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29.12.2023
29.12.2023 07:12 Uhr

12'000 Jahre alte Kunst gefunden

Das Team rund um Urs Leuzinger an der Grabungsstelle beim sogenannten Flözerbändli in Muotathal.
Das Team rund um Urs Leuzinger an der Grabungsstelle beim sogenannten Flözerbändli in Muotathal. Bild: zvg
Im Muotathal fanden Archäologen ein rund 12'000 Jahre altes Kunstobjekt aus Hirschgeweih. Der Sensationsfund ist derzeit im Bundesbriefmuseum in Schwyz ausgestellt.

Auf den ersten Blick mögen die Fragmente des Hirschgeweihs unscheinbar wirken. Vielleicht lösten sie bei den Archäologen auch deshalb anfangs keine grosse Begeisterung aus, als sie 2020 eines davon bei einer Grabungsstätte rund um ein steinzeitliches Jagdlager im Muotathaler Bisisthal fanden. «Wir haben gegraben und Steinwerkzeuge sowie Kohlereste gefunden », erzählt Urs Leuzinger, der die Ausgrabungen geleitet hat. Nach eineinhalb Wochen Arbeit seien sie mit den Grabungen fertig gewesen. Am letzten Tag wollten sie deshalb nur noch das Loch wieder zuschütten.

Für einen Kollegen hätten sie aber spontan noch eine Bodenprobe im Bereich der mittelsteinzeitlichen Schicht (ca. 9600 bis 8000 vor Christus) entnommen – dabei kam ein Knochen zum Vorschein. Leuzinger erinnert sich: «Wir haben diesen nicht wirklich liebevoll behandelt. Die Grabungen waren ohnehin zu Ende, alles war schon verpackt.» Das Stück sei anschliessend mit der Bodenprobe in einem Plastiksack gelandet.

Mit Sorgfalt behandelt

Erst später in der Werkstatt des einheimischen Forschers Walter Imhof, der das Jagdlager entdeckt hatte, schauten sie das Fundstück noch einmal genauer an und bemerkten die regelmässig angelegten Grübchenreihen. Leuzinger und Imhof versuchten, erstmal ruhig zu bleiben, als sie merkten, was sie da gefunden hatten. Inzwischen wurde das Fundstück mit der gebührenden Sorgfalt behandelt. 

Das grösste Fragment des bearbeiteten Hirschgeweihs wurde bei der Grabung im Jahr 2020 gefunden, die anderen beiden Teile ein Jahr später. Verzierte Funde wie diesen, kennt man vom Ende der Altsteinzeit nur selten. Entsprechend wertvoll ist dieses Artefakt für die Wissenschaft. Noch bis zum 4. November 2024 kann es im Bundesbriefmuseum in Schwyz bestaunt werden. Bild: zvg

Doppelt so alt wie Ötzi

Eine Radiokohlenstoffdatierung bestätigte später die Sensation: Das Hirschgeweih ist um die 12000 Jahre alt und damit das älteste von Menschen bearbeitete Fundstück, das je im Kanton Schwyz gefunden wurde. Es wurde demnach von Menschen bearbeitet, die mehr als 6000 Jahre vor Ötzi lebten. Doch nicht genug: Laut Leuzinger gibt es aus dieser Zeit in ganz Europa fast keine Fundstücke dieser Art. «So etwas findet man nur einmal im Leben», sagt Leuzinger.

Martin Bruhin, Redaktion March24 & Höfe24