Kaum haben sich die Nachrichten um die Hygienevorwürfe und angeblich schlechte Arbeitsbedingungen an die Adresse der Bäckerei-Konditorei Voland etwas gelegt, doppelt die Gewerkschaftszeitung «work» in der neuesten Ausgabe nach. Seit dem letzten Bericht hätten sich diverse ehemalige Voland-Mitarbeitende bei ihnen gemeldet, deren Aussagen nun im aktuellen Beitrag – teilweise anonymisiert – wiedergegeben werden.
«Jederzeit bereit, mit dem Chef zusammenzusitzen»
Voland-Inhaber René Schweizer wies die Vorwürfe aus dem ersten Beitrag zurück und vermutete politische Motive dahinter, weil er SVP-Politiker sei (Zürioberland24 berichtete).
Diesen Vorwurf, man habe etwas gegen René Schweizers politische Gesinnung, weist Unia-Sekretär Lukas Auer, der den Fall aufgerollt hat und der Gesundheitsdirektion Meldung gemacht hat, jedoch zurück. Man habe es weder auf Politkarrieren noch auf Firmen abgesehen. Wenn aber Mitarbeitende jahrelang auf taube Ohren stossen und wenn trotz Lebensmittelkontrollen derartige Missstände andauern würden, dann müssten sie informieren. Einziges Ziel sei die Verbesserung der Hygiene und der Arbeitsbedingungen. Und Auer fügt an, dass man jederzeit bereit sei, mit dem Chef und allen Voland-Mitarbeitenden zusammenzusitzen, um die Probleme gemeinsam zu lösen. Doch René Schweizer habe eine «work»-Anfrage zu diesem Angebot unbeantwortet gelassen. Er beantworte auch sonst keine Fragen.
12-Stunden-Tage und Mobbingvorwürfe
Einer der zitierten Mitarbeitenden ist ein 46-jähriger Bäcker, der anonym bleiben will. Er habe bei Voland eine leitende Position gehabt und kenne das «Hygieneproblem» genau. Auch er habe hinter dem Rücken des Chefs abgelaufene Ware entsorgt. Und gegen Maden, Mehlwürmer und Kakerlaken hätten sie einen Dauerkampf geführt. Zu seiner Zeit hätten sie's aber noch im Griff gehabt.
Inakzeptabel seien jedoch die Arbeitszeiten gewesen, 10- bis 12-Stundentage seien normal gewesen. Eine andere Person berichtet, dass sie an Sonntagen den Laden in 12-Stunden-Schichten alleine habe schmeissen müssen. Irgendwann sei sie so übermüdet gewesen, dass sie auf dem Nachhauseweg mit dem Velo in eine Baugrube gefahren sei.
Auch eine ehemalige Lernende, welche sich bei «work» gemeldet habe, erzählt von regelmässigen Arbeitstagen von mehr als 10 Stunden. Entsprechend habe es eine hohe Personalfluktuation gegeben.
«Kommunikation im Feldweibelton»
Auch die Kommunikation im Unternehmen soll alles andere als gut sein. Es habe ständig eine «Kommunikation im Feldweibelton» geherrscht, dazu enormer Stress, berichtet eine andere. Einige seien wegen Erschöpfung krankgeschrieben worden.