Auf den ersten Blick mögen die Fragmente des Hirschgeweihs unscheinbar wirken. Vielleicht lösten sie bei den Archäologen auch deshalb anfangs keine grosse Begeisterung aus, als sie 2020 eines davon bei einer Grabungsstätte rund um ein steinzeitliches Jagdlager im Muotathaler Bisisthal fanden. «Wir haben gegraben und Steinwerkzeuge sowie Kohlereste gefunden », erzählt Urs Leuzinger, der die Ausgrabungen geleitet hat. Nach eineinhalb Wochen Arbeit seien sie mit den Grabungen fertig gewesen. Am letzten Tag wollten sie deshalb nur noch das Loch wieder zuschütten.
Für einen Kollegen hätten sie aber spontan noch eine Bodenprobe im Bereich der mittelsteinzeitlichen Schicht (ca. 9600 bis 8000 vor Christus) entnommen – dabei kam ein Knochen zum Vorschein. Leuzinger erinnert sich: «Wir haben diesen nicht wirklich liebevoll behandelt. Die Grabungen waren ohnehin zu Ende, alles war schon verpackt.» Das Stück sei anschliessend mit der Bodenprobe in einem Plastiksack gelandet.
Mit Sorgfalt behandelt
Erst später in der Werkstatt des einheimischen Forschers Walter Imhof, der das Jagdlager entdeckt hatte, schauten sie das Fundstück noch einmal genauer an und bemerkten die regelmässig angelegten Grübchenreihen. Leuzinger und Imhof versuchten, erstmal ruhig zu bleiben, als sie merkten, was sie da gefunden hatten. Inzwischen wurde das Fundstück mit der gebührenden Sorgfalt behandelt.