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Kanton
01.09.2023

Nur bedingte Haftstrafen

Dieser Zaun wurde für den jungen Mann tödlich.
Dieser Zaun wurde für den jungen Mann tödlich. Bild: mik
In St.Gallen starb ein 20-Jähriger an seinen schweren Verletzung. Die drei Täter, zwei Kosovaren und ein Schweizer müssen weder ins Gefängnis noch werden sie ausgewiesen.

Am Sonntag, 19. September 2021, circa 2.45 Uhr, hatte sich an der Bahnhofstrasse in der Stadt St.Gallen eine Auseinandersetzung mit mehreren Personen ereignet. Dabei wurde unter anderem ein 20-jähriger Schweizer schwer verletzt und erlag wenige Tage später seinen Verletzungen (stgallen24 berichtete).

Der Fall von R.B.* sorgte für einen Aufschrei in der Stadt St.Gallen und wurde gar zum Politikum – denn gleich mehrere brutale Gewalttaten hielten St.Gallen vor zwei Jahren in Atem. Trotz intensiven Ermittlungen tappte die Polizei im Fall des verstorbenen Schweizers lange in Dunkeln. Wer ist Schuld an R.B.s Tod? Wurde er in den Tod gejagt? Wie viele Männer waren involviert? Gibt es überhaupt Täter in diesem Fall?

Am Donnerstag sollten diese Fragen vor Gericht geklärt werden. Zwei Kosovaren und ein Schweizer im Alter von 26, 30 und 27 Jahren wurden wegen Raufhandel und versuchter einfachen Körperverletzung beschuldigt. Privatkläger waren neben der Familie von R.B. auch zwei weitere Männer, die Opfer der mutmasslichen Gewalttat wurden. 

Schwere Verletzungen nach Flucht

In der Anklageschrift wird die Nacht vom 19. September 2021 rekonstruiert. So soll es zu wechselseitigen Pöbeleien und Schlägen zwischen den Beschuldigten und drei Männern – R.B. und seinen Freunde – gekommen sein. Im Zuge der Auseinandersetzung flüchtete R.B. in Richtung Gebüsch zwischen den Liegenschaften Bahnhofstrasse 7 und 9 und wurde dabei von zwei der Beschuldigten verfolgt.

Mit der Verfolgung hätten die beiden Männer «wissentlich und willentlich in die Hecke bzw. zum Zaun getrieben, wodurch sich R.B. derart am Zaun zwischen den Liegenschaften Bahnhofstrasse 7 und 9 verletzte, dass er am 29. September 2021 seinen Verletzungen erlag und verstarb», heisst es in der Anklageschrift. Dieser erlitt schwere Verletzungen, die zu starken Blutverlusten und später einem Multiorganversagen führten. Die beiden anderen Männer erlitten ebenfalls Verletzungen wie Schürfungen, Rissquetschwunden, Schwellungen und Verstauchungen. 

Bedingte Haftstrafe

Vor Gericht zeigten sich die Kosovaren gefasst und sagten, dass sie nicht gewollt hätten, dass dies so endete und sprachen der Familie ihr Beileid aus. Sie gaben zu, an der Schlägerei beteiligt gewesen zu sein, aber R.B. nicht zum Zaun gejagt zu haben. Laut Anwalt der Familie des Opfers ist es keinesfalls eine wechselseitige Auseinandersetzung gewesen. Die Angeklagten seien unverletzt geblieben. 

Das Gericht sprach alle drei Beschuldigten des Raufhandels und der versuchten einfachen Körperverletzung schuldig. Der 27-jährige Schweizer und der 26-jährige Kosovare wurden zu einer bedingten Freiheitsstrafe von sieben Monaten verurteilt. Der 30-jährige Kosovare wurde zu einer bedingten Freiheitsstrafe von acht Monaten verurteilt.

Die Staatsanwaltschaft forderte für zwei der drei Männer wegen Raufhandels und der versuchten einfachen Körperverletzung eine Freiheitsstrafe von 18 Monaten, unter Anrechnung der bereits erstandenen Haft. 

Beim dritten Beschuldigten forderte die Staatsanwaltschaft  eine Geldstrafe von 60 Tagessätzen zu je 80 Franken unter Gewährung des bedingten Strafvollzugs sowie eine Busse von 960 Franken.

Eine Ausweisung wurde nicht in Betracht gezogen.

*Name der Redaktion bekannt

StGallen24