sei Zufall.» Die Zeitung bringt ein neues Element ins Spiel. Offenbar gehöre Roger Federer nicht nur das Land, sondern auch 990 Quadratmeter des Sees.
Vor Ort umgsehen hat sich Marco Latzer, der gute Ostschweiz-Reporter des Blick. Er belegt heute mit seinem Artikel, dass man in Kempraten schon einmal ein Streifen Ufer der Öffentlichkeit zugänglich machen musste. Rund eine Million Franken habe der «Mini-Seezugang» die Stimmbevölkerung gekostet. Der 20 Meter breite Seestreifen sei zu Zweidrittel von Schilf überwachsen. «Der ganze Spass macht überhaupt keinen Sinn» zitiert der Blick einen namentlich nicht bekannten Nachbarn.
Ironie
Einen anderen Ansatz hat das schweizerische Satire-Magazin «Nebelspalter» gewählt. Auf Twitter wurde diese Karikatur veröffentlicht.
Der Maestro zeigt volles Verständnis: Bravo @rogerfederer ! #Rapperswil #Seeufer #RivesPubliques