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Kanton
15.09.2023
15.09.2023 07:35 Uhr

Katholiken den Geldhahn zudrehen

Bild: pixabay
Nach dem Missbrauch-Skandal dürfe es kein «weiter so» mehr geben. Der katholischen Kirche müsse der Geldhahn zugedreht werden, fordern die Freidenker.

Die Vereinigung «Freidenker Schweiz» reagiert mit Abscheu auf den Bericht über den massenhaften Missbrauch von Kindern und Jugendlichen in der römisch-katholischen Kirche der Schweiz. Sie hat die nachfolgende Stellungnahme veröffentlicht.

Geldstopp und tiefgreifende Reformen

Der am Dienstag erschienene und erschreckende Bericht zum systematischen Missbrauch in der römisch-katholischen Kirche der Schweiz muss Konsequenzen haben. Die Freidenker-Vereinigung der Schweiz fordert, dass die Behörden ihrer Verantwortung nun nachkommen und alle Zahlungen zugunsten der Kirche möglichst stoppen. Es braucht aber nun zwingend auch tiefgreifendere Reformen.

Die Enthüllungen durch die Uni Zürich zum sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche zeigen in erschreckender Weise auf, wie gross, widerlich und systematisch die Verfehlungen sind. Gemäss Autorinnen sind die über 1000 Missbrauchsfälle nur die «Spitze des Eisbergs». Neben der strafrechtlichen Verfolgung der Täter braucht es aber weitere, einschneidende Schritte. Denn die Kirche schützte Täter, leugnete schlimmste Verbrechen, vertuschte, bagatellisierte, liess Akten verschwinden. Dies muss zwingend Konsequenzen haben.

Über 100 Millionen Franken Steuergelder

Die Freidenker-Vereinigung ruft alle Behörden, die öffentliche Gelder zugunsten der Kirche sprechen, auf, die Geldflüsse zu stoppen. Insgesamt erhält die Kirche (gemäss Blick) über 100 Millionen Franken an Steuergeldern, mit denen unter anderem auch die Gehälter von Priestern  - und möglichen Tätern – bezahlt werden. Hinzu kommen unter anderem über 170 Millionen Franken, für die Unternehmen zur Zahlung per Gesetz gezwungen werden. Diese ohnehin unhaltbaren Zustände werden durch die Erkenntnisse vom Dienstag noch viel schlimmer. Der Staat muss nun unbedingt seine Verantwortung wahrnehmen. Was braucht es noch, damit der Staat die Kirche und deren sogenannten Würdenträger endlich nicht mehr mit Samthandschuhen anfasst?

Im Kanton Bern, der der katholischen Kirche einen Blankocheck über jährlich 12 Millionen Franken ausstellt, hat Grossrat Tobias Vögeli bereits die Initiative ergriffen. Er fordert das einzig richtige: Den sofortigen Stopp dieser Zahlungen. Die Freidenker-Vereinigung der Schweiz ihrerseits fordert sämtliche Verteterinnen und Vertreter der Kantone auf, diesem Vorbild zu folgen.

Schluss mit rechtlicher Sonderstellung

Neben dieser Sofortmassnahmen braucht es – selbstredend – zusätzliche Schritte: Der Staat muss die katholische Kirche nun zwingen, Tabula rasa zu machen und sie die Pflicht nehmen, ihre systematischen Verfehlungen tiefgreifend aufzuarbeiten und ihr System zu reformieren. Die FVS fordert die politischen Mandatsträgerinnen und -träger auf, die Widerwärtigkeiten zum Anlass zu nehmen, der Sonderbehandlung der Kirchen endlich ein Ende zu setzen und von ihr – wie anderen Gemeinschaften auch – verbindliche Leistungsverträge zu verlangen. Die rechtliche Sonderstellung als Landeskirche gehört abgeschafft.

MM/Linth24